Der Wissenschaftspark Golm soll in den kommenden Jahren nicht nur bedeutend wachsen, sondern auch lebenswerter werden. Das versprach Agnes von Matuschka, die seit einem halben Jahr das Standortmanagement leitet, am Mittwochabend dem Hauptausschuss. „Unser Ziel ist es, Golm in zehn Jahren zu einem international wettbewerbsfähigen Innovationsstandort auszubauen“, sagte Agnes von Matuschka.
Über 100 Start-Ups sollen sich ansiedeln
Mindestens 100 kleine und mittlere Unternehmen, über 1000 Arbeitsplätze und Privatinvestitionen von über 100 Millionen Euro in die Immobilien verspricht die Wissenschaftsmanagerin. Sie bekomme regelmäßig Anfragen von Investoren, die Gebäude errichten wollen, von Firmen die Flächen mieten wollen oder kleine Produktionsstandorte suchen. „Wir haben ein riesiges Potenzial, den Standort schnell zu entwickeln“, ist sich von Matuschka sicher.
Golmer werden über regelmäßigen Runden Tisch einbezogen
Sie betonte, dass sie den Wissenschaftspark „lebenswerter“ gestalten wolle. „Die Radwege sind nicht komplett, es fehlt an Beleuchtung, es gibt kaum Parkbänke, keine Läden und auch keinen Bürgertreff. Das sind Dinge, die den Standort erst lebenswert machen und daran möchten wir gern intensiv arbeiten.“ Mit einer Dialogplattform will die Standortmanagerin auch die Golmer selbst einbeziehen und regelmäßig informieren. Am 2. Juli lädt sie dazu Vereine und Bürger in das Technologiezentrum Go:In ein.
Auch der Ortsbeirat Golm unterstützt diese Ziele. Am Donnerstag verabschiedete der Ortsbeirat eine Absichtserklärung, sich als kommunalpolitischer Akteur für die Entwicklung, „insbesondere auch durch Öffentlichkeitsarbeit“, einzusetzen.
Vermarktung der Flächen westlich der Bahntrasse abgeschlossen
Auf den bislang grünen Wiesen links der Bahn ist die Vermarktung der sechs großen Grundstücke bereits abgeschlossen. Dort entstehen mindestens vier Büro- und Laborgebäude, sowie ein Boardinghouse mit 61 Apartments und einem Café. Direkt neben dem Bahnhof wird ein Nahversorgungszentrum gebaut, für das bereits eine Baugenehmigung vorliegt.
Go:In 2 soll Mitte 2020 fertig sein
Unter den geplanten Laborbauten ist auch das Go:In 2. Dieses Haus für Ausgründungen von Unternehmen aus den vielen Golmer Instituten wird dringend benötigt. Der Baustart soll Mitte 2019 sein. Bereits ein Jahr später soll das Haus mit rund 3000 Quadratmeter Nutzfläche fertiggestellt sein. Rund 12,5 Millionen Euro kostet das Vorhaben, die Stadt schießt zwei Millionen Euro zu. Beim Standortmanagement geht man für die Errichtung des Go:In 2 allerdings von „Bieter-, Kosten- und Zeitrisiken im Rahmen der Vergabe“ aus. Auch die Kosten und Konditionen der Kreditfinanzierung werden als Risiko eingestuft.
Übergangslösung für Mieter des Go:In 1 bis Ende 2020
Der ambitionierte Zeitplan ist für viele Mieter des Vorgängerbaus Go:In 1 nebenan kritisch. Sie müssten wegen der Förderrichtlinien der Investitionsbank des Landes Brandenburg, die nur eine temporäre Starthilfe vorsehen, zum Teil schon jetzt ausziehen. Durch eine Ausnahmegenehmigung können die Unternehmen immerhin bis Ende 2020 bleiben. Spätestens dann muss der Nachfolgebau fertiggestellt sein.
Universität wird östlich der Bahnlinie ihren Campus erweitern
Östlich der Bahnlinie wird vor allem die Universität wachsen, wofür der Bebauungsplan 129 noch einmal geändert werden muss. „Da haben wir zu enge Vorgaben gemacht, aber die Universität braucht dort Flächen, so dass wir den Plan noch mal anfassen müssen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Hauptausschuss. Bis Ende 2019 soll die Erschließung der zehn Hektar umfassenden Grundstücke abgeschlossen sein. Neben der Uni sind dort Gewerbeflächen für Ausgründungen aus den Instituten und für externe Mieter vorgesehen.
Der Wissenschaftspark Golm
Seit den 1990er Jahren wird das Umfeld des Campus der Universität Potsdam in Golm entwickelt. Über 400 Millionen Euro wurden dort seitdem investiert. 1992 wurde das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung eröffnet. 1994 entstand das Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie, das jetzt erweitert werden soll. 1999 zog das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung von Berlin nach Golm. Im gleichen Jahr eröffnete auch das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik eine Zweigstelle in Golm. Ein Teil des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie zog 2007 von Bergholz-Rehbrücke dorthin.
Für die internationale Vermarktung soll der Wissenschaftspark künftig auch einen englischen Namen bekommen.
Von Peter Degener