Lotte-Lehmann-Woche: Stadt Perleberg für Absage

Perleberg ohne Lotte Lehmann? Eigentlich unvorstellbar. Für dieses Jahr zeichnet sich aber immer deutlicher ab, dass weder die Kursangebote der Akademie noch die kreisweit geplanten Konzerte wie gewohnt stattfinden können. Darüber hat die Stadt am Dienstag die Mitglieder des Kulturausschusses informiert. Die Argumente für eine Absage der Lotte-Lehmann-Woche überwiegen: Auf zwei Seiten steht zusammengefasst, was unter den aktuellen Corona-bedingten Einschränkungen möglich wäre und wie die Partner in der Region die Situation einschätzen. Sowohl für die Lotte-Lehmann-Woche, die vom 24. Juli bis zum 1. August geplant wäre, als auch für die Lotte-Lehmann-Akademie vom 2. bis zum 23. August überwiegen aus Sicht der Verwaltung die Argumente, die für eine Absage sprechen. „Lotte Lehmann ist ein Aushängeschild für Perleberg. Wir tun uns schwer damit zu sagen, die Veranstaltungen können nicht stattfinden“, bedauert Bürgermeisterin Annett Jura. Das Risiko sei aber aufgrund vieler Unwägbarkeiten zu groß. So bereiten die nach wie vor geltenden Auflagen wie Abstandsregelung und Hygienevorschriften ebenso Kopfschmerzen wie die ungewisse finanzielle Situation. „Wir müssten auf jeden Fall von weniger Einnahmen ausgehen“, sagt Annett Jura mit Blick auf die Summe im fünfstelligen Bereich, welche die Stadt jedes Jahr zur Verfügung stellt. Kartenvorverkauf lief bislang sehr schleppend: Dass selbst bei einer Durchführung mit weniger Gästen zu rechnen wäre, deuten die Vorverkaufszahlen an, die die Verwaltungsmitarbeiterin Ulrike Zibell im Ausschuss vorstellte. So seien weder für das Konzert im Modemuseum Meyenburg noch für den Auftritt in Groß Gottschow bislang Karten verkauft worden. Bei den Ausschussmitgliedern stieß die Einschätzung der Stadt auf Zustimmung. „Es steht nicht fest, dass alles weiter gelockert wird. Ich bin für eine Absage, dann haben wir Klarheit“, sagte Heimo Grahl, sachkundiger Einwohner der Linken. Auch Gunnar Zoll (FDP) war dafür „die Veranstaltungen aus den genannten Gründen nicht durchzuführen“. Der Ausschussvorsitzende Fred Fischer (Perleberger Stadtwächter) sah zwar eine „ganze Menge Unbekannte“, versuchte aber mit einem Vorschlag zu retten, was zu retten ist. Zwar „kann die Akademie, so wie wir sie kennen, nicht stattfinden“, sagte Fischer, aber vielleicht könne man Sänger und Dozenten einen Freiraum lassen, damit sie im kleinen Rahmen auftreten könnten. Fred Fischer schlägt einen dritten Weg vor: Vorausgesetzt, beide Seiten arbeiten auch unter den eingeschränkten Bedingungen auf eigenes Risiko zusammen. Dann könne man spontan entscheiden, ohne dass die Stadt das organisieren muss, erklärte Fischer. Schließlich gab der Kulturausschuss der Verwaltung die Empfehlung, für die Stadtverordnetenversammlung am 23. Juni drei Beschlussvorlagen vorzubereiten: Durchführung, Absage oder der dritte Weg, wie ihn sich Fred Fischer vorstellen könnte. Die Partner zeigen Verständnis für eine Absage: So oder so: Bei den Partnern stößt die Empfehlung der Stadt auf Zustimmung. „Dieses Jahr ergibt es keinen Sinn“, sagt der Tourismusverbands-Geschäftsführer Mike Laskewitz. „Es reiht sich ein in die anderen Veranstaltungen, die auch nicht stattfinden.“ Abgesagt sich auch bereits sämtliche Aktivitäten der Musikkultur Rheinsberg. Ebenso sind für das Kreiskrankenhaus in Perleberg „die Gründe nachvollziehbar“, sagt dessen Geschäftsführer Karsten Krüger. Auch wenn es erst im kommenden Jahr wieder eine Lotte-Lehmann-Woche und Lotte-Lehmann-Akademie geben wird, die Klinik bleibt laut Krüger weiterhin Partner: „Die Stadt kann auf uns setzen.“ Von Stephanie Fedders

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