Zu- und Wegzüge in Berliner Vorstadt, Nauener Vorstadt und Jägervorstadt

Mehr als 197.000 Menschen haben Potsdam seit der Wende verlassen, mehr als 227.000 sind neu hieher gekommen – und haben die Stadt für immer verändert. Die Berliner Vorstadt – so hört man es immer wieder – ist einer der Stadtteile, der besonders viele alte Einwohner verloren und vor allem Zugezogene aus dem Westen gewonnen hat. Fakt? Oder nur ein Gefühl? Wir haben ganz genau hingeschaut – und alle Daten der Stadt Potsdam zur Wanderungsbewegung in den drei Vorstädten im Norden ausgewertet. Die meisten kamen aus Berlin in die Berliner Vorstadt: Die Berliner Vorstadt: Sie ist die exklusivste und mit einem Bodenrichtwert von 1200 Euro pro Quadratmeter derzeit die teuerste der drei Vorstädte. Die Einwohnerzahl ist seit 1994 auch hier gestiegen (von 2454 auf 2830 Bewohner), allerdings deutlich moderater als in den beiden anderen Vorstädten. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Sie ist die einzige der drei Vorstädte, in der die meisten Menschen seit der Wende aus Berlin (1717)* und Westdeutschland (1610) zugezogen sind. 1291 Menschen kamen von 1994 bis 2018 zudem aus Ostdeutschland** in die Berliner Vorstadt, weitere 901 aus dem Ausland. Insgesamt sind 5519 Menschen neu in die Berliner Vorstadt gekommen, 3605 Menschen haben den Stadtteil zwischen 1994 und 2018 verlassen.*** Die größte Gruppe (1302 Menschen) zog nach Ostdeutschland, die meisten davon ins Potsdamer Umland. Nach Berlin gingen 948 Menschen, ins Ausland 808. Nach Westdeutschland zog es aus der Berliner Vorstadt lediglich 547 Menschen. In die Nauener Vorstadt zogen die meisten Menschen aus Ostdeutschland: Die Nauener Vorstadt: Sie ist flächenmäßig die größte der drei Vorstädte und hat mit 5233 Einwohnern (2018) – 1994 waren es noch 2775 Einwohner – auch mit Abstand die meisten Bewohner. Teuer sind im stadtweiten Vergleich auch hier die Bodenwerte, liegen mit etwa 750 Euro pro Quadratmeter aber deutlich unter den Preisen in der Berliner Vorstadt. Die meisten Menschen (2318) zogen zwischen 1994 und 2018 aus Ostdeutschland in die Nauener Vorstadt, gefolgt von Berlin (2051), Westdeutschland (1935) und dem Ausland (1034). Mehr als 7330 Menschen sind seit 1994 neu in die Nauener Vorstadt gezogen, 4475 haben den Stadtteil wieder verlassen. Auf Platz 1 bei den Wegzüglern liegt auch hier Ostdeutschland, die meisten der 2002 Menschen ging direkt in Potsdamer Umland. Die zweitgrößte Gruppe zog es nach Westdeutschland (909), gefolgt von Berlin (905) und dem Ausland (659). Wanderungen in der kleinsten der drei Vorstädte: Jägervorstadt: Sie ist mit Abstand die kleinste der drei Vorstädte, ist aber einwohnermäßig am stärksten gewachsen. 1994 lag die Zahl der Einwohner noch bei 1015, im Jahr 2018 bei 2994, hat sich in den 24 Jahren also fast verdreifacht. Der Großteil der Zugezogenen kam aus Ostdeutschland (1431), gefolgt von Westdeutschland (1120), Berlin (989) und dem Ausland (339). Die Zahl der Zugezogenen insgesamt liegt bei 3879, die Zahl der Weggezogenen bei 2364. Wie in der Nauener Vorstadt gingen auch von hier aus die meisten Menschen nach Ostdeutschland (975), nach Westdeutschland zogen seit 1994 insgesamt 573 Menschen, nach Berlin 468 und ins Ausland 348 Menschen. Hinweise der Redaktion: *Die Stadt Potsdam unterscheidet nicht nach Ost- und Westberlin **Die Stadt Potsdam unterscheidet zwischen Potsdamer Umland, Land Brandenburg und neue Bundesländer, diese Zahlen haben wir in dieser Auswertung zusammengefasst. ***die Stadt Potsdam erfasst zudem „Wegzüge von Amts wegen“, aus Übersichtlichkeitsgründen haben wir die sehr geringen Zahlen bei den Wanderungsbewegungen nicht mit eingerechnet Lesen Sie dazu auch: Alle interaktiven Grafiken im Überblick So haben sich die Vorstädte in Potsdams Norden verändert Aufgewachsen an der Glienicker Brücke: „Ich bin hier der letzte meiner Art“ Stadtentwickler im Interview: „Nach der Wende standen die Investoren auf der Matte“ Alle Kapitel unserer großen Potsdam-Serie lesen Sie unter: potsdam.maz-online.de Das Projekt „Potsdam ganz nah“ ist gefördert durch das Kartographen Mercator Stipendien-Programm für JournalistInnen – eine Initiative des gemeinnützigen Vereins Fleiß und Mut e.V. Lust auf noch mehr Stadtleben und Potsdamer Geschichten? Zweimal wöchentlich verschickt die MAZ den kostenlosen Newsletter „Potsdam ganz nah“ – hier können Sie Sich dafür anmelden. Von Anna Sprockhoff