Altes Lager: Jugend wünscht sich Treffpunkt ohne Aufsicht

Gibt es im Niedergörsdorfer Ortsteil Altes Lager genügend Angebote für Kinder und Jugendliche? Darüber diskutierten jüngst Einwohner und Mitglieder des Sozialausschusses. Vor allem in den vergangenen zwei Jahren hat die Gemeinde größere Summen in den Ausbau der Freizeitangebote investiert. Immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen die Angebote der Vereine oder suchen den Skatepark sowie den Jugendclub Jump auf. Scheinbar tun sie dies – aber nur bis zu einem bestimmten Alter. Denn spätestens mit 14 Jahren ziehen Jungen und Mädchen aus Altes Lager lieber auf der Straße umher und machen dort lieber ihr eigenes Ding. Manchmal gibt es dann auch Ärger mit der Polizei. Aus Sicht des Niedergörsdorfer Sozialausschusses müsse deshalb auch für Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren ein spezielles Angebot her. Jugendliche wollen ungestört sein: „Sie brauchen einen Raum, wo sie sich entfalten können, ohne dass jemand guckt und wo sie sich auch mal zanken und wieder vertragen können“, findet etwa Frank Woitzik (AfD). „Sonst suchen sie sich selber etwas und ecken dabei immer wieder mit dem Gesetz an.“ Auch Klaus Pollmann (Linke) kennt den Wunsch der älteren Jugendlichen nach einem eigenen Reich schon länger. Pollmann war von 2014 bis 2019 Ortsvorsteher in Altes Lager und sagte im Ausschuss: „Gerade in Altes Lager hat sich ja in den vergangenen Jahren viel entwickelt, aber trotzdem gab es immer einen Punkt, den ich regelmäßig von den Jugendlichen gehört habe.“ Laut Pollmann sei dies ein Ort, an dem die Jugendlichen unter sich sein können – und zwar ohne Aufsichtsperson. Ein solches Angebot habe sich jedoch in Altes Lager nie wirklich entwickelt. Der Grund: Ein selbstverwalteter Jugendraum birgt immer Risiken. Ältere Jugendliche müssen als Vorbilder dienen: Der Ausschussvorsitzende Paul Schuknecht (SPD) sagte deshalb: „Ich finde das Thema Orte ohne Betreuung absolut wichtig, aber man muss natürlich auch mit den Kindern darüber reden. Wenn da Eltern ihre halbwüchsigen 14-Jährigen hinschicken, dann wollen sie, dass diese nicht betrunken nach Hause kommen. Da muss auch so etwas wie soziale Kontrolle stattfinden.“ Marko Göritz glaubt daran, dass das funktionieren kann. Der Ortsvorsteher und Feuerwehr-Chef aus Altes Lager kennt ein ähnliches Konzept bereits von der Jugendfeuerwehr. Auch dort haben die Jugendlichen einen eigenen Raum, den sie öfter ohne erwachsene Aufsichtspersonen für Freizeitaktivitäten nutzen. „Das läuft eigentlich ganz gut“, so Göritz auf MAZ-Nachfrage. „Wenn die Jugendlichen Geburtstag haben, können sie auch dort feiern.“ Dass die Feierlichkeiten nicht aus dem Ruder laufen und der Raum hinterher wieder sauber übergeben werden muss, sei für den Feuerwehrnachwuchs schon selbstverständlich. Laut Göritz funktioniere das allerdings nur, weil die Kinder immer ältere Vorbilder hatten, die es ihnen genauso vorgelebt haben. Seiner Meinung nach müsse es bei einem selbstverwalteten Jugendtreff ähnlich laufen. Gemeinsame Lösung mit der Jugend: So sieht es auch Klaus Pollmann (Linke). Der Gemeindevertreter ist der Meinung, dass sich zunächst einmal eine Gruppe von Jugendlichen finden müsste, die bereit wäre, sich längerfristig in solch einem selbstverwalteten Jugendtreff zu engagieren. Darüber hinaus müssten sie auch von anderen Besuchern respektiert werden. Laut Pollmann sei es deshalb notwendig, im Rahmen der Jugendbeteiligung auch diese angesprochene Altersgruppe zu befragen und mit ihnen gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Ein Test am Skatepark könnte Klarheit bringen: Frank Woitzik (AfD) warf zudem noch eine konkrete Idee ein, wie man im Vorfeld schon einmal testen könnte, ob solch ein unbeaufsichtigter Treffpunkt funktionieren könnte. Er schlug vor, am Skatepark zunächst eine überdachte Sitzmöglichkeit aufzustellen. Laut Woitzik könne man so relativ kostengünstig und kurzfristig einen Platz für die Jugendlichen schaffen, an dem sie sich in ihrer Freizeit aufhalten könnten. Da der Skatepark sich in Sichtweite des Jugendclubs Jump befindet, hätte man gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, die Jugendlichen zunächst noch aus der Ferne im Auge zu behalten. Sollten die Jugendlichen sich vor Ort benehmen, wäre eine selbstverwalteter Jugendraum eventuell der nächste Schritt. Von Isabelle Richter

Altes Lager - Jugendliche wollen Klub selbst verwalten