Die Debatte nach den Protesten beim Freiluft-Gottesdienst zum Baustart des Garnisonkirchturms ebbt auch fast eine Woche später nicht ab. Mit Empörung haben die Bürgerinitiative „Mitteschön“ und Cornelia Radeke-Engst, Pfarrerin an der Nagelkreuzkapelle, am Freitag auf eine Erklärung der Kulturmanagerin des Rechenzentrums, Anja Engel, reagiert. Diese hatte sich im Namen der Stiftung SPI als Trägerin des Kunst- und Kreativhauses deutlich von einzelnen Protest-Aktionen distanziert – etwa vom Abwurf von Stinkbomben aus einem Raum des Rechenzentrums. Das hatte Engel in einem Schreiben an die Garnisonkirchenstiftung deutlich gemacht. Wer für die Stinkbombenwürfe verantwortlich sei, lasse sich nicht nachvollziehen, da ein reges Kommen und Gehen im Haus geherrscht habe.
Pfarrerin ist sprachlos
Aus Sicht von „Mitteschön“ und von Pfarrerin Radeke-Engst ist Engels Entschuldigung allerdings nicht glaubhaft. „Dass sie den Aktionen, die in ihrem Haus aus gestartet wurden, nichts gewusst hätte – das ist schwerlich zu glauben, denn sie stand mit auf dem Festplatz bei den Protestlern mit Blick auf das Rechenzentrum“,heißt es in einer Mitteilung der Initiative: „Wie, so fragen wir uns, hätte es möglich sein sollen, dass sie nicht bemerkte, dass aus dem Haus Beschimpfungen gerufen, ein Transparent mit der Beschriftung „Preußenscheiße“ herabgelassen und rausgerissene Bibelseite abgeworfen wurden? Es schien sie nicht zu stören. Wie doppelzüngig muss man sein, bei einem solchen Protest teilzunehmen und anschließend noch zum Baustart zu gratulieren?“ Radeke-Engst erklärte, Engels Entschuldigung mache sie sprachlos: „Sie war beim Gottesdienst und hätte die Störung mit Hilfe der Polizei unterbinden können.“
Kreative distanzieren sich
Der Sprecherrat des Rechenzentrums und der Verein „Freundliche Übernahme Rechenzentrum“ distanzierten sich am Freitag noch einmal deutlich von den Protest-Aktionen vom Rechenzentrum aus. „Einzelne Handlungen, insbesondere das Werfen von Stinkbomben auf das Baufeld der Garnisonkirche, übersteigen jedoch jede Form akzeptabler Meinungsäußerung und widersprechen dem Grundrecht auf ungestörte Religionsausübung.“ Das Kunst- und Kreativhaus sei als Ausübungsort vereinnahmt worden,heißt es in der Erklärung.
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Von Ildiko Röd