Besuch aus Alba: So gut verstehen sich die Prignitzer und ihre rumänischen Freunde

Das ist ziemlich einmalig: Die seit Juli 2019 bestehende Partnerschaft zwischen dem Landkreis Prignitz und dem rumänischen Kreis Alba Iulia ist die wahrscheinlich einzige auf Kreisebene zwischen Deutschland und Rumänien, die es gibt. Auf jeden Fall hat kein brandenburgischer Landkreis eine ähnliche Partnerschaft. Am Freitag wurde im Foyer der Prignitzer Kreisverwaltung in Perleberg eine Ausstellung eröffnet, die den Prignitzern die neue Partnerregion vorstellt – in Gegenwart einer hochrangigen Delegation aus Rumänien, die für fünf Tage die Prignitz besuchte. „Grüße aus Alba“ heißt die Schau. Sie dokumentiert gleichermaßen die wunderschöne Natur rund um Alba, die Stadt, Brauchtum und Volkstrachten sowie die beginnende Partnerschaft. „Wir haben vor 30 Jahren für ein vereintes Europa gekämpft“: Die Delegation nahm auch am Neujahrsempfang des Landkreises teil. „Uns verbindet vieles aus der Anfangszeit nach der Wende“, sagt dabei Ion Dumitrel, Präsident der Region Alba, „Freiheit, Frieden und Europa sind Worte, die Ihnen viel bedeuten und auch uns in Rumänien.“ Menschen seien damals auch in Alba auf die Straßen gegangen: „Wir haben vor 30 Jahren für ein vereintes Europa gekämpft.“ Gelebte Partnerschaft zeigte sich beim gemeinsamen Auftritt der Kreismusikschule Prignitz und des Folkloreensembles aus Alba – es klang so, als hätten sie immer schon zusammen musiziert. Die rumänischen Gäste und ihre deutschen Gastgeber bewältigten ein straffes Arbeits- und Besuchsprogramm. So waren die Gäste bei den Meyenburger Möbelwerken wie bei Austrotherm in Wittenberge, besuchten in Seddin, Freyenstein und Wittstock archäologisch interessante Orte oder die Lebenshilfewerkstätten in Wittenberge. Zusammenarbeit in Sachen Bildung möglich: In Sachen Bildung kristallisiert sich eine mögliche Zusammenarbeit zwischen dem Oberstufenzentrum Prignitz und einer ähnlich gelagerten Schule in Alba heraus. insbesondere bei den Schwerpunkten Landwirtschaft und Soziales. Auch die Bildungsarbeit in der Natur könnte in eine Kooperation münden. Hier gab es ein Gespräch mit Vertretern des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe. Sofern machbar, könnte es einen Schüleraustausch geben, in dem Schüler im jeweils anderen Land nach dem Projekt „ außerschulische Lernorte “ Museen kennenlernen. Interesse an Behindertenarbeit und am dualen Modell: Im Bereich Soziales zeigten sich die Gäste sehr angetan davon, wie Behindertenarbeit im Landkreis Prignitz funktioniert. Fachkräftesicherung ist in Deutschland wie in Rumänien eine wichtige Aufgabe. Die Gäste interessierten sich für das Modell der dualen Ausbildung in Deutschland. Auf Landesebene gibt es schon eine deutsch-rumänische Kooperation mit der Region „Centru“, also Zentralrumänien, einem Verbund von sechs Landkreisen, zu dem auch Alba Julia gehört. Alle sechs Kreise eint, dass hier viele Menschen mit ungarischen und deutschen Wurzeln leben. Wiedersehen mit Platzeck: „Brandenburg ist der beste Freund, den wir haben“: Am Zustandekommen dieser Kooperation hatte der frühere Ministerpräsident Matthias Platzeck seinen Anteil, der auch Ehrengast beim Neujahrsempfang war. Platzeck und einige der Verantwortlichen aus Alba Julia kennen sich und begrüßten sich herzlich. Dumitrel ist stolz, dass die Zusammenarbeit eine Fortsetzung auf Kreisebene findet. „Aus unserer Sicht ist Brandenburg der beste und größte Freund den wir haben“, sagte Dumitrel, „wir hätten ohne Brandenburg nicht so eine Entwicklung nehmen können.“ Gegenbesuch wird für Juli anvisiert: Für Uhe brachte der Besuch einen anderen Blick auch auf die eigene Arbeit und die Erkenntnis, dass die Gäste einen Stolz auf sich und ihr Land mitbringen, der den Deutschen oft abgeht. Einen Gegenbesuch soll es noch in diesem Jahr geben, doch ist der genaue Termin noch nicht konkret. Uhe: „Wir bereiten einen Arbeitsbesuch vor.“ Eventuell wird dieser im Juli stattfinden. Von Bernd Atzenroth

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