Es ist so weit: Die Sanierung des Brüsenhagener Kirchturms kann beginnen. Am Freitag wurden zu seinen Füßen letzte Absprachen getroffen und die verschiedenen Firmen zusammengebracht. „Bis 30. September könnte alles fertig sein, das ist das Ziel“, sagte Annette Schulze der MAZ. Die Planerin vom Prignitzer Ingenieurbüro Schulze (IBS) arbeitet im Auftrag des Gemeindekirchenrats, der nahezu alle Leistungen an Firmen aus der Region vergab.
Der Turm wird saniert, ein neues Kirchenschiff aber bleibt ein Traum
Saniert wird der Turm außen von unten bis nach oben. Einen Anbau oder gar die Wiederherstellung des nach einem Brand in den 1970er Jahren abgetragenen Kirchenschiffes aber wird ein Brüsenhagener Traum bleiben. „Träumen werden wir ja wohl noch dürfen“, sagte Rouven Obst vom Gemeindekirchenrat, als Pfarrer Christian Ruch angesichts solcher Idee abwinkte. Ruch sprach von einer Hand voll weiteren Kirchen im Sprengel, die eine Sanierung dringend nötig haben und verwies auf die relativ kleine Gemeinde und die meist nur fünf oder sechs Leute, die zum allmonatlichen Gottesdienst in den Turm kommen. „Dafür reicht der Platz“, sagte Ruch.
Die Sanierungskosten sind daher auch noch überschaubar und zu schultern: Der Förderverein „Kirche in Brüsenhagen“ stemmt 10 000 Euro Eigenanteil, die Landeskirche und der Kirchenkreis steuern jeweils 5000 Euro bei, und ganze 65 000 Euro gibt es als Förderung aus dem Leader-Programm – macht 85 000 Euro.
Die verwitterten Platten an der neu zu streichenden Ostwand, an der einst das Kirchenschiff anschloss, werden einer Verschalung aus Holz weichen. Der alte, aus dem früheren Kirchenschiff geborgene und in die Ostwand versetzte Balken mit einer Inschrift und der Baujahreszahl 1678 soll später im Inneren aufbewahrt werden.
Neue Fenster sollen dieser Fassade zudem eine neue Struktur geben. Geht es nach den Vorstellungen der Brüsenhagener Kirchenleute, dürfen sie aus Aluminium sein. So ist es auch der denkmalrechtlichen Genehmigung zu entnehmen. Hintergrund dessen sei laut Rouven Obst eben die Zukunft: Käme es doch irgendwann mal zu einem neuen Kirchenschiff, werde kein Imitat errichtet, sondern wie überall auf eine zeitgemäße Interpretation gesetzt. Dahin tendieren auch die Denkmalbehörden stets.
Die Wand wäre damit laut Obst schon so gestaltet, dass sie einen passenden Übergang ermöglichen würde. In der Runde der Baufachleute aber kam Skepsis wegen der Aluminium-Idee auf. „Klar, neben Holz ist auch Alu denkbar, nur Plastik kommt natürlich nicht in Frage. Diese Entscheidung kann ich Ihnen aber nicht abnehmen. Sie muss aus dem Gemeindekirchenrat kommen“, sagte Gordon Thalmann von der Prignitzer Unteren Denkmalschutzbehörde. Das Gremium trifft sich dazu am kommenden Dienstag.
Von Matthias Anke