Großbeeren: Zweirad-Shop Rudas feiert 30. Geburtstag

Als Schmied und mit Pferden startete Reinhard Rudas ins Berufsleben; als Einziger in der Familie, der nichts mit Handel zu tun hatte, beendet er sein Arbeitsleben im Herbst – nach 30 Jahren intensivster Beschäftigung mit Drahteseln. Am 1. August feiert seine Firma Zweirad-Shop Rudas den 30. Geburtstag. Der 66-Jährige wohnt mit seiner Familie in Mahlow-Waldblick. Als der älteste von drei Söhnen bei Trainer Werner Weise immer mehr Kilometer auf dem Rennrad fährt und schließlich zum Armeesportklub nach Frankfurt (Oder) geht, da lernt der Schmied Reinhard Rudas 1988 um: Im Autowerk Ludwigsfelde wird er Werkzeugmacher. An den Wochenenden begleitet er die jungen Radsportler zu Wettkämpfen und hilft, wenn es um Reparaturen und Ersatzteile geht. Sein letztes Gehalt im Autowerk bekommt er im Juli 1990 in Westgeld, dann kündigt er und startet mit der eigenen Firma. Zuerst mit einem Geschäft im eigenen Haus, ein Jahr später öffnet der Fachhändler in der Berliner Straße 14 in Großbeeren das zweite Geschäft. Im heutigen Geschäft geboren: Noch ein Jahr später zieht er um – „in das Haus meiner Großeltern und Eltern. Hier bin ich auch geboren, da hinten“, erklärt er, und zeigt auf eine Ecke des Verkaufsraums, wo jede Menge Fahrräder von der Decke hängen und auf dem Boden stehen. Reinhard Rudas kaufte nie bei Großhändlern, „immer direkt bei Herstellern“, sagt er. Es nutzte ihm sehr, dass Basteln und Tüfteln ihm in die Wiege gelegt scheinen. Immer mehr Fahrrad-Fachwissen eignet er sich an: „Ich musste jede Menge Lehrgänge besuchen, denn die Hersteller lassen ihre Ersatzteile nur dort verkaufen, wo sie auch fachmännisch eingebaut und repariert werden können“, erklärt er. Großauftrag von der Post für zwölf Jahre: Auf Messen in Köln oder Cloppenburg ordert er neue Ware, mit seiner Frau Elvira nutzt er diese Touren zu Wochenend-Ausflügen. „Denn Urlaub hatten wir mit den Jungs nur in den Ferien, eine Woche im Frühjahr und eine Woche im Herbst“, erzählt sie. Richtig hektisch wurde es für Reinhard Rudas 1995 mit seinem größten Auftrag: Er bekam den Zuschlag zum Reparieren von Postboten-Diensträdern. Seine Frau erzählt: „Das hieß für ihn von 4 bis 10 Uhr in Berlin reparieren, anschließend hier bis 18 Uhr im Laden stehen, nach Hause, Abendbrot, die mitgenommenen Teile reparieren, ins Bett, und früh wieder raus.“ Bis 2007 sah Reinhard Rudas’ Alltag so aus; „eine tolle Zeit“, meint er. Die Familie hat stets einsatzbereite Fahrräder: Von den Fertigkeiten des Vaters und Mannes profitierte die Familie, und das nicht nur mit stets einsatzbereiten Fahrrädern. Elvira Rudas zeigt auf ein rotes Rad an einer Wand des Geschäfts: „Mein Rennrad, das hat er selbst gebaut und mir mal zu Ostern geschenkt. Von da an konnte ich mit meinen Männern mithalten“, erzählt sie. Zeitweilig hatten sie privat jeder mehrere Fahrräder, vom Touren- über Trekkingrad bis zum E-Bike. Und auch heute noch fährt Reinhard Rudas die acht Kilometer zwischen Mahlow und Großbeeren größtenteils mit dem Rad. Von Corona habe er nur gemerkt, „dass deutlich mehr Leute kamen, um ihre Räder reparieren zu lassen oder Ersatzteile zu kaufen“, erzählt er. Ende Oktober schließt der Zweirad-Shop: Nun wird am Samstag neben dem Verkauf auch das Jubiläum gefeiert, erklärt seine Frau. Sie arbeitete sowohl bei der DDR-Interflug im Einkauf als auch später bis 2018 bei der Flughafengesellschaft. Wenn ihr Mann Ende Oktober das Geschäft schließt, dann will sie mit ihm „endlich mal länger als eine Woche Urlaub machen“, sagt sie. Natürlich auch mit dem Fahrrad. Und Reinhard Rudas erklärt: „Für meine Stammkunden bin ich aber für Reparaturen noch ein bisschen länger erreichbar.“ Von Jutta Abromeit