Glasower kämpfen um alte Dorfeiche

Glasow willen nicht klein beigeben, wenn es um das Leben der alten Dorfeiche aus dem Jahr 1871 geht. Die Friedenseiche soll an diesem Freitag gefällt werden, seit der Fälltermin durchgesickert ist, ist der Glasower Dorfanger zum Parkplatz geworden. Für Freitagmorgen wird ab 7 Uhr zu einer Demonstration an der Eiche aufgerufen. Es ging hin und her in den letzten Tagen. Gemeindevertreter der verschiedensten Parteien setzten sich dafür ein, dass ein neues Gutachten Klarheit über den gesundheitlichen Zustand des Baumes bringen soll. Vorläufig vergeblich. Bürgermeister Michael Schwuchow (SPD) beharrt darauf, dass die Eiche gefällt werden muss. „Wir haben sogar eigens einen speziellen Zuwachsbohrer angeschafft, mit dem wir der Eiche in den letzten Tagen noch einmal auf den Puls gefühlt haben“, sagt der Bürgermeister auf die Frage, warum er auf dem kurzfristigen Fälltermin besteht. Ergebnis der Bohrung: Die noch gesunde Hülle des Baumes ist fünf bis sechs Zentimeter dick. „Das trägt den Baum nicht mehr lange, schon gar nicht, wenn in Kürze das Laub hinzukommt.“ Die Bohrungen seien in einer Höhe von 70 Zentimetern gemacht worden. Weiter unten, näher zu den Wurzeln, müsse man mit noch stärkeren Schäden rechnen. Ein kräftigerer Sturm könnte die Eiche demnächst umblasen, fürchtet der Bürgermeister. „Ich würde wohl nicht mehr glücklich werden, wenn dort gerade Kinder oder Erwachsene unterwegs sind, und denen geschieht etwas.“ Lesen Sie auch Dorfeiche in Glasow: CDU will Baumfällung hinausschieben Friedenseiche im Ortsteil Glasow: Gemeinde will Ende Februar fällen Klaus Grüneberg, Vorstandsmitglied im Bürgerverein, versteht nicht, warum sich der Bürgermeister nicht auf ein neues Gutachten einlassen will. Der Glasower, der direkt gegenüber der Eiche wohnt, hängt auch aus familiären Gründen an dem Baum. Seine Familie hat den Baum in den vergangenen 150 Jahren gehegt und gepflegt. Bürgerverein und Grüneberg haben angeboten, das Gutachten zu finanzieren. Selbst der Vorsitzende der SPD in Blankenfelde-Mahlow, Andreas Babernitz, wandte sich in den letzten Tagen an den Bürgermeister und im Anschluss an die Öffentlichkeit in der Gemeinde: „Ich habe unserer Verwaltung angeboten, dass sich ein vom Landesamt Brandenburg öffentlich bestellter und vereidigter regionaler Baumgutachter den Baum nächste Woche selbst ansehen könnte, um eine qualifizierte Kurzeinschätzung abzugeben und damit der konkrete Prüfumfang eingeschätzt wird. Die entstehenden Kosten für ein Baumgutachten wollte ich meiner Heimatgemeinde gern schenken“, schreibt Babernitz. „Alles wurde vom Bürgermeister schriftlich abgelehnt.“ In der Hand des Bürgermeisters: Zuletzt hatte sich auch der Ortsbeirat Mahlow mit der Friedenseiche beschäftigt. Dabei gab es einen Austausch zwischen Bürgermeister Schuchow, Hans-Walter Ludwig, dem Vorsitzenden des Bürgervereins Glasow, und Andreas Buch von der CDU. Die CDU hatte mit einem Dringlichkeitsantrag darauf gedrängt, die Baumfällung hinauszuschieben. Der Eindruck im Ortsbeirat: Man ist sich einig über eine erneute Schalluntersuchung des Stammes. Ein neues Gesamt-Gutachten aber sollte es nicht geben. „Es liegt jetzt in der Hand des Bürgermeisters“, hieß es nach der Sitzung. Und der scheint überzeugt. Bürgermeister Schwuchow sagt: „Warum sollen wir noch ein Gutachten abwarten, wie viele Gutachten sollen wir noch in Auftrag geben?“ Er würde den Baum auch gerne erhalten, sagt er. „Ich mache das nicht aus Jux und Dollerei. Aber wenn der Baum erstmal gefällt ist, werden alle, die sich jetzt für seinen Erhalt einsetzen, sehen, dass es höchste Zeit dafür war.“ Erst am späten Donnerstagnachmittag teilte nun das Büro des Bürgermeisters mit, dass die Fällung der Dorfeiche doch ausgesetzt werden soll. Man werde gemeinsam mit der Gemeindevertretung entscheiden, wann und wie es mit der Glasower Dorfeiche weitergeht. Von Udo Böhlefeld