Molkerei Karstädt: Noch lässt Arla Milch in der Prignitz verarbeiten

Eigentlich sollte das Ende der Milchverarbeitung in Karstädt schon vollzogen worden sein. Doch entgegen der eigenen Pläne lässt Arla Foods Deutschland den Betrieb in Karstädt noch weiter laufen, wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilte. Karstädt produziert noch, weil Arla Kapazitäten für Milchpulver benötigt: Innerhalb der Arla-Gruppe werde punktuell zusätzliche Produktionskapazität für Milchpulver benötigt, teilte Pressesprecher Markus Teubner mit. Dementsprechend stehen auch in Karstädt die Maschinen noch nicht still. Bis Mitte Februar soll die Herstellung von Milchpulver noch aufrechterhalten werden. Benötigt werde innerhalb des weltweit agierenden Unternehmens aus Dänemark ebenfalls noch Milchkonzentrat „made in Karstädt“, weshalb auch diese Produktion im Werk in der Mühlenstraße fortgesetzt wird – zumindest noch im ersten Quartal dieses Jahres, wie Teubner mitteilte. Was dann geschieht, hatte Arla offiziell bereits im Sommer vergangenen Jahres verkündet. Die Molkerei in der Prignitz wird zum 31. März 2021 geschlossen und damit ein Stück Geschichte an einem traditionsreichen Standort der Milchproduktion beendet. 19 Mitarbeitern von Arla in Karstädt ist gekündigt worden: Und das hat Folgen, die nicht nur die Mitarbeiter zu spüren bekommen. Für die Belegschaft, die zuletzt aus 19 Mitarbeitern bestand, steht seit Verkündung der Schließung fest, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren werden. „Sie scheiden wie geplant zum 31. März betriebsbedingt aus dem Unternehmen aus“, bestätigte Markus Teubner noch einmal auf Nachfrage. Ein Sozialplan und ein Interessenausgleich wurden als „faire Lösung“ erarbeitet. Eine Übernahme in die Belegschaft des Werkes in Upahl im Landkreis Nordwestmecklenburg ist nicht vorgesehen. An diesem Standort, in den Arla in den vergangenen Jahren etliche Millionen Euro investiert hatte, soll auch die Milch der Prignitzer Landwirte in Zukunft verarbeitet werden. Abwasserverband rechnet mit 100 000 Kubikmeter weniger Schmutzwasser: Konsequenzen hat die Aufgabe der Karstädter Molkerei auch an anderer Stelle. Für die Ver- und Entsorger in der Region bricht einer der größeren Kunden weg. Betroffen ist unter anderem der Westprignitzer Trink- und Abwasserverband, der sich auf erheblich geringere Mengen einstellt. Verbandsvorsteherin Silvia Klann geht von rund 100 000 Kubikmetern an Schmutzwasser aus, die in Zukunft pro Jahr wegfallen. In Kombination mit steigenden Klärschlammverwertungskosten musste der Verband reagieren und eine Gebührenerhöhung beim Schmutzwasser von 3,09 auf 3,29 Euro pro Kubikmeter beschließen. „Auf der Verbandsversammlung im November haben wir die Kalkulation vorgestellt“, sagte Klann. Arla lässt eine Nachnutzung des Werkes in Karstädt prüfen: Wenig ausrichten konnte dagegen bislang Uwe Büttner von der Wirtschaftsfördergesellschaft Prignitz. Seit Arla die Pläne für das Werk in Karstädt verkündet hat, sind der Landkreis und die Gemeinde bemüht, eine Nachnutzung für die Immobilie zu unterstützen. Arla lässt zwar mitteilen, verschiedene Optionen für den Standort zu prüfen, doch vor Ort macht sich eher Ernüchterung breit. Es gab zwar Gespräche, so Uwe Büttner, doch als Partner fühle man sich in diesem Prozess nicht mitgenommen: „Arla will sich zu laufenden Verfahren nicht äußern.“ Es deutet vieles darauf hin, dass die Zeit der Milchproduktion in Karstädt in diesem Jahr tatsächlich zuende geht. Von Stephanie Fedders