Bewährungsstrafe für versuchte Nötigung in Perleberg und ein Freispruch.

Der Prozess am Mittwoch vor dem Landgericht Neuruppin ging aus wie das Hornberger Schießen: Angeklagt waren zwei 36 und 45 Jahre alte Männer aus Perleberg wegen schwerer räuberischer Erpressung mit einer Mindeststrafe von drei Jahren. Laut Anklage sollen sie am 23. Oktober vergangenen Jahres einen 31-Jährigen aufgefordert haben, angebliche Schulden von 50 Euro zu bezahlen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, soll der 36-Jährige eine Schreckschusspistole aus seiner Jacke hervorgeholt haben. Es war nicht so wie ursprünglich angeklagt: Der Tatvorwurf bestätigte sich nicht. Verurteilt wurde der 36-Jährige letztendlich wegen versuchter Nötigung und Verstoßes gegen das Waffengesetz zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Den Mitangeklagten sprach das Gericht frei. Der 36-Jährige hatte seine Version vor Gericht dargelegt: Demnach schuldete das spätere Opfer einem gemeinsamen Bekannten 30 Euro, die der Angeklagte in dessen Auftrag eintreiben sollte. Die Pistole, die er am gleichen Tag auf einem Spielplatz gefunden habe, habe er dem 31-Jährigen nur zeigen wollen. „Das hat er falsch verstanden“, sagte der Angeklagte. Denn der mutmaßliche Schuldner – ein Nachbar, mit dem er sich nach eigenen Angaben immer gut verstanden habe –ging sofort zur Polizei. Pistole für Kinderspielzeug gehalten: „Ich wusste nicht, dass man keine Schreckschusspistole haben darf. Ich dachte, es sei ein Kinderspielzeug“, ließ sich der Angeklagte ein. Das glaubten ihm die Richter nicht, ebenso wenig, dass er die Waffe auf dem Spielplatz gefunden haben wollte. „Das ist Quatsch“, meinte der vorsitzende Richter. Die Strafkammer wertete das Zeigen der Pistole als Drohung mit einem empfindlichen Übel so nach dem Motto „pass auf, wenn du nicht bezahlst, kann ich auch anders“. Nicht feststellen konnte das Gericht irgendeine wie auch immer geartete Beteiligung des mitangeklagten 45-Jährigen. „Er hat nichts gemacht. Er stand abseits“, hatte auch der Geschädigte ausgesagt. Deshalb sprach das Gericht den Angeklagten frei. Keine Geldstrafe mehr möglich: Auch der 36-Jährige kam glimpflich davon – auch wenn das Gericht keine Geldstrafe mehr verhängte, sondern eine Freiheitsstrafe „um auf ihn einzuwirken“. Außerdem muss er innerhalb von sechs Monaten 40 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten. „Damit er merkt, dass er hier und heute verurteilt wurde“, hatte die Staatsanwältin ihren Antrag begründet. Von Dagmar Simons