Ein 43-jähriger Tschetschene meldete sich am späten Samstagabend mit schweren, aber nicht lebensbedrohlichen Verletzungen im Perleberger Kreiskrankenhaus. Er gab an, von einer Gruppe zum Teil vermummter und mit Gegenständen bewaffneter Personen unvermittelt in seinem Keller in der Thomas-Müntzer-Straße angegriffen worden zu sein, informiert Ariane Feierbach von der Polizeidirektion Nord am Sonntagmittag.
Fahndung blieb ohne Erfolg
Sofort eilten gegen 21 Uhr mehrere Streifenwagen der Polizei zum besagten Mehrfamilienhaus. Die Beamten sperrten den Hauseingang ab, sicherten Spuren und befragten Bewohner als mögliche Zeugen. Zwischenzeitlich war es hektisch an der Einsatzstelle, dann wieder gespenstisch still. Immer wieder kamen Anwohner vorbei, fragten, was denn los sei. Auch in den sozialen Medien rätselten die Bürger.
Gleichzeitig vernahmen Polizeibeamte den verletzten Tschetschenen im Krankenhaus. Viele Anhaltspunkte gebe es aktuell aber noch nicht. „Die Gruppe floh in unbekannte Richtung. Wir konnten sie nicht mehr aufgreifen“, so Feierbach. Eine eingeleitete Nahbereichsfahndung blieb in der Nacht erfolglos.
Hintergrund weiterhin unklar
Unter Hochdruck ermittelt nun die Kriminalpolizei. „Wir hoffen auf weitere Ergebnisse.“ Weiter ist die Polizei bei dem Mehrfamilienhaus in der Perleberger Thomas-Müntzer-Straße vor Ort. Ein Grund für den Angriff ist bisher nicht bekannt. Die genaue Anzahl und auch die Herkunft der Tatverdächtigen ist unklar. „Es soll sich um eine kleinere Gruppe gehandelt haben“, sagt die Polizeisprecherin.
Erst Mitte Juni gab es in der gleichen Straße einen Streit zwischen zwei Männern. Dabei fühlte sich der 21-jährige beteiligte Syrer wohl so bedroht, dass er in Panik geriet und vom Balkon aus dem zweiten Obergeschoss sprang. Wie und ob der 26-jährige syrische Kontrahent ihn zuvor bedrohte, blieb unklar. Beide Personen kamen seinerzeit mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus.
Zusammenhänge nicht auszuschließen
Auf einer Grünfläche kam es vor elf Monaten auch in der Thomas-Müntzer-Straße zu einer Auseinandersetzung zwischen Tschetschenen und Afghanen. Dabei wurde ein 37-jähriger Tschetschene mit einem Gegenstand verletzt. Er kam in ein Krankenhaus, wo er wenig später an seinen Verletzungen verstarb. Die Polizei nahm damals vier Personen vorläufig fest.
Ein Zusammenhang vorheriger Taten in der Thomas-Müntzer-Straße sind nicht auszuschließen, können aber aktuell auch nicht bestätigt werden. In dem betroffenen Viertel von Perleberg sind viele Bewohner unterschiedlicher Nationalitäten zu Hause.
Von Marcus J. Pfeiffer