Molkerei-Aus in Karstädt: Für Emotionen ist kein Platz

Die Nachricht von der geplanten Schließung der Molkerei in Karstädt schlägt in der Region hohe Wellen. Dass es sich Eigentümer Arla Foods noch anders überlegt, scheint nach einem Gespräch am Mittwoch am Standort ausgeschlossen. Die Milchpulverproduktion wird nach Upahl verlagert: Teilnehmer an der Runde berichteten unisono, dass die Entscheidung, die Milchpulverproduktion in das Werk nach Upahl (Nordwestmecklenburg) zu verlegen, nicht mehr zur Diskussion stehe. Arla sei ein international agierender Konzern, der seine Prioritäten anders gelegt habe. Dass der Standort Karstädt der Konzentration auf weniger Werke zum Opfer fallen könnte, werde bereits seit einigen Jahren in Betracht gezogen. Für Uwe Büttner ist die Entwicklung wenig überraschend. „In Karstädt hat Arla in den letzten Jahren nur noch auf Erhaltung gesetzt“, erklärt der Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft Prignitz, der an dem Gespräch teilgenommen hat. Das Werk sei im Vergleich zu den anderen Standorten weniger wettbewerbsfähig. Die Investitionen fanden und finden in der Tat woanders statt. Vor einigen Jahren stellte Arla Pläne vor, 13 Millionen Euro für die Verarbeitung von Bio-Produkten in Upahl auszugeben. Vergangene Woche meldete die Fachzeitschrift Agrar heute eine geplante Kapazitätserweiterung am Standort Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm/Rheinland-Pfalz), wo ein Turm zur Milchpulverherstellung gebaut werden soll. Arla habe keine emotionale Bindung an die Prignitz: Auch wenn es bitter klingt: Für einen weltweit tätigen Konzern wie Arla Foods mit Sitz in Dänemark ist es leicht zu verschmerzen, einen „Standort mit Geschichte“ (Uwe Büttner) aufzugeben. Dafür fehlen ganz einfach die emotionalen Bindungen an die Prignitz, die die Menschen vor Ort aber nicht vergessen können, wenn jetzt das letzte Kapitel der Milchproduktion zugeschlagen wird. Viele nennen den Namen Victor von Podbielski (1844 bis 1916), der nicht nur die Kreisringbahn hat bauen lassen. Sein Wirken in der Region ist eng mit der Gründung der Molkereigenossenschaft Karstädt verbunden. Auch die Stärkefabrik in Dallmin oder das Haferflockenwerk in Karstädt gehen auf sein Engagement zurück. Abwasserverband muss Gebühren neu berechnen: Und jetzt bricht ein Standbein weg. „Karstädt ohne Molkerei ist ein No-Go“, sagt Uwe Büttner. Einziger Hoffnungsschimmer sei der Versuch, an der Mühlenstraße eine Alternative zur Milchproduktion zu finden. „Vielleicht können wir den Logistikpark erhalten“, hofft Büttner, der mit Arla im Gespräch bleiben will. Eine neue Herausforderung wartet nach der Schließung des Werkes auch auf den Westprignitzer Trinkwasser- und Abwasserzweckverband (WTAZV). Arla Foods ist noch einer der größten Kunden, seitdem der WTAZV 2015 die Abwasserentsorgung für die Gemeinde Karstädt übernommen hat. Geschäftsführerin Silvia Klann, die auch zu dem Gespräch im Werk eingeladen war, muss die Gebührenkalkulation für das Jahr 2021 neu berechnen. „Wenn Arla wegbricht, ist das schon eine erhebliche Menge, die nicht mehr eingeleitet wird“, sagt Klann. „Das ist dann eine neue Dimension für uns.“ Da der Zweckverband nach dem Solidarprinzip funktioniere, werde die Last auf mehrere Schultern verteilt. Das Verbandsgebiet erstreckt sich von der Gemeinde Plattenburg bis zum Amt Parchimer Land. Von Stephanie Fedders

Prignitz - Molkerei-Aus in Karstädt: Für Emotionen ist kein Platz