Erleichterung bei allen Einsatzkräften und Wittenbergern: Die in der Johannes-Runge-Straße von einem Passanten gefundene Mörsergranate ist weg. Spezialisten vom Landeskriminalamt haben sie spurensicher und geschützt verpackt und abtransportiert.
Großeinsatz über sieben Stunden
Gegen 23 Uhr hat die Polizei den auf 300 Meter festgelegten Sperrkreis wieder freigegeben. Die etwa 200 evakuierten Personen umliegender Wohnungen konnten noch am späten Abend zurück in ihre eigenen vier Wände.
Über sieben Stunden dauerte der Großeinsatz zahlreicher Rettungskräfte an. Um kurz vor 16 Uhr fand der Spaziergänger die Granate im Hauseingang eines Mehrfamilienhauses und alarmierte noch im selben Moment die Polizei.
16 Straßen waren betroffen
Sofort sperrten die Einsatzkräfte den Bereich weiträumig ab und leiteten weitere Schritte ein. Gemeinsam mit Stadt und Feuerwehr bildeten die Polizeibeamten eine Einsatzleitung. Um 18 Uhr kam es zu einer großen Evakuierung.
Gleichzeitig löste die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes aus. In 16 umliegenden Straßen sollten sich die Anwohner auf eine mögliche Rettungsaktion vorbereiten sowie Dokumenten und Medikamenten bereithalten.
Zu dem Szenario mit über 1700 betroffenen Personen, darunter auch Altenheimen, kam es letztlich nicht. Nachdem die erfahrenen Mitarbeiter des Landeskriminalamtes gegen 22 Uhr eintrafen, ging alles ganz schnell.
Ehrenamtliche Helfer im Einsatz
Sie haben die Granate gesichert und abtransportiert. Eine Gefahr für die Wittenberger Bevölkerung stellte sie so nicht mehr da. Für die Stunden des Wartens richtete die Stadt für alle Evakuierten eine Notunterkunft in der Turnhalle der Dr.-Salvador-Allende-Straße ein.
Unzählige ehrenamtliche Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst, Schnell Einsatz Einheit und Notfallseelsorger waren auf das Schlimmste vorbereitet. „Etwa 15 Bewohner nahmen das Angebot an“, informiert Bürgermeister Oliver Herrmann, viele weitere kamen bei Bekannten unter.
„Wir ziehen unsere Parallelen“
Erst vor wenigen Tagen gab es einen ähnlichen Fall. Ein Anwohner fand am 16. März im Bereich des Gehwegs eine verrostete Granate. Auch dort kamen Experten des Landeskriminalamts zum Einsatz. Sie transportierten die Granate zu einem nahe gelegenen Acker und sprengten sie dort.
„Wir ziehen unsere Parallelen“, sagt Polizeisprecherin Dörte Röhrs. Noch ist aber völlig unklar, ob und wie beide Vorfälle miteinander zu tun haben. Die Ermittlungen laufen. Folgende Untersuchungen der Munition müssen zeigen, ob sich Hinweise auf den Besitzer finden lassen.
Hintergründe zu den Taten gibt es bislang noch nicht. Bürgermeister Oliver Herrmann befürchtet, dass der Unbekannte erneut zuschlägt und gefährliche Munition im Stadtgebiet verbreitet.
Von Marcus J. Pfeiffer