Corona: Nicht jeder Erstkontakt wird direkt getestet

Auch vor den Feiertagen gibt es in Bezug auf das Corona-Virus keine guten Nachrichten für die Prignitz. Zwei Zahlen machen das besonders deutlich: Zum einen die Inzidenzzahl – sie verharrte am Mittwoch mit Stand von 10 Uhr nach Angaben von David Kahl, Sachbereichsleiter Allgemeiner Sozialer Dienst in der Prignitzer Kreisverwaltung, auf hohem Niveau: 382,10 ist der im Moment dritthöchste Wert aller brandenburgischen Landkreise. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass allein in den vergangenen sieben Tagen 294 Neu-Infektionen im Landkreis hinzugekommen sind, 32 davon allein am Mittwoch. Corona-Inzidenz: Nachdenken über Maßnahmen: Eine weitere schlechte Nachricht dabei: Das Infektionsgeschehen im Landkreis ist nicht einem einzigen Hotspot zuzurechnen, auch wenn in der vergangenen Woche die Fallzahlen infolge des massiven Ausbruchs im KMG-Seniorenheim Pritzwalk deutlich gestiegen sind. Ob der konstant hohe Inzidenzwert noch weitere Maßnahmen nach sich zieht, steht nach Kahls Angaben aber noch nicht fest. „Wir verfolgen die Inzidenz mit Sorge und denken über Maßnahmen nach“, sagte er. Dazu stehe man in engem Kontakt mit Brandenburgs Gesundheitsministerium. 988 Prignitzer in Quarantäne: Die zweite beeindruckende Zahl nannte Dagmar Schönhardt. Nach Angaben der Prignitzer Amtsärztin befinden sich mittlerweile 988 Prignitzer in Quarantäne. Erfasst sind dabei alle Erstkontakte von Infizierten, egal ob ihre Quarantäne gerade beginnt oder ob die 14 Tage kurz vor dem Ende stehen. Lesen Sie auch Corona: Sechster Todesfall im Pritzwalker KMG-Heim Corona: Betretungsverbot für KMG-Seniorenheim Pritzwalk: Corona im KMG-Heim – Ursache unklar Prignitz: Drei weitere Corona-Fälle am Sonntag Corona: Fünf Tote nach Ausbruch in Pritzwalker Heim Diese hohe Zahl hat mittlerweile Konsequenzen. Denn laut Dagmar Schönhardt ist nicht mehr gewährleistet, dass diese Erstkontakte auch in einem sinnvollen Zeitraum getestet werden können, insbesondere jetzt zu den Feiertagen mit den langen Wochenenden. Daher wolle man sich auf die „vulnerablen Bereiche“ konzentrieren, sprich: Vor allem besonders gefährdete Menschen testen, insbesondere in Pflegeeinrichtungen, aber, sofern sich dies so beurteilen lässt, auch in Privathaushalten – was nicht immer leicht zu entscheiden ist. Über Weihnachten wird nicht getestet: Von Heiligabend über die Festtage wird nicht getestet, weder in der Wittenberger Teststation noch mobil. Auch das Labor, mit dem der Kreis zusammenarbeitet, wertet über die Feiertage keinen Test aus. Möglich sei allerdings Notdiagnostik im Krankenhaus und in medizinischen Einrichtungen. Auch das Gesundheitsamt hat einen Bereitschaftsdienst. Die Corona-Hotline ist nur noch am Heiligabend von 9 bis 12 Uhr geschaltet, danach erst wieder am Montag, 28. Dezember, zu den üblichen Zeiten. Menschen mit gesundheitlichen Problemen können sich an den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116 117 wenden. KMG-Seniorenheim Pritzwalk: Tägliche Tests: Keine neuen Nachrichten gab es aus dem KMG-Seniorenheim Pritzwalk – aber immerhin eine Erklärung dafür , warum die Angaben bei den Infiziertenzahlen zwischen Landkreis und KMG mitunter Differenzen aufwiesen. Der Landkreis erfasst nur die Infizierten aus der Prignitz, aber nicht die aus dem Nachbarlandkreis Ostprignitz-Ruppin. Kahl betonte, dass manche zunächst positiv getestete Person kurz danach negativ getestet worden sei. „Hier ändern sich die Zahlen oft minütlich“ sagte er. Ansonsten erklärte Kahl, dass Vertreter des Kreises und der KMG fast stündlich miteinander über die Lage im Heim beraten würden. Nach wie vor werde dort regelmäßig getestet. Personalwechsel bei der Bundeswehr: Eine weitere Mitteilung hatte Kahl noch: Am kommenden Montag vollzieht die Bundeswehr ihren planmäßigen Personalaustausch. Die zehn im Prignitzer Gesundheitsamt bei der Corona-Nachverfolgung eingesetzten Soldaten werden dann durch zehn andere ersetzt. Das heißt auch: Für einen Tag werden im Gesundheitsamt 20 Soldaten im Einsatz sein. Denn es gilt das Prinzip der „Eins-zu-Eins-Einarbeitung“. Am Dienstag werden die abgezogen Soldaten die Prignitz schließlich verlassen, während ihre zehn Nachfolger dann übernehmen. Von Bernd Atzenroth