Matthias Schlede ist bester Fleischer-Jungmeister im Land Brandenburg

Eines vorweg: Der junge Mann, der auf dem Bild zu sehen ist, heißt nicht Richard, sondern Matthias Schlede. Ersterer war nämlich der Urgroßvater des freundlich dreinblickenden Herrn. Beide haben aber etwas gemeinsam: den Titel Fleischermeister. Und auf Letzteres wäre der Vorfahre, hätte er es zu Lebzeiten gewusst, besonders stolz. Der Urenkel ist vor kurzem zum besten Nachwuchs-Fleischermeister des Landes Brandenburg gekürt worden. „Der erste, dem ich das mitteilte, war mein Vater, und der ist schließlich langjähriger Fleischermeister und nun stolz auf mich wie Bolle. Es ist ja auch für ihn eine Auszeichnung. Und für mich ist das der Lohn für die vielen Arbeits- und Lernstunden im väterlichen Betrieb“, erzählt der 30-jährige. Schlachtbetrieb, Fleischerei und Ladengeschäft: Hintergrund: 1911 hatte der Vorfahre – und das war elf Jahre nach dessen Silberhochzeit – den ansehnlichen Klinkerbau errichten lassen, in dessen Hofbereich sich der Wirtschaftsteil mit Schlachtbetrieb und Fleischerei angliederte. Der Eingang zum Ladengeschäft wurde so gelegt, dass auch heute zu den Öffnungszeiten kein Lenzener daran vorbeikommt, ohne einen Blick ins Innere zu werfen. Richard Schledes Sohn Heinrich sowie Enkelsohn Jürgen führten den Beruf des Fleischermeisters in bereits dritter und vierter Generation weiter, und für den Sohn des Letzteren stand es auch alsbald fest, in die Fußstapfen seiner Vorfahren einzusteigen. Arbeitstage von bis zu 18 Stunden: „Ich habe meine Lehre aber nicht bei meinem Vater absolviert, sondern woanders. Habe dann auch in mehreren anderen Fleischereibetrieben gearbeitet, und ich sehe mich auch heute noch gern um, welches Angebot andere Fleischerläden für ihre Kunden haben – einfach, um mein Wissen zu erweitern und mich inspirieren zu lassen“, sagt der junge Lenzener. Der aufstrebende Unternehmer, der seinen Beruf als Berufung ansieht, hat rund um die Uhr zu tun. Matthias Schledes Arbeitszeit – und das manchmal bis zu 18 Stunden pro Tag – ist aufgeteilt in Hausschlachtung, die von Boizenburg bis nach Neuruppin geliefert wird, in eigene Schlachtung, Wurstzubereitung, Partyservice und Belieferung anderer Betriebe – alles Läden, die die Bezeichnung „Bio“ in ihrem Namen tragen. Rezeptbuch des Urgroßvaters und Großvaters gefunden: Dazu gehört auch die biologisch-dynamisch wirtschaftende Demeter-Käserei Siebengiebelhof in Drenkow, wo mehr Bio schon nicht mehr geht. „Meine Käseplatten beziehe ich von dort, dazu fertige ich alle Grill-Marinaden selbst an, denn ein gut ausgebildeter Fleischermeister ist auch ein annehmbarer Koch. Da kommt nur absolute Qualität auf den Tisch!“ Dazu gehört wiederum die selbst entwickelte und pikant gewürzte Knackwurst namens „Lenzener Jung“. Vor einigen Jahren, als Matthias Schlede bei Arbeiten im Dachgeschoss tätig war, machte er eine glückbringende Entdeckung: In einer Dachspalte fand sich ein „Goldstäubchen“ – das Rezeptbuch seines Urgroßvaters und Großvaters. Seitdem gibt es unter anderem „Jagdwurst nach Uropas Rezept“. „Und unsere Kunden versichern, dass das genau die Jagdwurst „von früher“ ist“, freut sich der Fleischer. Natürlich wird das kostbare Büchlein seither an einem absolut sicheren Ort verwahrt. Auf die Lossprechung muss er noch etwas warten: Vor einigen Monaten nun hat der bis dato Geselle seinen Meisterkurs in der Fachschule Berlin und der Potsdamer Handwerkskammer mit einer sehr guten Note absolviert. „Das war mit 1,8“, freut sich Matthias Schlede. Dazu gab es jetzt die Einladung, als bester frischgebackener Meister bei der Lossprechung von der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer geehrt zu werden. Das ist erst einmal „auf Eis“ gelegt. „Aber nur verschoben, denn das wird garantiert später stattfinden.“ Besonders stolz ist der Fleischer auf das Lob seiner beiden kleinen Kinder: „Wir essen nur Wurst, die Papa gemacht hat!“ Von Kerstin Beck

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