Wittenberge: Aufregung bei Anglern, die das Elbufer nicht mehr betreten sollen

Vielleicht sind es Verständigungsschwierigkeiten, vielleicht wird von verschiedenen Prämissen ausgegangen, die auf beiden Seiten Unmut ausgelöst haben: Fakt aber ist aus Sicht der Angler, dass man miteinander reden muss. Derzeit liegen in verschiedenen Geschäften entlang der Elbe von Bad Wilsnack bis Lenzen Unterschriftenlisten aus, „womit wir darauf aufmerksam machen wollen, dass die Herangehensweise zum neuen Pflege- und Entwicklungsplan im Detail nicht richtig ist“, so Manfred Ihl, der Vorsitzende des Kreisanglerverbandes Perleberg. Pflege- und Entwicklungsplan fürs Biosphärenreservat: Worum es geht: Derzeit wird ein neuer Pflege- und Entwicklungsplan - kurz PEP genannt – für das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg ausgearbeitet. Grundlage dafür ist eine aktuelle Biotopkartierung. Das ist auch ganz in Ordnung so, findet der Wittenberger. Er ist auch als Kuratoriumsmitglied seit 2015 am Prozess beteiligt ist. Wenn nur nicht diese eine Formulierung im Planvorhaben wäre, die bei sehr vielen Anglern Befremden ausgelöst hat: „Einrichtung von Ruhezonen entlang der Elbe, in denen vom 1. Oktober bis 31. März. von zwei Stunden vor der Abenddämmerung bis eine Stunde nach der Morgendämmerung kein Angeln erfolgt“, heißt es im Teil IX des Planungsentwurfes für das „Umfeld aller regelmäßig genutzten Schlafplätze für Rastvögel“. Ruhezonen vom 1. September bis 30. April: In dessen Fortsetzung wird das Angeln weiter eingeschränkt: „Einrichtung von Ruhezonen entlang der Elbe, in denen vom 1. September bis 30. April kein Angeln erfolgt“. Vorgesehen sind dafür die Gebiete Elbvorland bei Baarz, Kietz-Wootz, Mödlich, Wustrow-Lütkenwisch, Cumlosen, Hermannshof, Garsedow-Hinzdorf, Bälow, Gnevsdorfer-Abbendorfer Werder. „Das sind Verbote, die wir nicht brauchen“, stellt der Vereinschef sachlich fest. „Schließlich sind die Bestände seit Jahrzehnten auf einem guten Niveau. Und warum? Weil es keine Beeinträchtigungen gibt. Und wenn die Störungen nicht umfänglich sind, muss man nicht mit Verboten arbeiten. Denn diese vermitteln nur das Gefühl, dass uns was übergestülpt wird“, findet er. Geeignete Wege zu den Angelstellen: Dazu haben die Angler selbst Vorschläge gemacht: „Wir haben uns 2011 an den Landkreis gewandt und darum gebeten, geeignete Wege zu den Angelstellen zu haben und dazu aktiv zu werden“. Zwei Jahre später hatte es dazu Gespräche gegeben mit dem Ergebnis, „dass 2017 dazu Festlegungen getroffen sein sollen“. Des weiteren hat der Anglerverband Feldforschung betrieben. „Im Prinzip gibt es alle zwei bis drei Kilometer einenWeg. Und ein Angler sucht höchstens bis zu drei Buhnen elbauf- beziehungsweise elbabwärts auf. Der dazwischenliegende Bereich wird somit erst gar nicht betreten.“ Dazu hat 68-jährige noch eine Beobachtung zu den vielen Wildgänsen gemacht: „Diese kommen erst am Abend zur Elbe; tagsüber befinden sich diese Vögel auf den landwirtschaftlichen Flächen.“ Und dann gibt es noch ein Ergebnis aus einer zwei Jahre alten Beobachtungsstudie: Zwischen 17 und 18 Uhr wurde nur alle dreieinhalb Kilometer ein Angler gesichtet. „Das ist kein Störfaktor“, findet Ihl. Guter Zustand der Zug- und Rastvogelbestände: „Wegen des guten Erhaltungszustandes der betreffenden Zug- und Rastvögel besteht aktuell kein Anlass für das Ausweisen von Ruhezonen“, ist dazu von Heike Ellner, der Leiterin der Biosphärenreservatsverwaltung zu erfahren. „Erst wenn eine Verschlechterung des Zustandes von geschützten Vogelarten eintreten würde, wären in gemeinsamer Abstimmung mit Ihnen und weiteren regionalen Akteuren, unter anderem Anglervereinen, Ruhezonen in ausgewählten Bereichen auszuweisen.“ Dann macht die Leiterin noch ein Angebot: „Aus der aktuellen Diskussion lernen wir, dass der Abstimmungsprozess über Flächen, die potenziell in Frage kämen, sehr intensiv zu führen ist. Ich werde dafür Sorge tragen, dass wir uns die notwendige Zeit hierfür nehmen. Ich habe ein großes Interesse an einem Erfahrungsaustausch mit den Anglern, um möglichst konfliktarme Ruhezone zu ermitteln. In Kürze werden wir zu einem Folgetreffen die Angelvereine und die betroffenen Gemeinden einladen, um uns über das weitere Vorgehen abzustimmen.“ Rückenwind vom Koalitionsvertrag: Rückenwind bekommen die Angler vom neuen Koalitionsvertrag für Brandenburg. „Die Koalition wird die nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Fischbestände durch die Anglerschaft unterstützen“ Und: „In den Entwicklungskonzeptionen ist auch der fischereiliche und naturschutzfachliche Sachverstand der organisierten Anglerschaft einzubeziehen und angemessen zu berücksichtigen“, zitiert das Verbandsblatt „Der Märkische Angler“ in seiner neuesten Ausgabe. Von Kerstin Beck

Pläne zum Biosphärenreservat - Angler in Wittenberge besorgt: Kommen bald Verbote?