Blankenfelde-Mahlow: So gehen Kirchen mit Lockdown um

Während der erneute Lockdown den Beginn des liturgischen Jahres überschattet, versuchen die Kirchen in ihren Gottesdiensten trotzdem christliche Hoffnung zu verbreiten. Doch wie können Kulturinstitutionen ihre Aufgaben leisten, wenn sie selbst von Einschränkungen betroffen sind? Pastor Thomas Reichert von den Baptisten Blankenfelde bereitet die Andacht in der Dietmar-Klemt-Straße 2 vor. Es wird eine eher kleine Veranstaltung werden, das weiß er schon jetzt. „Das Traurige in diesem Jahr ist, dass wir einfach weniger Gemeinschaft haben. Und es kommen auch nicht mehr so viele Leute“, sagt er. Kein Kirchencafé, Musik aus der Konserve: Als im Frühling die Kirchen gänzlich schließen mussten, nahm Reichert seine Predigten als Video für die Gemeinde auf oder verschickte sie als Briefe. Jetzt, wo wieder Gottesdienste erlaubt sind, dürfen sich die Gläubigen mit Hygienekonzept, Abständen und Masken treffen. Aber es ist dennoch nicht dasselbe wie vor der Pandemie. „Wir können kein Kirchencafé anbieten. Statt Gesang haben wir Musik vom Beamer. Oder unser Kantor spielt allein Musik von der Bühne“, so der Pastor. Die Atmosphäre in der Kirche hat gelitten. Dafür sieht Reichert eine erhöhte Nachfrage an Seelsorge im Krankenhaus und in den Pflegeheimen. „Die Seelsorge hat ein anderes Gesicht bekommen“, bestätigt sein gerade ins Amt eingeführter Kollege, Pfarrer André Wiethölter, von der evangelischen Kirchgemeinde. „Ich spüre gerade in den Trauergesprächen eine erschreckende neue Müdigkeit der Menschen. Die Pandemie hat Ängste und Vorurteile sichtbar gemacht, die viele schon lange mit sich herumgetragen haben.“ Finanzkrise, Klimakrise und jetzt Covid-19 hätten viele resignieren lassen. „Ihr Sicherheitsgefühl, dass in Zukunft alles irgendwie geregelt wird, ist weg.“ Mentale Selbstsicherheit ist beste Abwehr: Wiethölter ist seit 31. Oktober Pfarrer in Blankenfelde-Jünsdorf. Auch seine Gemeinde hat sich im neuen Lockdown eingerichtet. „Wir sind ständig dabei, Räume nach Abständen auszumessen und zu verteilen.“ Mentale Selbstsicherheit sei die beste gesundheitliche Abwehr, sagt der Gottesmann. Am vergangenen „Ewigkeitssonntag“ hat er in der Dorfkirche Blankenfelde die Namen aller Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres verlesen. „Auf dem Waldfriedhof konnte diesmal keine Andacht erfolgen. Stattdessen wurde für diejenigen, die die Gräber ihrer Angehörigen besuchen wollten, Rituale vorbereitet. Kerzen, ein Brief und eine Überraschung für das Gebet“, erklärt Wiethölter. Themen der Seelsorge verschoben: Er freut sich auf den Frühling, wenn Friedhofskapelle und Orgel fertiggestellt sind. „Die Leute sollen erkennen: Trotz der Krise haben wir gemeinsam etwas Großes hinbekommen. Das ist wichtig. Wenn sich Leute nicht treffen können, fehlen ihnen Erfolgsmomente.“ Dass sich die Seelsorge auf andere Themen verschoben hat, erzählt auch Pfarrer Steffen Karas von der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus in Blankenfelde. „Viele Menschen waren wegen des Lockdowns im Frühling bis an ihre Belastungsgrenze gefordert, wenn sie neben der Arbeit auch häusliche Kinderbetreuung übernehmen mussten. Andere verloren mit dem Job ihre Existenzgrundlage.“ Gesellschaft nicht auf Pandemie vorbereitet: Auf die Pandemie sei die Gesellschaft insgesamt nicht vorbereitet gewesen, sagt der Geistliche. Seine Gemeinde hält sich bei den Auflagen im Gottesdienst an Richtlinien vom Erzbistum Berlin. „Ich habe die Pandemie als schwierige Zeit mit tiefen Einschnitten bei den Begegnungen erlebt“, sagt Karas. „Mal sehen, was die Ministerpräsidenten entscheiden. Die Hoffnung wäre, nachdem Ostern für uns fast ausgefallen ist, dass wenigstens Weihnachten ein richtiges Fest wird.“ Von Conrad Wilitzki