„Man wagt ja keine Prognosen mehr, aber ich hoffe, dass bis zum Herbst alles fertig ist“, sagt Kristel Tretschock über die Sanierung des Dennewitzer Kirchturms. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn die Kirchenälteste hat gute Neuigkeiten: Seit einigen Tagen wird nach monatelangem Baustopp wieder an der Spitze des Gotteshauses gewerkelt.
Hauptgrund für die Niederlegung der Arbeit im vergangenen Herbst war neben der sowieso eingeplanten Winterpause vor allem der Schaden, der sich entgegen eines ersten Gutachtens als viel dramatischer herausstellte. Je mehr der Giebel im Sommer freigelegt wurde, umso bitterer wurde die Erkenntnis. Am Ende war klar: 80 Prozent der Holzbalken sind unbrauchbar und müssen komplett erneuert werden. Hinzu kam die Tatsache, dass die bis dahin bewilligten Fördermittel für die Sanierung nicht ausreichen werden. „Die Kosten mussten neu ermittelt werden“, erklärt Kristel Tretschock.
Hintergrund: 75 Prozent der rund 200 000 Euro teuren Sanierung waren zunächst im Jahr 2017 vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) bewilligt worden. Der übrige Teil sollte über die Kommune und den Kreis sowie die Stiftung Denkmalschutz und aus eigenen Mitteln der Kirchengemeinde finanziert werden. Durch die Neuermittlung des Schadens musste schließlich ein Drittel der ursprünglichen Kosten nachbeantragt werden. Anfang dieses Jahres gab zum Glück auch dafür die Zusage.
Doch warum war der Giebel überhaupt in einem so schlechten Zustand? Restaurator und Zimmerer Stefan Hammermeister kennt die Antwort: „Wasser und Dreck“, sagt er, hätten das Holz fast komplett zertört. Bis zu einem Brand im Jahr 1686 lag der Giebel des Turms bereits mehr als 100 Jahre frei. Den entstandenen Schaden konnten auch die von 1714 bis 1716 angebrachten Schiefern nicht mehr abfangen. „Der Turm war eigentlich schon tot, bevor sie ihn verschiefert haben“, sagt Stefan Hammermeister heute. An den freigelegten Balken kann der Experte noch zahlreiche Nägel erkennen, mit denen der Giebel schon bereits notgedrungen zusammengehalten wurde.
Zum derzeitigen Stand der Sanierung erklärt Stefan Hammermeister: „Jetzt folgt der Rückbau. Danach werden die Hölzer durchsaniert.“Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er den Giebel mittlerweile fast bis zur Basis zerlegt. Anschließend sollen neue Balken aus Kiefern- und Eichenholz den Turm wieder stabil machen. „Wir werden etwa ein Vierteljahr brauchen“, erklärt Stefan Hammermeister zum Zeitplan. Dass der Turm dann für immer hält, kann der Zimmermann aber nicht versprechen. „Eine Sanierung ist immer so für 50 Jahre geplant“, so Hammermeister. Aber immerhin seien die Voraussetzungen für eine lange Lebensdauer dieses Mal von Anfang an gegeben.
Von Isabelle Richter