Verkauf des Pritzwalker Real-Marktes: Entscheidung zieht sich hin

Der Prozess zur Entscheidung über die Zukunft des Real-Marktes in Pritzwalk erfordert von allen Beteiligten weiterhin viel Geduld. Offiziell warten alle auf eine Nachricht aus dem Bundeskartellamt in Bonn, das nach wie vor mögliche Übernahmepläne prüft. Verfahren des Kartellamtes kann bis Ende 2020 dauern: Diese Verfahren ziehen sich hin und sind noch nicht wie ursprünglich geplant im Oktober beendet. Dabei handelt es sich laut Auskunft des Bundeskartellamtes um gleich zwei Hauptprüfverfahren, die sich mit dem Erwerb der Real-Märkte durch die Schwarz-Gruppe (Kaufland) und durch Edeka befassen. Kaufland möchte 101 Standorte übernehmen, Edeka 72. Die Bonner Behörde rechnet jeweils mit einer Prüfungsfrist von mindestens drei Monaten. Die wäre im Falle von Kaufland am 9. November und für Edeka erst am 21. Dezember dieses Jahres abgelaufen. Die Pressestelle des Kartellamtes weist aber darauf hin, dass es auch noch zu Fristverlängerungen kommen kann, da es sich um eine komplexe Prüfung handelt, bei der jeder Standort für sich untersucht wird. Kaufland ist bislang noch nicht in Pritzwalk vertreten: Dabei haben die Wettbewerbshüter vom Rhein die Interessen möglicher Mitbewerber zu berücksichtigen, die deutschlandweit im hart umkämpften Lebensmitteleinzelhandel eine Rolle spielen. Zudem wird auch die Situation vor Ort beleuchtet und der regionale Markt analysiert. In der Prignitz geben die bereits ansässigen Unternehmen Anlass zu Spekulationen, dass Kaufland gute Chancen hätte, den Markt in Pritzwalk zu übernehmen. Die Schwarz-Gruppe ist im Vergleich zu Edeka und zu Rewe, dem auch Interesse an einzelnen Filialen nachgesagt wird, noch nicht in der Dömnitzstadt vertreten. Im Internet machte das Verbraucherportal Chip Auszüge einer Liste öffentlich, die eine bereits erfolgte Aufteilung nach Bundesländern enthält. Demnach sollen von den Filialen in Brandenburg drei an Edeka und zwei an Kaufland gehen. Das Schicksal weiterer sieben Niederlassungen sei offen. Mitarbeiter hoffen auf Bezahlung nach Tarif: Markus Hoffmann-Achenbach will sich an Spekulationen nicht beteiligen und hätte lieber heute als morgen die Fakten gewusst. „Wir sitzen immer noch auf heißen Kohlen“, sagt der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer von Verdi, der auf eine Entscheidung im Oktober gehofft hat. Von der Schwarz-Gruppe soll es in Richtung der Arbeitnehmervertreter Signale geben, die Mitarbeiter bei einer Übernahme nach Tarif zu bezahlen. Das war zuletzt ein lange schwelender Streit zwischen Real und der Gewerkschaft gewesen, da die Angestellten zum Teil nur den Mindestlohn erhalten. In Geduld üben müssen sich nicht nur die 78 Mitarbeiter des Pritzwalker Real-Marktes, der 1993 unter dem Namen „Extra“ eröffnet wurde. Auch die Untermieter, die Räumlichkeiten in der Immobilie an der Rostocker Straße nutzen, blicken in eine ungewisse Zukunft. Die Zukunft von 270 Real-Filialen ist ungewiß: „Wir warten auf eine Entscheidung“, sagt Christoph Sommerfeld, der die Apotheke im Real betreibt. Bislang ist Real der Vermieter, der der Apotheke auch den Namen gab. Beides wird sich mit dem neuen Eigentümer ändern. Bundesweit hatten die 270 Real-Filialen Anfang des Jahres den Besitzer gewechselt. Nach dem Verkauf von Metro an das russische Unternehmen SCP Retail dauerte es nicht lange, bis der Finanzinvestor seine Pläne bekannt gab, sich wieder von den Märkten zu trennen. Von Stephanie Fedders