Prignitzer Kräuterhof Buddenhagen hofft in Corona-Krise auf Saisonstart

Das Summen des Motors legt sich als heller Klang über die Töpferwerkstatt. Cordula Schoenegges Hände werden eins mit dem Werkstoff. Sie dirigiert den Ton mit Zangengriff oder Knöchelzug und dann schält sich eine Schale aus dem Klumpen heraus. „Wenn ich an der Scheibe sitze, ist das wie Meditation für mich“, sagt sie. Cordula Schoenegge betreibt seit 2012 den Prignitzer Kräuterhof in Buddenhagen (Amt Meyenburg). Damals ging sie den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Aus der Ergotherapeutin wurde eine Kräuterfrau. Mit der Töpferei baute sie sich ein weiteres Standbein auf. Cordula Schoenegge in Buddenhagen liebt das Arbeiten mit Ton: Sie mag den Werkstoff Ton, entschied sich für eine helle Farbe mit dunklen und punktförmigen Einschlüssen, den so genannten Spots. „Wenn ich Ton in der Hand habe und ihm eine Form gebe, ist das für mich ein Glücksgefühl“, sagt die 51-Jährige. Egal, ob Cordula Schoenegge Schalen, Vasen oder Krüge formt, stets baut sie eine Brücke zur Natur. Mit Stempeln verewigt sie Bäume, Blüten, Blätter und vieles mehr auf dem Werkstoff. Sogar mit getrockneten Mohnkapseln drückt sie dem Ganzen einen bleibenden Eindruck und ihr Markenzeichen auf. Ebenso reihen sich Tonhüte oder Häuschen in ihre Palette ein. Die sind nicht nur formschön, sondern auch Unterschlupf. Werden sie mit etwas Stroh auf einen Stab aufgespießt, finden Insekten einen Wohnraum. Von der Ergotherapie zum Prignitzer Kräuterhof: „Es geht nicht nur um dekorative Keramik, sondern um Sinnvolles für die Natur“, lautet einer von Cordula Schoenegges Grundsätzen. Bei den Glasuren setzt sie auf lichte und transparente Töne. In der Werkstatt kann sie das ganze Jahr sitzen und ihren Ideen Schwung verleihen. Schoenegge lernte während ihrer medizinischen Fachschulausbildung zur Ergotherapeutin die Aufbautechnik für das Töpfern kennen. Damals war sie 20. Der Ton und sie wurden ein gutes Paar. „Ich habe gemerkt, wie kreativ ich dabei sein kann.“ Mit Youtube-Filmen die Technik an der Töpferscheibe geknackt: Immer wieder tauchte bei Besuchern des Prignitzer Kräuterhofes die Frage auf, ob sie auch an der Scheibe arbeitet. Das nahm sie Ende 2018 als Steilvorlage an. Cordula Schoenegge wurde wieder zur Schülerin, aber schulte sich selbst. „Ich habe mir immer wieder Filme bei Youtube angesehen und die Handgriffe angeeignet“, erinnert sie sich. Somit pendelte sie zwischen Computer und Töpferwerkstatt und hatte schließlich den Dreh heraus. „Ich wusste, dass das schwierig ist. Gerade das Zentrieren des Tons dauert ewig, um diesen Kniff zu beherrschen.“ Ein Detail übersah sie zunächst: Die Scheibe lief Monatelang in die verkehrte Richtung – der Ton lief daher nicht in ihre Hand und nahm keinen richtigen Schwung auf. Heute lacht sie über diese Episode. Hartes Brot mit dem Ton: Wenn Cordula Schoenegge den hellen Ton in der Mangel hat, dringen zunächst dumpfe Schläge aus der Werkstatt. Am Tisch nimmt sie eine Tonstange in beide Hände, holt Schwung und wirft den Klumpen auf die Platte. Aus einem quadratischen Stück wird langsam ein handliches Gebilde. Durch das Tonschlagen erhält er eine gleichmäßige Struktur und die eingeschlossene Luft geht flöten. Dann beginnt sie mit dem Töpfern. Saisonstart steht wegen Corona-Krise auf wackligen Beinen: Der Blick in ihren Veranstaltungskalender treibt Cordula Schoenegge allerdings Sorgenfalten ins Gesicht. Das erste Seminar in diesem Jahr war für Ende Februar geplant, ist aber bereits abgesagt. „Kann ich Mitte April mit meiner Arbeit beginnen?“, fragt sich die Kräuterfrau wegen der Corona-Krise. Die erste Corona-Welle beutelte den Prignitzer Kräuterhof: Harte Zeiten, viel Gegenwind und immer wieder nur das Fahren auf Sicht – das alles treibt Cordula Schoenegge bei ihrer Seminararbeit auf dem Prignitzer Kräuterhof um. „Im vergangenen Jahr konnte ich erst Anfang Juni mit meiner Arbeit beginnen“, erinnert sich die 51-Jährige. Damals endete die erste Corona-Welle. Auch ihr Unternehmen wurde arg gebeutelt und bremste viele Vorhaben aus. „Die Saison geht hier von Ende April bis Mitte Oktober“, sagt Cordula Schoenegge. Ausbildung in Kräuterkunde, Wildkräuter- oder Rosenküche, Herz- oder Sonnenheilpflanzen – die Liste ihrer Angebote ist lang. Alle Seminare im Kalender unterbringen: Cordula Schoenegge schwimmt mit den Jahreszeiten und stimmt ihre Seminare auf die Vegetation ab. Schon jetzt schiebt und jongliert sie wie 2020 mit ihren Kursangeboten wie auf einem Schachbrett hin und her, sucht Winkelzüge, um alle Termine einzutakten. Die Kurse sind gefragt: So wie das Frühlingserwachen demnächst zartes Grün aus dem Boden herausschiebt, beobachtet die geschulte Kräuterfrau unter ihren Seminargästen ebenfalls Bewegung. Den Drang, in diesen Zeiten wieder etwas in der Freizeit zu unternehmen und dazu in Gemeinschaft. „Alle Kurse sind für dieses Jahr gut nachgefragt“, sagt Cordula Schoenegge. Dieser Gradmesser passt in diese Zeit – der Hunger nach Bildung fernab von digitalen Formaten. Cordula Schoenegges Prignitzer Kräuterhof in Buddenhagen ist unter www.prignitzer-kräuterhof.de zu erreichen. Von Christamaria Ruch