Perleberg: Hilfe für Händler mit Gutschein-System

Bei der Unterstützung der in der Corona-Krise gebeutelten Einzelhändler geht man in der Stadt Perleberg nun neue Wege: Die Stadtverordneten billigten einstimmig auf ihrer jüngsten Sitzung zweimal 10 000 Euro für die Einführung eines Gutscheinsystems. Sie stützt damit ein Vorhaben, das die Händlervereinigung City-Initiative Perleberg schon auf dem Zettel hatte. Annett Jura: „Weitreichende und zukunftsorientierte Entscheidung“: Eine Hälfte des Gelds soll dafür verwendet werden, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, mit der anderen Hälfte soll die Aktion selbst unterstützt werden. Stadt und Stadtverordnete verständigten sich zudem darauf, dass die Aktion für das gesamte Stadtgebiet gilt. Bürgermeisterin Annett Jura war mit dem grundsätzlichen Vorschlag schon in die Sitzung gegangen und hatte ihn mit einer Tischvorlage den Stadtverordneten nahegebracht. Diese sollte einen Antrag der SPD zur Belebung der Innenstadt ersetzen, der schon seit einigen Monaten ohne bislang greifbares Ergebnis diskutiert wird. Annett Jura bezeichnete tags darauf in ihrem Freitagsbrief als „weitreichende und auch zukunftsorientierte Entscheidung für unsere Rolandstadt“. Vorbilder sind die Städte Ettlingen und Pirna: Vorbild für die neue Lösung ist unter anderem die baden-württembergische Stadt Ettlingen, wo es ein solches System bereits gibt. Aber auch im sächsischen Pirna hat man sich informiert. Der Stadtverordnete Fred Fischer (Perleberger Stadtwächter/Freie Wähler) ließ dazu einen Filmbeitrag laufen, aus dem das Prinzip ganz gut hervorging. Bürger können dort demnach Gutscheine in Form von Scheckkarten im Wert von 100 Euro für 75 Euro erwerben – die restlichen 25 Euro bringen die Kommune und Privatsponsoren auf. Ziel ist es, dass Bürger die Gutscheine jetzt erwerben, auch wenn sie diese erst später einlösen. Für Einzelhändler könnte dies während der Corona-Schließzeit wichtige Einnahmen bedeuten. Jens Knauer: „Die Leute sollen jetzt den Gutschein kaufen“: Leerstandsmanager Jens Knauer hatte sich zunächst für einen Gutschein in Papierform ausgesprochen. Ein Kartensystem würde für die Installation allein 10 000 Euro kosten und an laufenden Kosten weitere 5000 Euro nach sich ziehen. Er konnte sich auch gut vorstellen, erst einmal mit kleineren Beträgen zu starten. Wichtig sei nur eins: „Die Leute sollen jetzt den Gutschein kaufen, egal wann sie kommen, um ihn einzulösen.“ Danilo Helmdach (Perleberger Stadtwächter/Freie Wähler) findet aber: „Je kleiner der Wert, desto unattraktiver der Gutschein.“ Kati Beier: „Es gibt viele hier, die kurz vor der Pleite stehen“: Im Stadtparlament fand der Vorschlag grundsätzlich große Unterstützung. Kati Beier (Perleberger Stadtwächter/Freie Wähler) meinte zum Beispiel: „Es gibt viele hier, die kurz vor der Pleite stehen. Ich würde daher die Idee mit Gutscheinen unheimlich begrüßen.“ Und sie erinnerte daran, dass es auch in den Ortsteilen Händler gibt, die der Unterstützung bedürfen. Nicole Bahr (SPD) hatte noch Bedenken mit der Umsetzung und regte eine zeitnahe Sondersitzung der Stadtverordneten zum Thema an. Während Annett Jura diese für innerhalb 14 Tagen für möglich hielt, empfahl Knauer den Stadtverordneten, sofort zu entscheiden. Fred Fischer stellte darauf den Antrag, ein Budget von 20 000 Euro aus der Stadtkasse zur Verfügung zu stellen. Nach einer fünfminütigen Auszeit, die Mattis Rusch (CDU) beantragt hatte, stellte dann Annett Jura den schließlich verabschiedeten Beschlussvorschlag vor, der nach kurzer weiterer Diskussion angenommen wurde. Details werde die Stadt in den nächsten Tagen in Abstimmung mit der City-Initiative klären, erklärte Annett Jura. Von Bernd Atzenroth