Prignitz: So trotzt die Wirtschaft der Corona-Krise

Die Zukunftsaussichten für die Prignitz für die Zeit nach Corona sind gar nicht so schlecht. Das legt zumindest eine neue Prognos-Studie mit dem Titel „Deutschland nach Corona – wo lohnt es sich, nach der Krise zu investieren?“ nahe, die Landrat Torsten Uhe bei seiner Pressekonferenz am Freitag zitierte. Bruttowertschöpfung steigt, aber Fachkräftemangel bleibt: Danach rechnet man für den Landkreis bis 2030 mit einem Zuwachs bei der Bruttowertschöpfung zwischen fünf und sieben Prozent – von den Metropolregionen abgesehen ist das besser als für weite Teile Ostdeutschlands. Ein Problem hat die Region aber: den Fachkräftemangel. Uhe: „Das wird uns bis 2030 am meisten fordern.“ Arbeitslosigkeit steigt moderater als in de Metropolräumen: Immerhin: Auch die aktuelle Entwicklung verläuft nach Uhes Einschätzung bei allen Problemen vergleichsweise glimpflich. Das bestätigt Gordon Werber vom Jobcenter Prignitz. Aufgrund des ausgewogenen Branchenmixes sei der Landkreis bisher wirtschaftlich gut durch die Krise gekommen, sagt er. Anders als in den Metropolräumen sei der Anstieg der Arbeitslosigkeit bisher moderat verlaufen. Knapp 950 Unternehmen haben Kurzarbeit angezeigt: Die Arbeitslosenquote lag im Oktober bei 7,8 Prozent. Aktuell sind 3035 Prignitzer arbeitslos gemeldet. Von diesen werden 1024 Menschen durch die Arbeitsagentur Neuruppin und 2011 durch das Jobcenter Prignitz betreut. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind aktuell 382 Personen mehr arbeitslos. Knapp 950 Prignitzer Unternehmen zeigten laut Werber für ihre mehr als 8900 betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Kurzarbeit an. Wie viele tatsächlich Kurzarbeit sind, ist erst nach einer Wartezeit von fünf Monaten zu ermitteln. Mehr als 600 Menschen beantragten Leistungen des Jobcenters: Aktuell beziehen 6334 Personen, die in 3481 Bedarfsgemeinschaften leben, Grundsicherung. Binnen eines Jahres verringerten sich diese Zahlen um mehr als sechs Prozent, mehr als im Landes- und Bundesschnitt. Lesen Sie auch: Prignitz: Gastronomen leiden unter dem Lockdown Corona: So geht die Prignitz gegen die Krise an Prignitz: So reagieren Händler auf neue Corona-Regeln Mehr als 600 Prignitzerinnen und Prignitzer beantragten in der Corona-Krise seit März Leistungen des Jobcenters, ohne dass eine Vermögensprüfung erfolgt. Auch die tatsächlichen Kosten der Unterkunft werden ohne Angemessenheitsprüfung des Wohnraums gewährt. Die Regelungen wurden bis zum 31. März verlängert. Bisher nutzen dies mehr als 80 Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer. Darüber hinaus beziehen 112 Menschen in Kurzarbeit ergänzende Grundsicherung durch das Jobcenter. Auswirkungen auf viele Branchen und Gewerke: Die Auswirkungen des zweiten Lockdowns sind vornehmlich im Hotel- und Gaststättenbereich und in den angrenzenden Dienstleistungssegmenten zu spüren. Im Handwerk hat die Corona-Krise ebenfalls Auswirkungen gezeitigt, wie Kirsten Gmirek, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft erklärte. Im Frühjahr seien Friseure und KfZ-Händler betroffen gewesen, jetzt seien es die Kosmetiker. Folgen habe die Krise für Bestatter, Messebauer, Gebäudereiniger und Bäcker mit Cafébetrieb gehabt. Engpässe in der Baubranche: Verzögerte Materiallieferungen: Kreishandwerksmeister Heiko Wegner wies auf ein weiteres Problem hin: Die Abhängigkeit von Zulieferern. Im Kfz-Bereich ist während des ersten Lockdowns viel Reparaturarbeit weggebrochen. Nach den Lockerungen im Sommer gab es hier nun einen Boom, der nun auch wieder vorbei sein dürfte. In der Baubranche gibt es wiederum große Engpässe, weil sich Materiallieferungen verzögern. Das gilt auch für den Tischlereibereich. Wegner ist trotzdem ziemlich optimistisch, dass die Handwerker der Krise trotzen werden. Er hofft, dass die Corona-Hilfe jetzt besser vergeben werden – beim ersten Mal mussten viele Handwerker lange warten. Von Bernd Atzenroth