Hedwig Peetz feiert 100. Geburtstag: „Jetzt gucken wir zu, wie andere arbeiten“

Die Seniorenresidenz ist gleich um die Ecke, aber damit hat Hedwig Peetz nichts am Hut. Altenheim klingt ja nach alt sein und so fühlt sich die rüstige Dame keineswegs. Dabei hat sie am 22. Februar etwas erreicht, was nur wenigen vergönnt ist: Die Wilsnackerin wurde 100 Jahre alt. „Auf die nächsten 100 Jahre“: An diesem Tag ist ordentlich was los im Wohnzimmer des Geburtstagskindes. Enkel und Urenkel sind gekommen, der Tisch ist gedeckt und mit einem Gläschen Eierlikör wird angestoßen. „Auf die nächsten 100 Jahre“, scherzt Hedwig Peetz, die mit diesem Trubel gar nicht gerechnet hat. Doch der außergewöhnliche Geburtstag ist natürlich für viele ein Grund vorbeizuschauen. Bekannte, Nachbarn und auch der Bürgermeister der Stadt lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen. „Es ist erst das zweite Mal, dass ich jemanden zum 100. Geburtstag gratulieren darf“, erzählt Hans-Dieter Spielmann und überreicht Hedwig Peetz Blumenstrauß und Präsentkorb. Die Knochen wollen nach all den Jahren nicht mehr so mitmachen, das Laufen fällt schwer. Aber geistig ist Hedwig Peetz noch gut drauf. Sie habe immer noch Interesse am Geschehen und muss wissen, was in der Welt los ist. „Der Mensch braucht Beschäftigung“, erzählt sie. Hedwig Peetz lebt noch immer in ihrem Elternhaus: Daher fällt es ihr auch nicht schwer, sich an die wichtigen Daten aus ihrem Leben zu erinnern. Geboren wurde Hedwig Peetz in der Nähe von Bromberg, dem heutigen Bydgoszcz. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Stadt an Polen übergeben. Die deutsche Bevölkerung wanderte zunehmend ab. So auch die Familie von Hedwig Peetz, die im Wilsnacker Ortsteil Haaren ein Zuhause fand. Später bezogen sie das Haus in der Dr.-Wilhelm-Külz-Straße. Ihr Elternhaus, wie Hedwig Peetz erzählt. Und hier lebt sie noch heute in ihrer Wohnung im Erdgeschoss. Als Krankenschwester in der Klinik gearbeitet: Nach der Schule war die Jubilarin zunächst als Kindergärtnerin in der Diakonie in Wittenberge beschäftigt. Dann entschied sie sich für den Beruf der Krankenschwester. „1948 habe ich mein Examen bei Dr. Schwabe in Perleberg gemacht“, berichtet sie. Bis zur Rente war Peetz in der Klinik in Bad Wilsnack beschäftigt. Vielleicht färbt es ja ab, dass die rüstige Dame viele Jahrzehnte im Gesundheitswesen tätig war. „Ich habe mein Leben lang gearbeitet und meine Pflicht erfüllt“, sagt Hedwig Peetz stolz. Jetzt verfolgt sie mit Interesse, was ihre Enkelkinder im Berufsleben für Erfahrungen sammeln. Oder, um es mit den Worten einer Hundertjährigen zu sagen: „Jetzt gucken wir zu, wie andere arbeiten.“ Von Stephanie Fedders

Bad Wilsnack - Hedwig Peetz feiert 100. Geburtstag: „Jetzt gucken wir zu, wie andere arbeiten“