Nicht nur die Altstadt, sondern auch die anderen Stadtteile sollen Lust zum Wohnen machen, meint Bürgermeisterin Annett Jura. Sie lud am Dienstagnachmittag alle Einwohner und Akteure des Quartiers Perleberg-Ost zu einem Rundgang ein. Gemeinsam mit den Planern und Vertreter der Stadtverwaltung ging es um die Zukunft des Stadtteils.
Anbau an die Grundschule
„Wir wollen uns gemeinsam Gedanken machen und auf Änderungen reagieren“, so Annett Jura. Bisher lag der Fokus des Stadtumbaus vorwiegend auf der Altstadt. Perleberg ist in zwei Förderprogrammen integriert. Jetzt geht es auch um die Regionen am Stadtrand. In brütender Hitze startete die Tour vor der Geschwister-Scholl-Grundschule.
Dort soll es für 4,3 Millionen Euro einen Anbau geben, damit alle Klassen ausreichend Platz im Schulgebäude haben. Die Außenansicht des Hauses wird sich also schon bald verändern. Auch in anderen Bereichen tut sich was, wie Bauamtsleiter Hagen Boddin berichtet. Vieles davon sei aber noch reine Zukunftsmusik.
Fleischer und Bäcker sind weg
„Wichtig ist uns die Strukturen zu erhalten, zu stärken und auszubauen“, sagt er. Das betreffe vor allem die Schule, Kindertagesstätte, das Freibad und die Einkaufsmöglichkeiten. Bei einem Workshop haben sich die Akteure bereits Gedanken gemacht, jetzt waren die Bürger an der Reihe, Stärken und Defizite zu schildern.
Große Sorgen machen den Anwohnern die Einkaufsmöglichkeiten. Fleischer und Bäcker sind aus den Discountern ausgezogen. Ob der Penny in der Ritterstraße erhalten bleibt, ist für viele ein großes Rätsel. Erst vor wenigen Monaten eröffnete die Kette einen weiteren Markt in der Lindenstraße.
Freibad zum Spaß- und Familienbad
Parkplätze, Fahrradwege, Sitzmöglichkeiten: Aus Sicht der Anwohner gibt es davon zu wenig, sind zu klein oder an falscher Stelle. Fleißig notiert Planerin Annette Hartfiel die vielen Anregungen auf eine große Karte. Besonders schlimm ist aus Sicht der Tour-Teilnehmer auch der Zustand der Dobberziner Straße.
Das Freibad in der Karlstraße soll sich in den kommenden Jahren zu einem Spaß- und Familienbad entwickeln. „Die ersten Schritte dafür sind schon getan“, sagt Ronald Otto von der Wohnungsgesellschaft Perleberg-Karstädt als Betreiber des Bades. Es soll auch bei schlechtem Wetter zu einem Besuch einladen.
Müllproblem im Osten des Quartiers
Ronald Otto sammelte Ideen für die Umgestaltung des Eingangs. Schon bestellt sind neue Beschattungsanlagen und eine Breitruschte ist in Planung. Neue Freizeitanlagen, wie beispielsweise Tischtennisplatten, sind schon da. Bei aktuell 21 Grad Wassertemperatur und sommerlichem Wetter ist das Freibad ein wahrer Besuchermagnet.
Weiter ging es in die Thomas-Müntzer-Straße und Heinrich-Heine-Straße. Dort spielt der Müll eine große Rolle. Papier liegt neben Glasscherben zerknüllt auf der Straße. Dort, wo eigentlich die Rosen blühen sollen, hängen Plastiktüten im Gebüsch. Die Anwohner äußerten große Angst, abends und nachts im Dunkel auf die Straße zu gehen.
Block wird abgerissen
Die Wohnungsgesellschaft hat bereits zwei neue Mitarbeiter eingestellt, die sich nur um die Außenanlagen kümmern, informiert Ronald Otto. „Das reicht scheinbar noch nicht aus“, sieht er ein. Auch in Sachen Beleuchtung will er sich kümmern, um die dunklen Ecken sicherer zu machen. Ein wichtiger Schritt steht aber schon kurz bevor.
Der Block Heinrich-Heine-Straße D-G wird noch in diesem Jahr abgerissen. Das Haus diente als Übergangsunterkunft für Asylsuchende. „Es sind nur noch zwei Wohnungen bewohnt. Sobald alles leer steht und wir die Genehmigung haben, können wir mit dem Abriss beginnen“, erzählt der Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft.
Quartier aus den 60er-Jahren
In der Genossenschaftsstraße endete der Quartiersrundgang. Dort gibt es bei der GWG altersgerechte Wohnungen. Weitere 24 Einheiten mit Aufzug sollen folgen, berichtet Ronald Otto. Noch seien aber keine Fördermittel da. Erst dann kann es in den Gebäuden mit den dazu notwendigen Umbauten losgehen.
Bauamtsleiter Hagen Boddin sieht im gesamten Quartier Stärken und Defizite. „Wir können froh sein, dass der erwartete massive Leerstand ausblieb“, sagt er. Trotzdem habe sich seit den 60er-Jahren, seitdem es das Quartier gibt, vieles verändert. Das will die Stadt nun aufgreifen, um den Stadtteil Perleberg-Ost in die heutige Zeit zu rücken und das Leben dort attraktiv zu gestalten.
Von Marcus J. Pfeiffer