Tatjana Hoffmann startet Hilfeaufruf auf Facebook für Buchcafé in Potsdam

Eine Flut an Hilfsbereitschaft hat Tatjana Hoffmann erreicht. Am Dienstag veröffentlichte die alleinerziehende Mutter nach dem Rat einer Freundin einen emotionalen Beitrag auf Facebook. Für sie war das der letzte Ausweg, ihren Buchcafé in der Dortustraße in Potsdam und damit auch ihre gesamte Existenz doch noch zu retten. Und dieser Weg schlug ein „wie eine Bombe“, erzählt Tatjana Hoffmann im MAZ-Gespräch. Mehr als 830 Personen hatten bis Donnerstagnachmittag ihren Beitrag in dem sozialen Netzwerk geteilt, es gab mehr als 150 Kommentare. Traum droht zu zerplatzen: Tatjana Hoffmann betreibt seit fast 15 Jahren das kleine Geschäft in der Innenstadt. Einst war es eine Cocktailbar, die sie jedoch nach der Geburt ihres Sohnes aufgab. „In mühevoller Arbeit und mit enormen finanziellen Aufwand habe ich mein Konzept geändert“, so die Inhaberin. Es entstand ein Buchcafé, das vor vier Jahren eröffnete. „Jeder von mir verdiente Cent steckt in meinem Traumprojekt. Die Zeit war schon sehr hart.“ Jetzt droht der Traum vor allem wegen der Corona-Pandemie zu zerplatzen. Ist ihr Geschäft noch zu retten? Seit dem Hilfeaufruf auf Facebook gibt es für Tatjana Hoffmann keine ruhige Minute mehr. Es regnet nur so Kommentare zu ihrem Beitrag, die Leute schicken unzählige E-Mails, rufen an und kommen sogar im Laden vorbei, wie die Inhaberin erzählt. Trotz Corona-Pandemie und Lockdown darf sie weiter geöffnet haben. „Das Land stuft mich als Buchladen ein“, sagt Tatjana Hoffmann. Das hat aber auch seine Schattenseiten: Ein Café darf sie derzeit nicht betreiben. Finanzielle Hilfen bekommt sie nach eigenen Angaben aber auch nicht. Spenden aus aller Welt für das Buchcafé: Der Buchladen ist demnach auf Spenden angewiesen und die fließen nach dem Facebook-Beitrag. Tatjana Hoffmann hatte ein Spendenkonto erstellt und mit veröffentlicht. Sie berichtet von Spenden aus aller Welt. „Ich habe noch keinen richtigen Überblick. Ich komme gar nicht mehr hinterher“, sagt sie. Doch die Zeit sitzt ihr im Nacken. Bis spätestens Montag muss sie ihre Mietrückstände zahlen können, ansonsten kann der Mietvertrag für das Geschäft nicht verlängert werden. „Ich hoffe, dass das reicht und genug zusammenkommt.“ Tatjana Hoffmann backt ihre Kuchen selbst, kümmert sich um die Bücher, Kaffeegäste und wenn es die Zeit im Sommer erlaubt, gibt es in lauen Nächten bei ihr auch Cocktails und Wein. „Aushilfen im Laden konnte ich mir bis dato nicht leisten.“ Hinzu kommen Aufgaben wie Reinigung, Buchhaltung und privat alle Aufgaben, die eine Mutter so zu absolvieren hat. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Den ersten Lockdown habe sie noch gut weggesteckt. Doch jetzt wird es eng. Im Januar flatterte die Kündigung für ihren Laden ins Haus. Mietrückstände verhindern Vertragsverlängerung: Alle fünf Jahre muss Tatjana Hoffmann ihren Mietvertrag verlängert. „Daran haben sowohl ich, als auch die Hausverwaltung nicht mehr dran gedacht“, sagt sie. Zwischen Hygienevorschriften, Mindestabständen und Maskenkontrollen müsse das wohl untergegangen sein. Niemand könne was dafür. Ohnehin kann der Mietvertrag nur verlängert werden, wenn es keine Mietrückstände gibt. Das ist jedoch der Fall, wie Tatjana Hoffmann erzählt. Seit der Schließung im November habe sie hier ein ganz großes Soll. Das müsste sich nun schnell ändern, um bleiben zu dürfen. Tatjana Hoffmann hat noch bis zum 22. Februar Zeit alle ausstehenden Rechnungen zu bezahlen, ansonsten muss sie bis Ende nächster Woche alles geräumt haben. „Da ich keine Lagerflächen habe, müsste ich hier alles kurz und klein hacken und auf den Sperrmüll stellen und anschließend gleich meine Insolvenz anmelden. Das würde mir das Herz brechen.“ Um das zu verhindern schrieb sie in größter Not den Hilfeaufruf. Seitdem trudeln etliche Spenden ein und Leute kommen in ihren Laden, um Bücher zu kaufen. Tatjana Hoffmann ist täglich in der Regel von 12 bis 17 Uhr in ihrem Laden vor Ort. Auch außerhalb dieser Öffnungszeiten können per E-Mail an tatjana_hoffmann@gmx.net Termine vereinbart werden. Aufgrund der Corona-Verordnung darf sich nur eine bestimmte Personenanzahl in ihrem Laden aufhalten. Von Marcus J. Pfeiffer