Anbindung an die neue Seidenstraße wird noch Zeit brauchen

Es könnte, wenn es denn klappt, ein großer Coup werden: Eine Anbindung des Gewerbegebiets Prignitz bei Falkenhagen (Stadt Pritzwalk) an die neue Seidenstraße, Chinas weltwirtschaftliches Großprojekt, würde für die ganze Prignitz große ökonomische Chancen mit sich bringen und könnte den Schienengüterverkehr .in Richtung Ostsee und Nordosten beleben. Jedoch zeigt sich bei genauerem Hinsehen, dass es bis dahin noch ein langer Weg sein dürfte. Mit großem Interesse, aber auch Zurückhaltung reagiert die Firma Ayanda auf die Bemühungen, das Gewerbegebiet Falkenhagen per Zugverbindung an die neue Seidenstraße anzukoppeln. „Wir prüfen das“, hieß es aus der Firma, „und wir sind auch in Kontakt mit den Anbietern.“ Auch mit der Mutterfirma in China ist darüber schon gesprochen worden. Allerdings stünden die Bemühungen noch ganz am Anfang. Noch ist nicht klar, ob Schiene oder Schiff billiger ist: Für die Firma, die zur chinesischen Sirio-Gruppe gehört und damit für die Ideengeber von der Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) ein besonderes interessanter Partner wäre, ist sowohl der Warenverkehr Richtung China als auch der aus China von Bedeutung. Allerdings werden es keine großen Mengen sein, die zu transportieren sind – schließlich handelt es sich dabei um Nahrungsergänzungsmittel. Wenn also die Strecke ertüchtigt würde, müssten auch andere darauf ihre Waren transportieren. Und: Zwar würde der Transport über die Schiene deutliche zeitliche Vorteile gegenüber dem Schiffstransport haben, doch ist nach Angaben von Ayanda noch nicht klar, was letztlich mehr kostet. Fährhafen Mukran soll Drehkreuz für die Seidenstraße werden: Als Idee schwebt im Raum ein Schienenanschluss des Gewerbegebiets Falkenhagen an den Fährhafen Mukran auf der Insel Rügen. Dieser soll zum Drehkreuz für die Schienentransporte auf der neuen Seidenstraße werden. Seit dem 12. November 2019 ist man dort in der Testphase. Damals wurde der Inhalt eines ersten Pilotzugs aus China von Kaliningrad per Fähre nach Rügen gebracht und dort abgeladen. Dann ging es per Bahn weiter Richtung Hamburg. Seitdem sind vereinzelte Testzüge auf der Strecke. Ziel ist die Aufnahme eines Regelbetriebs – allerdings gibt es dafür noch keinen Termin, es soll aber so schnell wie möglich dazu kommen. Bei Ayanda vermutet man noch ein weiteres Problem: Die Zollkapazitäten in Mukran seien noch nicht ausreichend, so dass die Firma alles zunächst über Hamburg und den dortigen Zoll transportieren müsste – wenn es irgendwann den Endpunkt Falkenhagen geben würde, dann würde man das bei Ayanda als „Geschenk“ empfinden. Aber von Mukran Port heißt es, dass mit der Aufnahme des Regelbetriebs die Verzollung komplett in Mukran laufen werde – 16 Mitarbeiter sind dafür bereits eingestellt. Lösung mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern scheint gefunden: Ein weiteres gravierendes Problem scheint sich jedoch jetzt zu lösen: Für den Streckenabschnitt zwischen Güstrow und Plau am See, ein Kernstück der Linie von Falkenhagen nach Rostock und von dort weiter nach Mukran, lief ein Stilllegungsverfahren – und das hat ausgerechnet der Prignitzer Bahnanbieter im August des vergangenen Jahres selbst anstrengen müssen – die Erträge hätten die Kosten nicht aufwiegen können.. Doch nach Gesprächen mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern scheint nun eine Lösung gefunden und der Stilllegungsantrag vom Tisch zu sein. Das bestätigte Tino Hahn von dem Eisenbahnunternehmen jetzt gegenüber der MAZ. Von Bernd Atzenroth

Falkenhagen - Anbindung an die neue Seidenstraße wird noch Zeit brauchen