Bis 2007 war das Haus bewohnt, zuletzt nur noch die untere Etage. Auch wenn es jetzt eine Großbaustelle ist – vieles bleibt, wie es ist. Die neuen Besitzer legen Wert darauf.
Es ist noch kein ganzes Jahr her, dass Thomas W. und Karen H. das Gebäude zum ersten Mal sahen. Inzwischen stecken sie mitten in der Sanierung. Das Paar aus Berlin will sich in Gebersdorf ein neues Zuhause schaffen. Das wird mehrere Jahre dauern. Was sie können, machen sie selbst. Thomas W. ist Tischler, Karen H. Garten- und Landschaftsexpertin.
Behörde erlaubte Fenstereinbau
Dass sie ausgerechnet das älteste Haus in Gebersdorf ihr eigen nennen würden, war Zufall. Und noch vor dem Kauf kam der Kontakt mit den Denkmalpflegern zustande. Denn bei aller Liebe zum Altbau: Die Luken, die kaum Licht in die Kammern der Dienerschaft ließen, hätten nicht einmal den genügsamsten Ansprüchen genügt. Die Behörde erlaubte den zusätzlichen Einbau von Fenstern auf der Hofseite des Gebäudes. Auf der Positivliste für den Kauf standen außerdem das intakte Dach und die volle Erschließung.
Erst vor kurzem stahl das ehemalige Gutsverwalterhaus der gegenüberliegenden hübschen Dorfkirche die Schau. Das gesamte Gebäude war von der Naturhaus-Manufaktur aus Sonnewalde in Folie verpackt und fast einen ganzen Tag lang mit vier Heißluftgeräten beheizt worden, um Holzschädlinge loszuwerden. Aus Berlin kam eine Baufachfrau, die den Hausbesitzern beibrachte, wie man mit Lehm putzt. Der Giebel ist bereits fertig, an der Hofseite wird weiter gearbeitet.
Schäden an Wänden und Decken
Das Äußere ist nur der Anfang. Viel Arbeit wartet im Inneren auf die Neu-Gebersdorfer. Die alten Backstein- und Dielenböden, die Türen und Fenster müssen überarbeitet, Schäden an Wänden und Decken ausgebessert werden. Aber Thomas W. und Karen H. sind guter Dinge. Das mag auch an ihren neuen Nachbarn liegen. „Die Leute sind so hilfsbereit“, sagt Thomas W. „Wir haben den Eindruck, sie freuen sich, dass das Haus endlich gemacht wird“, fügt Karen H. hinzu.
Hin und wieder sieht der Vorbesitzer nach dem Rechten. Otto-Irmin Hannemann war 25 Jahre lang Ortsvorsteher in Gebersdorf. Gern gibt er Interessierten eine Einführung in die Ortsgeschichte. Alle schriftlichen Unterlagen, die das Haus betreffen könnten, sind vermutlich bei dem Brand des Pfarrhauses im Jahr 1860 vernichtet worden, so berichtet er.
Eines der ältesten Wohngebäude
Das 1997 erarbeitete Denkmalwert-Gutachten bescheinigt den neuen Besitzern, dass sie eines der ältesten ländlichen Wohngebäude der Region erworben haben. Es ist nicht nur baugeschichtlich, sondern auch volkskundlich bedeutend. „Das ist selten“, sagt Hiltrud Preuß von der Denkmalbehörde des Kreises. Etwas Besonderes sei die über der Stubentür erhaltene Holztafel, die die Bauzeit dokumentiert. „Außergewöhnlich ist der Grundriss mit den relativ großen Räumen im Obergeschoss“, sagt Hiltrud Preuß.
Auch die Ausstattung lässt das Herz von Denkmalliebhabern höher schlagen. In den Stuben sind die Wände mit Schablonenmalerei verziert, von den vier Kochstellen können drei in die künftige Inneneinrichtung einbezogen werden. Besonderes interessant ist der sogenannte Sparherd – oder eher ein Vorläufer dieser Herdform. In dem Keller, einem Tonnengewölbe, werden in Zukunft wohl wieder Gemüse und Wein der Hausbesitzer lagern.
Fördermittel werden dringend gebraucht
Hiltrud Preuß betreut die Bauherren und ist sehr froh darüber, dass deren Herangehensweise mit den Vorstellungen des Denkmalschutzes übereinstimmt. Denn sie lassen sich Zeit, das sei aus behördlicher Sicht „genau das Richtige“ für dieses Haus, wie die Denkmalpflegerin findet. Einig ist sie sich mit Thomas W. und Karen H. darüber, dass Fördermittel für den Erhalt solcher Denkmäler auf dem Land dringend gebraucht werden.
Von Martina Burghardt
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