Corona in Teltow-Fläming: Flüchtlingshilfen beklagen neue Probleme

Nachdem das Thema Asyl wieder aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten war, konnten die Flüchtlingsinitiativen im Landkreis Teltow-Fläming in Ruhe an der Integration Zugewanderter mitwirken. Allerdings wurden sie 2020 in ihrem Engagement von den Auswirkungen der Corona-Pandemie gestoppt. Einige Aktivitäten kamen zum Erliegen. „Wir erhielten keine Möglichkeit, in die Heime reinzugehen“, berichtet etwa Ulrike Hildebrandt, Vorsitzende des Grenzenlos Rangsdorf e.V. „Deutschunterricht, Frauenfrühstück und Fahrradwerkstatt mussten leider ausfallen. Unsere Rechtsbelehrung kann zum Glück weitergehen und unsere Kleiderkammer hat hin und wieder geöffnet.“ Zu ihrer Initiative gehören 90 Mitglieder. „Der harte Kern sind etwa 25 Helfer.“ Kritik am Krisenmanagement: Mit dem Krisenmanagement des Landkreises für die Übergangswohnheime ist Ulrike Hildebrandt unzufrieden. „Mir scheint, dass die Bewohner zumindest im ersten Lockdown recht allein gelassen wurden. Die Verantwortung wird auf die Sozialarbeiter abgewälzt. Mir ist der Fall einer Familie mit Covid-19 bekannt, die zwei Wochen lang in Quarantäne in ihrer kleinen Wohnung bleiben und sogar darin kochen musste.“ Als größtes Problem für Flüchtlinge sieht Hildebrandt nach wie vor die Wohnungs- und Arbeitssuche an. „Erst dauert die Antragsbearbeitung ewig und dann muss sie oftmals wiederholt werden, weil sogar Anträge und Belege einfach bei den Ämtern ‚verlorengegangen sind’. Und dann fängt wieder alles von vorne an. Besonders problematisch ist immer wieder das Ausfüllen von Arbeitslosen- und Jobcenteranträgen.“ Eine Antwort der Gleichstellungs- und Integrationsbeauftragten des Landkreises auf eine MAZ-Anfrage zu den Problemen der Asylinitiativen steht bislang aus. Stark eingeschränkter Zugang zu Heimen: Ebenfalls viel Schriftverkehr mit Behörden hat der Beauftrage des Evangelischen Kirchenkreises Zossen-Fläming, Hartmut Hochbaum. „Ich muss vor allem den Kontakt zu Anwälten halten“, berichtet der Kreisdiakoniepfarrer. Auch er hatte in diesem Jahr nur einen stark eingeschränkten Zugang zu den Heimen, was Kontaktpflege und Seelsorge erschwerte. Der Begegnungstreff in Zossen, mit dem er schon lange vertraut ist, konnte ebenfalls mehrere Monate nicht öffnen. Dennoch versucht er, beispielsweise Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf weiter zu unterstützen. „Behördengänge und sogar Einkäufe wurden 2020 schwieriger für die Geflüchteten. Nachdem es während des ersten Lockdowns im Frühling zum Teil nicht leicht war, ihnen die Hygienemaßnahmen zu vermitteln, gehen sie jetzt mit viel größerer Vorsicht vor und halten sich weitgehend an die Vorschriften.“ „Not macht erfinderisch“: Trotz Corona kann Pfarrerin Mechthild Falk von der Flüchtlingshilfe Jüterbog auf ein erfolgreiches Jahr zurücksehen. „Wir arbeiten seit sechs Jahren sehr projektorientiert, was uns jetzt zugute kommt. Not macht eben erfinderisch.“ Die Initiative aus 15 Aktiven unter dem Dach der evangelischen Kirche gestaltete ihre beliebten „Teestunden“ zu Videokonferenzen um. Aus einem Frauen- und Mädchen-Nähprojekt von 2019 wurde ein Maskenprojekt, bei dem vier Flüchtlinge mehr als 200.000 Masken für Einrichtungen wie etwa Behindertenwohnheime herstellten. Auf die Überforderung von Eltern beim Homeschooling reagierte die Gruppe mit Nachhilfepatenschaften. Und am 9. Dezember startete ein Digitales Lernzentrum im Abtshof Jüterbog, um die Schulkommunikation und Hausaufgaben sicherzustellen. „Auch für unseren Umzug in das Johanniter-Seniorenzentrum im September sind wir sehr dankbar“, betont Falk. „Nachdem uns die katholische Kirchgemeinde Unterschlupf gewährte, können wir jetzt unsere Projekte wieder neu aufstellen.“ Von Conrad Wilitzki