Corona-Auswirkungen auf den Schulbetrieb und die Schulküche in Werbig

Die Sitzordnung während der Sitzung der Gemeindevertretung Niederer Fläming stand symbolisch zumindest für einen Teil der Tagesordnung. Darauf bedacht, in Corona-Zeiten den geforderten Abstand zu wahren, saß jeder Abgeordnete an einem Extratischchen. Die sonst üblichen Erörterung einzelner Themen unter Sitznachbarn gab es diesmal nicht. Neben kleineren Beschlüssen, die es auch ohne die Coronakrise auf die Tagesordnung geschafft hätten, zählten die Auswirkungen der Krise, die wirtschaftliche Situation der Schulküche, sowie ein Bericht der Schulleiterin über den Ablauf des Notbetriebs in der Grundschule zu den wichtigsten Themen im öffentlichen Teil der Versammlung. Dem Jubel folgte der Tiefschlag: Noch Anfang des Jahres wurde in der Gemeinde als Erfolg gefeiert, dass die auf dem Campus der Generationen als Gemeindeeigene GmbH betriebene Schulküche im zurückliegenden Jahr erstmals gänzlich ohne kommunalen Zuschuss auskam. Doch der Wegfall von täglich knapp 400 Kita- und Schulessen seit der Zwangsschließung von Kitas, Hort und Schule hat die GmbH erneut an den Rand des wirtschaftlichen Ruins getrieben. Obwohl Minijobber nach Hause geschickt wurden und die fest angestellten Mitarbeiter in Kurzarbeit sind, können die laufenden Kosten nicht mehr gedeckt werden. Denn trotz eines Eilantrages bei der Hausbank wird eine Kreditüberziehung nicht geduldet. Auch wenn das Ende der Coronakrise noch nicht in Sicht ist und die Höhe des tatsächlichen Finanzbedarfs deshalb nicht abzuschätzen ist, bewilligte die Gemeinde nun einen Liquiditätszuschuss in Höhe von 5000 Euro. Dem entsprechenden Antrag stimmten alle Abgeordneten zu. Viergleisiges Notprogramm: Drastische, sich beinahe täglich ergebende Veränderungen gibt es wegen der aktuellen Lage auch im Schulbetrieb. „Dabei fahren wir derzeit viergleisig“, schilderte Schulleiterin Petra Schrank die Situation. Neben dem Homeschooling, das derzeit allen Erst- bis Sechstklässlern angeboten wird und der Notbetreuung von Kindern, deren Eltern in so genannten systemrelevanten Berufen tätig sind, bereitet sich das Kollegium auf die Rückkehr der Sechstklässler ab nächster Woche, sowie der Fünftklässler in der Woche darauf vor. Hinzu kommt der Präsenzunterricht für Schüler, die am elektronischen Fernunterricht aus unterschiedlichen Gründen nicht teilnehmen können. Der Aufwand, den Schule, Schüler und Eltern betreiben müssen, ist enorm. Da die Anzahl der Schüler pro Raum auf maximal 15 beschränkt ist, werden mehr Pädagogen und mehr Räume benötigt. „Wenn dann schrittweise die unteren Jahrgänge dazu kommen und noch die gleichen Auflagen gelten, wird’s bei beidem eng“, berichtete Schrank den Abgeordneten. Mit einem Rundbrief an alle Elternhäuser hat die Schule versucht, die Stimmungslage bei Schülern und Eltern zu erkunden. Die Rückmeldequote liegt bei etwa 98 Prozent. Das Spektrum der Antworten ist breit gefächert und reicht von der Einsicht in die getroffenen Maßnahmen bis zur Überforderung und dem ungeduldigen Hoffen auf die Rückkehr zur Normalität. Der tägliche, direkte Kontakt fehlt: „Diejenigen, die das Ganze am leichtesten wegzustecken scheinen, sind die Kinder selbst, aber es ist den meisten anzumerken, dass sie den täglichen Kontakt mit ihren Freunden und Klassenkameraden und sogar den ,richtigen’ Unterricht vermissen“, sagte Schrank. Auch wenn die Technik die Not ein wenig lindert, sieht sich die Schulleiterin um ein wichtiges Element beraubt: „Wenn ein Kind traurig ist und Hilfe braucht, ist es oft eine einfache Umarmung, die helfen kann und schon ist wieder alles gut. Jetzt ist es so, dass du das Kind siehst und willst es automatisch drücken – und kannst und darfst es nicht.“ Von Uwe Klemens

Werbig - Schule und Schulküche kämpfen mit Corona-Folgen