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Bereits einen Tag vorm großen Abschiedsessen am Sonnabend, das Wirtin und Inhaberin Ingrid Becker ganz privat für rund 60 Gäste gab, schwangen sie und ihre Helfer noch einmal die Kochlöffel, schnippelten und kosteten, bis noch einmal ein großes Buffet fertig war. Das wie vielte? Sie weiß es nicht nach all den Jahrzehnten mit Hochzeiten, Vereinsabenden, Silvesterfeiern. Mit diesem Abend wollte sie sich aus ihrem Metier in die Rente verabschieden. Gekommen waren Kinder, Enkel und Familienangehörige, Freunde und Geschäftspartner. Mit Kasseler auf Sauerkraut, Hirschgulasch mit Rotkohl, Schweinerollbraten und einer großen Spätzlepfanne wurde noch einmal kräftig aufgetischt. Ein wenig wehmütig blickte Ingrid Becker auch auf ihre Speisekarte, die jahrelang neben solider Hausmannskost etwa einen „General“ anpries – ein Schnitzel – oder die „Napoleonplatte“. Nach 48 Jahren harter Arbeit am Herd „ist es auch irgendwann mal genug“, sagt die Mutter von fünf eigenen und einem angeheirateten Kind, der die Abschiedsrede am Samstag „fast schwerer fiel als das Kochen“, wie sie sagte. Der Geschichtsverein Ludwigsfelde schenkte ein Bilder-Mosaik der bisherigen Glockenfeste, die am 3. Oktober dort gefeiert wurden. Für Bürgermeister Frank Gerhard war der „Alte Krug“ „nicht nur eine Gaststätte, er war eine Institution“. Er bedankte sich „für mehr als 250 Jahre Gastlichkeit im Ort“. Weil Ingrid Becker auch Facebook-Freundin sei, verliere er den Kontakt zu ihr „bestimmt nicht“. Die Familie überraschte sie mit einem unterhaltsamen Video zur Krug-Geschichte und einem Monatskalender für 2013: zwölf Päckchen mit ganz persönlichen Geschenken.
Ab März wird umgebaut: Wo heute noch die Küche ist, entsteht ein Schlafzimmer, der Gastraum wird Wohnzimmer. Äußerlich wird man dem denkmalgeschützten Haus das alles nicht ansehen. Nur Dachziegel und frische Fassade zeugen irgendwann davon, dass die Wirtsleute jetzt mehr Zeit haben. (Von Jutta Abromeit
und Andrea Beck)