Damit hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet: 444 Pritzwalker machten am Samstag bei der Abstimmung zum ersten Pritzwalker Bürgerhaushalt mit. „Ich hatte mit vielleicht der Hälfte gerechnet“, meinte denn auch Bürgermeister Ronald Thiel.
Er und sein Team zeigten sich jedenfalls positiv überrascht. Schließlich handelt es sich um eine Premiere. Es ist der erste Bürgerhaushalt für Pritzwalk, und er ist ein Experiment, das in der Prignitz noch nicht gewagt wurde.
Pritzwalk ist viel besser als Neuruppin
Wie gut diese Teilnehmerzahl ist, zeigt sich auch an einem anderen Vergleich: In Neuruppin kamen bei der ersten Auflage des Bürgerhaushalts nur 236 Leute zusammen. Für Thiel ist das alles ein gutes Zeichen: „Die Pritzwalker sind gekommen, um etwas zu bewegen.“
Das Echo auf die Veranstaltung war allgemein sehr gut. Natürlich war die Prominenz der Stadtpolitik aus allen Fraktionen komplett vor Ort. Aber viele Menschen wollten auch „ihrer“ Idee zum Erfolg verhelfen oder ganz einfach von der Möglichkeit Gebrauch, einmal mitbestimmen zu können.
Das Prozedere war gut vorbereitet und für jeden Anwesenden transparent. Jeder Bürger ab 14 Jahren konnte eine Stimme für einen der 18 Vorschläge abgeben, die von 56 eingereichten Ideen übrig geblieben sind. Pro Vorschlag war eine Wahlurne aufgestellt, in welche die Teilnehmer ihre eigens vorbereitete Stimmkarte im Pritzwalk-Layout einwerfen konnten.
Jahnschule mobilisierte am besten
Die bei weitem meisten Stimmen erhielt der Vorschlag, einen wetterfesten Fahrradunterstand für die Schüler der Jahnschule zu errichten, der alleine 102 Stimmen auf sich vereinigte. Hockeybanden für die Quandtsporthalle fanden 82 Unterstützer.
Immerhin 65 Menschen gaben ihre Stimme für die Neugestaltung des Turnraums der Kita Tausendfüßler. Die viertmeisten Stimmen gab es für einen eingezäunten Hundepark von einer Größe von 85 mal 65 Metern.
Sitzgruppen fürs Gemeindesporthaus
Gut mobilisiert haben die Beveringer für ihren Vorschlag, überdachte Sitzgruppen an ihrem Gemeindesporthaus aufzustellen, der letztlich 35 Unterstützer fand. Thiel erzählt von alten Beveringer Ehepaaren, die die Idee für den Ort wichtig fanden und deswegen zur Abstimmung gekommen sind.
27 Stimmen gab es für das Freigehege mit Unterstand für Kaninchen und Meerschweinchen im Streicheltierhof im Hainholz, während der Vorschlag einer Neugestaltung des Vorplatzes der Pritzwalker Friedhofskapelle immerhin noch 17 Stimmen bekam.
Blumenrondell für Kuckuck
Auch die Bürger von Kuckuck haben ihr Vorhaben, die Anlage eines Blumenrondells im Dorfzentrum, durchsetzen können – es bekam immerhin 14 Stimmen. Gleiches gilt für die Umgestaltung von Trafohäusern (13 Stimmen) und die Verbesserung des Ballspielfeldes auf dem Spielplatz Falkenhagen (10 Stimmen).
Die gesamte Auszählung dauerte etwa eine halbe Stunde, und ein paar Bürger hatten es sich nicht nehmen lassen, dabei zu sein.
Es war von Anfang an ein ständiges Kommen und Gehen: „Den ganzen Tag über kamen Leute – das zog sich so durch“, freute sich Katja Zeiger, Büroleiterin des Bürgermeisters. Die Pritzwalker nahmen unerwartet zahlreich die Möglichkeit wahr, ihre Stimme für ein Vorhaben abzugeben, das aus dem ersten Pritzwalker Bürgerhaushalt gefördert werden soll. Schon vor 11 Uhr hatten mehr als 150 Bürger ihre Stimme abgegeben.
Von Bernd Atzenroth