Perleberg: So verschönern Kinder die Rolandschule

Der Graffiti-Künstler Enrico Gränzer arbeitet gerade noch an den letzten Feinheiten, da freut sich vor ihm schon eine ganze Kinderschar: Die 22 Schülerinnen und Schüler der Klasse 5b an der Perleberger Rolandschule haben sich selbst in Straßenkunst versucht und ihre Schule an einer Stelle damit merklich verschönert. Professionelle Hilfe hatten sie dabei von der Agentur für Gestaltung namens Colorful – Guido Raddatz und Enrico Gränzer machen solche Projekte landesweit. Jeder hat jetzt seine eigene Palisade: Betonpalisaden direkt neben Schulgebäude sind jetzt ganz bunt. Auf die runden Pfeiler wurden seit Montag Buntstifte in knalligen Farben aufgemalt, so dass es von weitem fast einen 3D-Effekt hat. Die Kinder konnten sich darauf mit eigenen Ideen einbringen, jeder hat im Grunde seine eigene, selbst gestaltete Palisade. Unter Anleitung der Klassen- und Kunstlehrerin Melanie Palloks schnitten sie seit Montag selbst Schablonen aus und sprühten Figuren auf die Buntstifte. Die Klassensprecher Nora und Josef waren jedenfalls ziemlich begeistert. Die Schüler bastelten ihre Schablonen selbst: „Wir haben die Schablonen gemacht und die Farben herausgesucht“, erzählt Josef. „Wir haben selbst Skizzen gemacht, wie wir das haben wollten“, ergänzte Nora. Die Graffiti-Künstler hatten die Grundierung gelegt, und die Schulklasse hatte dann ihre Schablonen angelegt, um ihre Motive drauf zu sprühen. Beim Ortstermin am Mittwoch war die Farbe noch nicht trocken. Zustande kam das Projekt, weil der Elternvertreter Jens Freitag Melanie Palloks im vergangenen Jahr darauf angesprochen hatte, ob man nicht gemeinsam ein Abschlussprojekt für die sechsten Klassen an der Rolandschule organisieren sollte. Bei Melanie Palloks fand er dabei Gehör: „Mein Wunsch war es schon immer, einmal mit Graffiti zu arbeiten“, sagte sie. Und so machte sie sich daran, Fördergeld zu besorgen und Mitstreiter ins Boot zu holen: Marina Hebes und Annette Hensler etwa vom Projekt „Demokratie wagen“. Aber daraus drohte trotzdem nichts zu werden: „Als alles organisiert war, kam Corona“,erinnert sich Melanie Palloks, „wir wussten nicht, wie es weitergeht.“ Bis sie den rettenden Einfall hatte: „Da kam mir die Idee, meine eigene Klasse zu nehmen.“ Und damit wurde das Vorhaben jetzt doch noch im Folgeschuljahr Realität. Ein Projekt, das ganz vielen zu verdanken ist: Es ist aber auch dem Zusammenspiel ganz vieler zu verdanken , dass das jetzt klappte. Melanie Palloks dankt daher ihnen allen, ob nun Jens Freitag, dem Bauamt, der Denkmalschutzbehörde und der Stadt sowie ganz persönlich der Schulleiterin Heike Rudolph sowie Sabrina Hirsch im Schulsekretariat, nicht zu vergessen den Schulförderverein mit seinem Vorsitzenden Torsten Stürzebecher, ein weiterer Initiator der Aktion. Heike Rudolph hob wiederum hervor, dass Melanie Palloks und Jens Freitag die Hauptarbeit geleistet hätten. Bürgermeisterin Annett Jura holte zur Historie des Projekts etwas aus: Bislang war die Schule auf 58 Metern von Holzpalisaden umgeben. Die waren aber baufällig und mussten im Januar und Februar durch Betonpalisaden ersetzt werden. Die Firma Perleberger Tiefbau setzte sie; die gesamte Arbeit kostete 39 000 Euro. Der Denkmalschutz musste mitspielen – und tat es auch: Nun ging es darum, diese zu verschönern. Doch dürfte man das auch? Immerhin gehört die Rolandschule zu den 200 Gebäuden in Perleberg, die auf der Denkmalschutzliste stehen. „Wir mussten die denkmalschutzrechtliche Genehmigung beantragen“, erzählt Annett Jura. Das klappte letztlich. Für das Projekt selbst gab die Aktion „Demokratie wagen“ dann 2700 Euro. Guido Raddatz lobte die tolle Organisation in Perleberg. Seit 20 Jahren ist seine Gruppe mit Fassadenmalerei, Theatermalerei und Graffiti-Aktionen beschäftigt. In Perleberg war sie auch schon zum Rolandfest. Graffiti-Künstler wollen alle Kinder erreichen: Und sie kommt gern auch an Schulen. „Wir machen nicht nur Workshops, sondern gestalten auch Flächen“, erklärt er, „und wir wollen alle Kinder erreichen.“ Und ihnen dabei auch zeigen, was bei der Gestaltung geht und was eben nicht. So wie jetzt in Perleberg. Es gibt dort an der Rolandschule, wie Heike Rudolph findet, Potenzial für weitere Aktionen – schließlich ist ja nur ein kleiner Teil der Palisaden jetzt gestaltet worden. Mit einer Bemalung an der der Schule zugewandten Seite hätte auch der Denkmalschutz kein Problem. Von Bernd Atzenroth