Biohof Sonnenberg in Grube: Wo sich Schweine sauwohl fühlen

Die Neuen sind da. Zartrosa Haut. Wacher Blick. Und Ringelschwanz natürlich. Übermütig toben sie durchs Heu und erkunden ihre Umgebung. Spielen, schlafen oder fressen – je nachdem, worauf sie gerade Lust haben. Bio-Schweine dürfen das. Rund 30 Kilo wiegen die jüngsten Bio-Schweine in Grube: Die Neuen sind im schleswigholsteinischen Neumünster geboren und haben dort ihre ersten Wochen verbracht. Jetzt wachsen sie auf dem Biohof von Christoph Sonnenberg im Bad Wilsnacker Ortsteil Grube auf und werden bis zur Schlachtreife gemästet. Zu den aktuell rund 30 Kilogramm müssen erst noch ein paar dazu kommen. Faustregel nach der Schlachtung: „100 Kilo am Haken“, erklärt Christoph Sonnenberg, der den Familienbetrieb leitet. 2014 erfolgte der Schritt von konventioneller zu biologischer Haltung und der entsprechenden Zertifizierung. Angefangen haben die Sonnenbergs in den 90er Jahren mit der Mutterkuhhaltung. Doch die erwies sich im Laufe der Jahre als zunehmend unrentabel. Die Umstellung auf Bio versprach bessere Erträge und höhere Fördergelder. Rund 350 Schweine werden in Grube gemästet: Nachdem der Anbauverband Biopark mit Sitz in Güstrow in Grube anfragte, ob die Sonnenbergs sich vorstellen könnten, Schweine nach ökologischen Kriterien zu halten, zogen 2016 die ersten 100 Tiere in den Stall mit Außenbereich ein. Aktuell sind es rund 350 weibliche und kastrierte männliche Schweine, die hier herumtollen. Unter den Neuankömmlingen sind die verschiedensten Charaktere vertreten. Manche lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und dösen im Heu. Andere rennen rein und raus, toben mit dem Spielzeug oder üben sich in Zweikämpfen, um die Rangordnung festzulegen. Aus dem abgedunkelten Bereich kommt ab und zu ein Quieken oder Grunzen. Nichts Spektakuläres. Es ist ja auch noch nicht zwei Uhr nachmittags. Um diese Zeit laufen Christoph Sonnenbergs Schweine gerne zu Höchstform auf. Dann ist halligalli im Stall „und alle rennen durch die Gegend“, erzählt der 35-Jährige, der an der Fachhochschule in Neubrandenburg seinen Master of Science in Landwirtschaft erworben hat. Verkauft wird das Fleisch im eigenen Laden in Bad Wilsnack: Dass nicht nur die Aufzucht, sondern auch die Vermarktung von Biofleisch in der Prignitz funktioniert, kann Christoph Sonnenberg jede Woche aufs Neue im eigenen Laden in Bad Wilsnack feststellen. Im März hat er die Prignitzer Bio-Fleischerei in der Großen Straße eröffnet. Zunächst nur an zwei Tagen, jetzt wird von donnerstags bis sonnabends verkauft. Derzeit werden pro Woche immer dienstags zwei Schweine für die hiesige Kundschaft bei Jürgen Schlede in Lenzen geschlachtet und zerlegt. Mittwochs sind dann Fleischermeister Jörg Reiffersberger und Kollege Fabian Scherling gefordert, die Produkte herzustellen. Die Kunden stehen auch im November Schlange: „Mehr als 36 Wurstsorten gibt es mittlerweile“, sagt Christoph Sonnenberg und staunt selbst ein bisschen über die große Nachfrage. „Damit habe ich nicht gerechnet“, gibt er zu. „Aber die Leute wollen den höheren Preis bezahlen und den Unterschied merken.“ Und das selbst im trüben November. „Vor einer Stunde haben die Kunden noch draußen angestanden“, berichtet Fabian Scherling. Ab kommender Woche wird auch Bio-Geflügel aus Mecklenburg angeboten. Neben den Bio-Eiern und der Bio-Soljanka. Und die ersten Vorbestellungen für Weihnachten sind auch schon eingegangen, erzählt Christoph Sonnenberg. Für den gebürtigen Gruber und seinen Betrieb war das Jahr bislang erfolgreich. Einzig die Öffentlichkeitsarbeit vor Ort musste ein wenig zurückstecken. Zwar konnte trotz Corona die MAZ-Genießertour im August mit Besuch des Hofes stattfinden, derzeit ruht aber die Arbeit mit Schulen oder Kitas, die Christoph Sonnenberg am Herzen liegt. Dafür finden sich dann im kommenden Jahr hoffentlich wieder Gelegenheiten. Transparenz bei seiner Arbeit ist Christoph Sonnenberg nämlich sehr wichtig. Und die nächsten Generationen der Bio-Schweine werden ihren Teil bestimmt dazu beitragen. Von Stephanie Fedders