Meyenburg: Gespräch über Ausbau der lokalen Bahnlinien

Es war nicht mehr als ein Gedankenaustausch, aber mit einer klaren Zielsetzung: den Bahnverkehr im ländlichen Raum voranzubringen. Die Linken-Politiker Mignon Schwenke, Vizepräsidentin des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern, und Christian Görke, Sprecher für Infrastruktur und Verkehr bei der brandenburgischen Linken, trafen sich im Meyenburger Eisenbahn-Romantikhotel mit denjenigen, die seit Jahren versuchen, die Eisenbahnlandschaft in der Region irgendwie aufrecht zu erhalten: Tino Hahn, Vorstand der Deutschen Eisenbahn Service AG (Desag) und Geschäftsführer der RegioInfra, Ralf Böhme, ebenfalls Desag-Vorstand und Geschäftsführer der Hanseatischen Eisenbahn, und Thomas Becken, Geschäftsführender Gesellschafter der Enon. Bahnausbau ist nötig, um die Klima-Ziele zu erreichen: In die Diskussion um den Erhalt und die Wiederertüchtigung von Bahnstrecken ist neue Dynamik gekommen, seit es darum geht, bis 2030 ambitionierte Klima-Ziele erreichen zu wollen. So hat die Bundesregierung jetzt als Ziel ausgegeben, dass bis 2030 der Anteil der Bahnkunden verdoppelt werden soll, und auch der Bahngüterverkehr soll bis dahin um 40 Prozent wachsen. Lesen Sie auch Die letzten Züge sind abgefahren Aus für Bahnstrecke Pritzwalk-Putlitz Billy-Regale fahren jetzt per Bahn durch die Prignitz Görke und Schwenke setzen auf den Ausbau der Strecke RB 73/74 von Neustadt/Dosse über Pritzwalk und Meyenburg weiter nach Mecklenburg über Ganzlin und Karow bis hin nach Priemersburg unweit von Güstrow, wo der Anschluss an eine andere Hauptstrecke hergestellt wäre. Für die Strecke läuft ab 2021 laut Görke eine Neuausschreibung. An der Strecke ist viel zu tun – laut Böhme gibt es hier noch Stellwerke, die mehr als ein Jahrhundert alt sind. Und sie muss als Bahnlinie in Mecklenburg auch noch zum Teil reaktiviert werden. Kernstück für die Erneuerung ist die RB 73/74: Die beiden Linken-Politiker sehen das mecklenburgische Karow als einen Knotenpunkt für eine Querung von Nebenstrecken. Görke könnte sich vorstellen, dass eine Ertüchtigung der RB 73/74 auch eine gute Voraussetzung für eine Reaktivierung der Personenstrecke zwischen Neustadt und Neuruppin sein könnte. Er erklärte, dass dies in den kommenden Jahren laut Land auch geprüft werden solle. Hahn betonte, dass man für die Bahnertüchtigung auf allen Ebenen mehr Kapazitäten benötige. Immerhin können sie positive Tendenzen bei der Entwicklung des Güterverkehrs vermelden, weshalb die Strecke bis Priemersburg als Bypass zur Hauptstrecke wichtig sei. In Planung ist auch, dass die Lokalbahner ihr Wasserstoffkonzept auf die Schiene bringen wollen. Kein Bahnverkehr mehr zwischen Pritzwalk und Putlitz: Böhme und Hahn erklärten aber auch, dass es für die Strecke Pritzwalk-Putlitz nur noch zwischen Kuhbier und Putlitz eine Zukunft für eine touristische Nutzung geben könne – zwischen Kuhbier und dem Bahnübergang am Giesensdorfer Weg in Pritzwalk ist die Strecke abbestellt. Grund dafür war die Sanierung des Bahnübergangs, die so teuer war, dass das Bahnunternehmen die Kosten dafür nicht tragen wollte. Von Bernd Atzenroth