Perleberg: Polizei suchte Flüchtigen und fand Drogen

Wen hatte sich ein 36 Jahre alter Mann da ins Haus geholt? Freunde, die ansonsten obdachlos gewesen wären, erzählte der Angeklagte vor dem Perleberger Amtsgericht. Seine „Kumpels“, wie er sie vor dem Vorsitzenden Richter Karsten Sprigode bezeichnete, hätten nun davor gesorgt, dass er auf der Anklagebank Platz nehmen musste. Polizei suchte gar nicht gezielt nach Marihuana: Die Polizei fand im geerbten Haus des Angeklagten nämlich 9,8 Gramm Marihuana. Sonderlich gut versteckt war es nicht. Ganz im Gegenteil: Im Fensterbrett fiel es den Beamten ins Auge. Dabei hatten die Polizisten gar nicht gezielt nach Marihuana gesucht, sondern nach dem Angeklagten selbst gefahndet. Der befand sich nämlich auf der Flucht vor der Polizei. Die Polizei klappert mehrere Adressen ab – so auch das Haus seines verstorbenen Vaters. Angeklagter bestritt den Besitz von Drogen: Er selbst zog bewusst nicht dauerhaft in das Altlandsberger Objekt ein. Zuletzt wohnte er im August 2019 für kurze Zeit dort, erzählte er dem Gericht. Immerhin wurde der Mann auch von der Polizei gesucht wegen Betruges. Dass die Beamten früher oder später beim Haus seines Vaters klingeln würden, war ihm klar. Vieles gab der Beschuldigte an seinem Verhandlungstag zu. Dass er allerdings jemals im Besitz von Drogen war, bestritt er von Anfang bis Ende. Richter Karsten Sprigode glaubte dem Angeklagten, dass er zumindest nichts mit den Drogen zu tun hatte. Mehrere Bewährungsstrafen widerrufen: Auf freiem Fuß bleibt der 36-Jährige aber trotzdem nicht. Das hat er seiner Uneinsichtigkeit zu verdanken. Denn mehrere Bewährungsstrafen, die gegen ihn etwa wegen Betruges oder besonders schweren Fall von Diebstahls verhängt worden waren, wurden widerrufen, weil er in der Bewährungszeit straffällig wurde. Bis März 2021 kann er sich über sein Leben mit seinen zwölf Vorstrafen hinter den schwedischen Gardinen Gedanken machen. Zu einer Verurteilung wegen Marihuana-Besitzes kam es nicht. Und selbst wenn, relativierte Sprigode, wäre die Strafe im Vergleich zu dem, was ihn durch tatsächlich nachgewiesene Taten erwartet, vergleichbar mild. Von Susann Salzmann