Was die Causa Behrendt über Führungsschwäche im Potsdamer Rathaus aussagt

Das Ganze klingt mittlerweile schon fast wie ein Witz – wenn es denn nicht so traurig für Potsdam wäre: Da wird nach zwei Ausschreibungen endlich im März 2019 nach einjähriger Vakanz die Wunschkandidatin des Baubeigeordneten zur Bereichsleiterin im Denkmalamt gekürt. Ganze vier Monate geht alles gut. Bis sich im Juli 2019 herausstellt, dass die Andrea Behrendt schon wieder weg will. Die Vorgesetzten dürfen von den Plänen aus der Zeitung erfahren. Als der potenzielle neue Arbeitgeber in Essen allerdings einen Rückzieher macht, ist Potsdams neue Denkmalamt-Chefin plötzlich nur noch ein Phantom. Arbeitsunfall – Krankschreibung im Herbst 2019 – bis heute ward Andrea Behrendt in ihrem Büro nicht mehr gesehen. In dieser Zeit vermochte es die Denkmalpflegerin allerdings durchaus, gegen die Stadt Essen zu klagen, allerdings erfolglos. Wie lang soll die Posse noch dauern? Wie lang die tragische Posse noch so weitergehen wird? Ungewiss. Im Rathaus zeigt man sich jedenfalls nach außen unverdrossen optimistisch, dass Andrea Behrendt irgendwann wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren wird. Andere Register zu ziehen, scheint man in der Stadtverwaltung nicht gewillt zu sein. Auch eine amtsärztliche Untersuchung ist offenbar keine Option. Und das, obwohl Behrendt sich vor einiger Zeit im Rahmen ihrer – bereits zweiten! – Bewerbung in Essen durchaus arbeitswillig – beziehungsweise potenziell arbeitsfähig – ab dem 1. Januar 2021 gezeigt hatte. Sollte man da als Arbeitgeber nicht vielleicht einmal etwas genauer hinschauen? Amt für Denkmalpflege bleibt weiterhin ohne Chefin Fakt ist: Die Rathausspitze – allen voran der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos) sowie der Letztverantwortliche in Gestalt von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) – steht in der Causa Behrendt mittlerweile als führungsschwach da. Was will man sich noch alles von der Denkmalamtchefin bieten lassen, die ihre Wechselgelüste in Richtung Essen mittlerweile bereits zweimal kundgetan hat? Und die ihr Amt lediglich en passant für ein paar Monate ausgefüllt hatte, ehe es sie Mitte 2019 wieder offenkundig zu neuen Ufern zog? Und selbst während der Zeit ihres aktiven Dienstes trat Behrendt so wenig öffentlich in Erscheinung, dass es extrem schwer ist, ein Foto von ihr aufzutreiben. Mag sein, dass ihr der Innendienst mehr als der öffentlichkeitswirksame Auftritt lag, aber selbst behördenintern soll sie sich in der kurzen Zeit ihres Wirkens nicht allzu viele Freunde gemacht haben. Der Flurschaden ist bereits jetzt groß: Bereits jetzt ist der Flurschaden, den die Causa Behrendt hinterlässt, enorm. Zum einen ist die Außenwirkung einer Denkmalamt-Chefin, die ihren Arbeitgebern auf der Nase herumtanzt und offensichtlich über einen irregeleiteten beruflichen Kompass verfügt, weit über Potsdam hinaus verheerend. Doch noch bedenklicher sind die Auswirkungen für die Landeshauptstadt selbst. Würde es sich um Kleinkleckersdorf mit einem einzigen Industriedenkmal aus den 1920er-Jahren handeln, so könnte man das Fehlen der Bereichsleiterin wahrscheinlich noch verschmerzen. Aber im Unesco-Welterbe Potsdam, das einen Gutteil seines Renommees und nicht zuletzt seiner Wirtschaftskraft seinen einzigartigen Denkmalen zu verdanken hat, ist dies schlicht ein Unding. Von Ildiko Röd