Pfarrer verschickt süße Einladung zum Telefongottesdienst

Keine Gottesdienste, keine Andachten, keine üblichen Familienfeiern von der Taufe bis hin zu den Trauerfeiern – und sonntags sind die Kirchen leer. Da kann sich ein Pfarrer sicherlich auf die faule Haut legen und das Nichtstun endlich einmal genießen? Nein, kann er nicht, und mitnichten gibt es bei den Geistlichen Müßiggang. Die große Frage wohl bei allen Pfarrern ist: Wie erreiche ich meine Gemeinde in dieser Zeit, und wie bleibe ich mit meinen Gemeindemitgliedern auch in Verbindung? Einer, der auf eine gleichermaßen glorreiche wie liebenswerte Idee gekommen ist, ist Pfarrer Peter Radziwill. Der Perleberger, der für den Pfarrsprengel Karstädt-Land zuständig ist, hatte sich dazu Gedanken gemacht – und eine Lösung gefunden, die ihresgleichen sucht. „Kalter Hund“ zum Auftakt: „Und dann fiel mir eine schöne Geste ein, mit der ich auf jeden Fall die Menschen, die sonst gern in die Kirchen gekommen wären, erreiche, und zwar durch etwas ganz Persönliches“. Das ist erst einmal ein Brief, den jedes Gemeindemitglied bekommt, mit der Einladung zum Mitmachen. Aber nicht nur das: Der Pfarrer backte für alle Empfänger ein Stück Kuchen, das er der Post beilegte. „Das war ein Stück „Kalter Hund“, und die Empfänger haben sich natürlich sehr dazu gefreut, denn es war mal etwas ganz anderes, und so fühlt sich auch jeder angesprochen“. Notfallseelsorge ist immer möglich: Zu den geplanten Gottesdienstzeiten fuhr der Pfarrer am Ostersonntag zu den einzelnen Kirchen, um dort jeweils vor Ort die Glocken zu läuten. Dies wird auch nach dem Fest so weiter fortgeführt; die jeweiligen Termine sind im Gemeindebrief aufgeführt. „Bitte verzichten Sie gegenwärtig darauf, persönlich vorbeizukommen“, heißt es im Namen des Gemeindebüros Karstädt. In dringenden Fällen kann aber das rund um die Uhr besetzte Notfall-Seelsorge des Kirchenkreises unter der Telefonnummer 0160/99 69 14 16 angerufen werden. Drei Schritte zum Gottesdienst: Doch zur persönlichen Ansprache der Gemeindemitglieder hat sich Peter Radziwill noch etwas Besonderes ausgedacht: Jeden Sonntag wird es um 11 Uhr aus einer Kirche oder von einem anderen Ort einen Telefon-Gottesdienst geben. „Denn ein Telefon hat ja schließlich jeder. Sie sind dazu alle herzlich eingeladen“, meint der Geistliche dazu. „Wählen Sie sich einfach ein, und dann können Sie mit dabei sein!“ Das Prozedere ist ganz einfach und besteht aus drei Schritten: Erstens: Rufnummer 0221/65 04 88 56 eingeben. Zweitens: nach Aufforderung folgenden PIN-Code eingeben: 613 624. Und drittens seinen Namen nennen – und damit ist jeder beim Gottesdienst mit dabei. Backüberraschung muss in einen Briefumschlag passen: „Auch wenn Andachten und andere religiöse Zeremonien aus wichtigem Grund mit hygienischen Vorsichtsmaßnahmen wieder erlaubt sind, werden Gottesdienste in der gewohnten Form voraussichtlich noch längere Zeit nicht stattfinden“, meint Peter Radziwill. Deshalb will der Pfarrer auch die süßen Einladungen zur Andacht weiterführen. „Da mache ich mir bereits Gedanken, was man noch so backen könnte. Es gibt aber ein Problem: Es muss flach sein und in einen Briefumschlag passen. Aber das mache ich auf jeden Fall weiter!“ Da gäbe es vielleicht schon eine passende Idee. Sogenannte Eccles-Cakes, kleine, runde, gefüllte Blätterteig-Küchlein, deren Herkunft England ist. Und wie es der Name schon verrät – man kann ihn übersetzen als „Keks der biblischen Gemeinde“. Das Wichtigste zum Coronavirus in interaktiven Grafiken Coronavirus in Brandenburg: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Pandemie, Epidemie, Endemie – was ist der Unterschied? Kita- und Schulschließungen wegen Coronavirus: Was Eltern jetzt wissen müssen Viren: Woher sie kommen, wie sie sich vermehren und was gegen sie wirkt Coronavirus-Ausbruch: Diese Regelungen sollten Beschäftigte kennen Coronavirus: Hausarzt oder Krankenhaus? So sollten Sie handeln Immun gegen das Coronavirus: Kann ich mich mehrmals infizieren? Von Kerstin Beck

Perleberg - Pfarrer verschickt süße Einladung zum Telefongottesdienst