Man braucht keinen Dolmetscher, um einen Fußball im Tor zu versenken. Eine gute Vorlage reicht, egal, welche Sprache der Mitspieler spricht. Die Erfahrung macht gerade auch Rabi Yassin. Seit drei Monaten geht der Zwölfjährige aus dem Ludwigsfelder Flüchtlingsheim am Birkengrund regelmäßig kicken beim Ludwigsfelder FC. Er würde sich auch gerne das Trikot des Vereins anziehen und sonntags mit seiner Mannschaft gegen andere Clubs aus der Region antreten. Das ist allerdings nicht so einfach.
Alle Folgen der MAZ-Serie
Folge 1: Ein Neuanfang
Folge 2: Privatsphäre
Folge 3: Rabi und Hala in der Schule
Folge 4: Freundliche Menschen
Folge 5: Das Boot
Folge 6: Essen für gute Bekannte
Folge 7: Das Jobangebot
Folge 8: Beim Arzt
Folge 9: Beim Basteln fallen Sprachbarrieren
Folge 10: Der Brief
Folge 11: Vom Gefühl, ein Flüchtling zu sein
Folge 12: Deutsche Sprache, schwere Sprache
Folge 13: Das Leben im Heim
Folge 14: Familie Yassin atmet auf
Folge 15: Zwei Zimmer, Küche, kahle Wand
Folge 16: Integration auf dem Fußballplatz
Folge 17: Ramadan im Flüchtlingsheim
„Um eine Spielberechtigung zu bekommen, müssen die Kinder erst mal Vereinsmitglieder sein“, sagt Hans-Joachim Bohnhoff, der Trainer der zweiten D-Jugendmannschaft beim Ludwigsfelder FC. „Das geht aber wiederum nur, wenn sie auch Papiere haben.“ Und daran hapere es bei vielen Flüchtlingskindern.
Verhandlungen über Spielberechtigungen laufen
Um die zwölf Kinder waren bislang in Bohnhoffs Mannschaft, seit Anfang des Jahres kommen auch wieder Kinder aus Syrien, Afghanistan oder Tschetschenien zum Training, fünf sind es zurzeit. „Die kommen vor allem aus Spaß am Fußball, um sich zu bewegen und sich auszutoben“, erzählt der Trainer. „Und wir lassen sie mitmachen, mehr können wir im Moment leider auch nicht tun.“ Über das Thema Spielberechtigungen verhandle der Verein schon mit dem brandenburgischen Fußball-Landesverband. Aber dessen Mühlen scheinen langsam zu mahlen.
Für Rabi Yassin ist das enttäuschend, aber den Spaß am Training lässt er sich trotzdem nicht nehmen. Schon in der alten Heimat in Syrien hat er regelmäßig Fußball gespielt. In der Türkei war damit erst mal Schluss. Umso glücklicher ist er, dass er jetzt einen Verein gefunden hat. Jeden Mittwoch und Freitag fährt er mit dem Fahrrad vom Wohnheim zum nahen Waldstadion. „Eigentlich gehe ich immer mit zwei Freunden aus der Schule, aber die haben heute keine Zeit“, erzählt Rabi, dessen Deutsch von Woche zu Woche besser wird.
Verständigung mit Händen und Füßen
Sehr zur Freude des Trainers, denn ganz ohne gemeinsame Sprache kommt ein Team dann doch nicht aus: „Die Sprache ist schon ein Problem, weil es schwierig ist, Dinge zu erklären und Ruhe in die Mannschaft zu bringen“, sagt der 53-jährige Ehrenamtler, der für die Stadt Ludwigsfelde die Sportplätze und -hallen betreut. „Bei den Jungs aus Tschetschenien helfe ich mir mit meinem Schul-Russisch und manche können ja auch schon Deutsch oder Englisch. Aber vieles geht dann auch mit Händen und Füßen.“ Der Jugendtrainer weiß, wie wichtig seine Arbeit ist, auch wenn er viel Geduld braucht, um die Bedürfnisse der Neuankömmlinge und die Anforderungen der einheimischen Kinder unter einen Hut zu bringen. „Der Sport ist für die Kinder ja die erste Anlaufstelle und auf dem Platz spielt die Sprache wirklich keine Rolle. Da merkt man dann auch, dass Vorurteile abgebaut werden.“
Info: Die Yassins sind vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen und leben jetzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Ludwigsfelde. Die MAZ begleitet sie und berichtet wöchentlich über ihr Leben in Deutschland. Alle Folgen: www.maz-online.de/Brandenburg/Eine-syrische-Familie-hofft-auf-einen-Neustart
Von Martin Küper