Mit einer klaren Rollenverteilung nimmt der Wahlvorstand in Putlitz die Arbeit auf. Bernd Dannemann hat die Urnen im Blick, die sechs Frauen am Tisch kümmern sich um die Ausgabe der Wahlzettel und den Schreibkram. Langeweile kommt nicht auf im Wahllokal der Amtsverwaltung. Im Gegenteil – das Interesse an den Europa- und Kommunalwahlen ist beträchtlich. Ein Trend, der auch aus anderen Orten in der Prignitz vermeldet wird.
Schlange stehen im Wahllokal Putlitz
Seit acht Uhr, also mit Öffnung der Wahllokale, müssen die Putlitzer Schlange stehen. Die vier Wahlkabinen sind fast durchgehend besetzt. „Der Zuspruch ist sehr erfreulich“ bilanziert Bernd Dannemann gegen Mittag. Da er nicht mehr als ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt kandidiert, darf er dieses Mal die Seiten tauschen und mithelfen.
Fünf Wahlzettel können in der Gänsestadt ausgefüllt werden. Alleine auf dem Stimmzettel für den Kreistag stehen 66 Namen. Viele nutzen die Wartezeit und studieren die Kandidaten. Am späten Vormittag ist die Urne mit den Kreistags-Papieren bis an den Deckel gefüllt, Bernd Dannemann greift zur zweiten. „Ich hoffe, dass wir die 50 Prozent an Wahlbeteiligung knacken“, sagt er.
Auf einem guten Weg wähnt man sich auch in Telschow-Weitgendorf. Treffpunkt ist die Feuerwehr. Neben den Schränken mit den Pokalen sitzen die Helfer. Ihnen gegenüber hält Steffen Haack die Stellung – das erste Mal. Er hat alle fünf Urnen und die Uhr im Blick.
Junge Generation macht sich am Vormittag rar
Doris Prange hat beide Hände voller Zettel. Sie ist als nächstes dran und nimmt an jeder Wahl teil. „Seine Stimme nicht abzugeben ist keine Option“, sagt sie.
Am späten Vormittag ist im Putlitzer Ortsteil die 60-Prozent-Marke geknackt. Bislang allerdings eher durch die ältere Generation. „Ist wohl noch zu früh für die jungen Leute“, mutmaßt Holger Heimel, der gerade den Vorsitz hat.
In Groß Buchholz steht Silvia Appelt vor der Tür und hat gute Laune. „Über die Hälfte der Wähler ist durch“, kann sie am Mittag verkünden. In der kleinen Feuerwache des Perleberger Ortsteiles hat sie sich mit ihren Helfern eingerichtet. „Wir sind ein eingespieltes Team“, erzählt Appelt. Ihr ist es gelungen, zwei 18-jährige für die Arbeit im Wahlvorstand zu begeistern. Und weil es so gut läuft, hat Appelt auch schon die Zusagen für die Landtagswahl am 1. September eingeholt. „Alle machen dann wieder mit“, freut sie sich.
Kaffee und Kuchen von Lindenbergs Ortsvorsteherin
Am frühen Nachmittag sind auch die Lindenberger Helfer auf dem besten Weg, hinter der Hälfte der Wahlberechtigten ein Kreuzchen machen zu können. Einwohner und Wahlvorstand haben Glück: Im Groß Pankower Ortsteil müssen nur drei Wahlzettel ausgefüllt und gezählt werden. Ortsvorsteherin Bärbel Beer sorgt mit Kaffee und Kuchen für die Verpflegung.
Brötchen für die Kollegen hat Annette Löther mitgebracht. In der EDV-Zentrale der Kreisverwaltung hält die Kreiswahlleiterin seit 8 Uhr die Stellung und, wenn es Fragen aus den Wahllokalen gibt, das Telefon in der Hand. „Es gibt immer wieder Sonderfälle“, weiß sie aus Erfahrung.
80 Helfer hat Löther um 14.30 Uhr eingewiesen, sie zählen ab 18 Uhr die eingegangenen Briefwahlunterlagen aus. Je rund 7000 für Kreistag und EU-Parlament sind eingegangen. Rekordverdächtig.
Bei der Wahlbeteiligung orientieren sich alle an der Marke der letzten Kommunalwahl 2014. Vor fünf Jahren waren es in der Prignitz 42,3 Prozent. Es sieht gut aus, dass dieses Mal wenigstens eine fünf vor dem Komma steht.
Von Stephanie Fedders