Warnstreik der Potsdamer Müllabfuhr führt zu geringen Einschränkungen

Höhere Löhne, einheitliche Arbeitszeiten: Das forderte Sylvia Bühler vom Verdi-Bundesvorstand Mittwochmittag auf der Streikkundgebung auf dem Potsdamer Luisenplatz. „Wir sind vor, während und nach der Pandemie systemrelevant und das sollte wertgeschätzt werden“, sagte sie. Deswegen sei es besonders wichtig, dass die Kundgebung stattfinde. Von 10.30 Uhr bis kurz vor 13 Uhr versammeln sich rund 150 Menschen vor dem Brandenburger Tor, standen friedlich beieinander, lauschen Musik, tauschten sich aus. Die Kundgebung verlief friedlich, zur Ansprache von Sylvia Bühler wurde lediglich applaudiert und gejubelt – coronakonform mit Mund- und Nasenschutz. „Auch während der Pandemie lassen wir uns unser Streikrecht nicht nehmen“, sagte Bühler. Die Arbeitnehmer hätten sich selbst in den Finger geschnitten, weil sie „uns das nicht zugetraut haben“. Statt die Tarifrunde zu nutzen, in vernünftige Verhandlungen zu gehen und den Arbeitnehmern entgegen zukommen, würde gemauert. „Uns wird gesagt, wir sollen froh über sichere Arbeitsplätze sein, dabei sollte das eine Selbstverständlichkeit sein.“ Streik der Step in Potsdam: Die Gewerkschaft Verdi hatte für Mittwoch zu weiteren Streiks aufgerufen. In Potsdam war erneut vor allem die Stadtentsorgung Potsdam (Step) betroffen. Laut Potsdams Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz beteiligte sich nur ein geringer Teil der Step-Mitarbeitenden an dem Streik, was für die Potsdamer zu geringfügigen Einschränkungen geführt habe. Lediglich zwei Touren für den Bereich Bioabfall konnten in Golm und Bornim sowie eine Tour im Bereich Papier, Pappe und Kartonagen in Eiche konnten am Mittwoch nicht gefahren werden. Die Entleerung der stehen gebliebenen Tonnen soll zeitnah nachgeholt werden – wahrscheinlich zum nächsten Entsorgungstermin. Forderung: Gehaltserhöhung von 4,8 Prozent: Verdi fordert in der laufenden Tarifrunde Gehaltserhöhungen von 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro monatlich. Außerdem soll es eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro geben. Die Arbeitgeber haben für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten insgesamt 3,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in drei Jahresstufen angeboten. Die dritte Verhandlungsrunde im Öffentlichen Dienst ist für Donnerstag und Freitag angesetzt. „Im Sinne aller Potsdamerinnen und Potsdamer setzen wir zugleich darauf, dass die Tarif-Auseinandersetzung bald mit einem guten Kompromiss endet“, teilte Klotz mit. Die Leistung in Corona-Zeiten sollen dabei ebenso berücksichtigt werden wie der finanzielle Spielraum der Arbeitgeber. Einheitliche Arbeitszeiten in Ost und West: Besonders im Gesundheits- und Sozialwesen forderte Bühler in ihrer Ansprache höhere Löhne sowie eine allgemeine einheitliche Arbeitszeitregelung in den neuen und alten Bundesländern: „Wir haben gerade erst groß 30 Jahre Deutsche Einheit gefeiert, wir wollen endlich Gleichheit haben.“ Und zwar nicht erst 2024, wie es laut Bühler von Arbeitgeberseite versprochen wird. „Das ist eine Frechheit“, sagt sie dazu. Auch die Bedingungen für die Auszubildenden müssten sich dringend ändern, 100 Euro mehr Lohn fordert Verdi. „Wir brauchen junge Menschen, die gerne im Öffentlichen Dienst arbeiten wollen“, so Bühler. Es sei wichtig, ein starkes Zeichen zu setzen, auch in Potsdam: „Wir wollen noch stärker werden, je mehr wir werden, desto mehr können wir erreichen.“ Bei vergangenen Warnstreiks am 1. Oktober war es in Potsdam zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit der Geschäftsführung gekommen. An dem Streik hatten sich mehr als 70 der 310 Step-Mitarbeiter beteiligt. Lesen Sie auch Stadtentsorgung Potsdam Step: Erneuter Warnstreik am Mittwoch Potsdam: Warnstreik mit Handgreiflichkeiten bei der Stadtentsorgung Von Sarah Kugler