Mit der Schenkung von zwei Bildern aus dem Nachlass des Potsdamer Künstlers Stefan Eisermann (1943-1998) an die Kunsthalle Rostock und an das Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst in Cottbus ging am Montag ein auf seine Weise beispielloses Projekt ins Ziel.
24 Jahre lang hatte der aus Rostock stammende Autodidakt fast manisch gearbeitet. Erst an der Küste, später in Potsdam. Ulrich Ptak, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kunsthalle Rostock, erinnert sich noch gut an die Vorwendezeit, als Eisermann zeitweise als Techniker in der Kunsthalle arbeitete und sich vergeblich um die Aufnahme in den Künstlerverband bemühte: „Stefan war eine faszinierende Persönlichkeit mit einer großen Sogwirkung und einem großen Freundeskreis.“
„Herzen“ in der Waschhaus-Galerie
Bewundert habe er schon damals, wie Eisermann es „auf minutiöse Art und Weise geschafft hat, seine Bilder zum Leuchten zu bringen“. Und auch das berichtete der Rostocker: „Es gab viele Nächte, in denen wir betrunken waren.“
Unmittelbar nach seinem Tod im Oktober 1998 widmete der damalige Waschhaus-Galerist Erik Bruinenberg Stefan Eisermann eine Ausstellung zum Thema „Herzen“; das Herzmotiv hatte den Künstler in seinen letzten Jahren intensiv beschäftigt.
Fünf Jahre später war sein „Gelbes Herz“ von 1996 das Titelbild einer vom Freundeskreis Stefan Eisermann initiierten Monografie und einer Ausstellung mit Malerei von Stefan Eisermann, die in Potsdam, in Cottbus und in Rostock gezeigt wurde.
Sein Werk war schon damals umfassend aufbereitet.
„Selten“, schrieb der Potsdamer Kunsthistoriker Andreas Hüneke, „lässt sich das Lebenswerk eines Künstlers so genau umreißen wie bei Stefan Eisermann. Es umfasst 24 Jahre und sähe man Bilder Eisermanns von 1975 und 1998 unvorbereitet nebeneinander, käme man nicht auf den Gedanken, sie stammten von derselben Hand.“
Das Bild atmet Kälte
Für die von Hüneke geschilderte „beachtliche Entwicklung ... von der Einbettung in einen Trend bis zur Freiheit des eigenständigen Ausdrucks“ standen drei Arbeiten, die nach der Wanderausstellung in die Sammlungen der Ausstellungsorte kommen sollten.
Eröffnet wurde die Spendenkampagne zur Finanzierung der Ankäufe noch vom Freundeskreis, übernommen wurde sie vom 2003 gegründeten Potsdamer Kunstverein.
2009 konnte das erste Bild übergeben werden. „Adam und Eva“, eine der letzten Arbeiten Eisermanns, kam ins Potsdam-Museum. Anders als der Titel vermuten lässt, atmet es Kälte: Das biblische Paar nur fahle Schemen hinter weiß züngelnden Kerzen vor einer trotz ihrer Röte eisigen Sonne. Die Schenkung war denkwürdig.
Denn das aus Spenden finanzierte Gemälde war der erste Zugang für die Sammlung zeitgenössischer moderner Kunst nach 13 Jahren, in denen sich das Potsdamer Stadtmuseum mangels Ankaufsetats keine Neuerwerbung mehr leisten konnte.
Auch die Werke für Rostock und Cottbus standen schon fest. Dass sie nun in die Sammlungen kommen, ist der Schenkung durch Eisermanns Töchter zu verdanken.
Das Bild für die Hansestadt „Im Zoo“ aus dem Jahr 1978 ist noch ganz der frühe Stefan Eisermann, der Alltag in Märchenwelten verwandelte.
Das Cottbus zugedachte „Totem“ von 1993 hingegen steht für den Beginn seiner bekanntesten Motivserie. Auf den ersten Blick wirkt es düster. Doch dann beginnen die Herzen im Dunkeln zu flattern wie Schmetterlinge.
Erinnerung an den Potsdamer Künstler Stefan Eisermann
Von Volker Oelschläger