Großbeerener Unternehmen verwandelt Asche in Bausand

Noch ist Sand in Deutschland ein vergleichsweise günstiger Rohstoff. Rund 15 Euro kostet hierzulande die Tonne. In Singapur muss man etwa das zehnfache dafür bezahlen. Ein deutliches Zeichen, dass der Rohstoff für Baumaterialien knapp wird. Abbas Khan (43) hat im vergangenen Jahr in Großbeeren ein Unternehmen aufgebaut, das auf diesen Markt abzielt. Sand für Baustoffe: Seit dem Herbst 2019 ist die Zaak Technologies GmbH im Gewerbegebiet in Großbeeren zu Hause. Im vergangenen Jahr hat Abbas Khan dort seine Maschine und ein Labor aufgebaut, in dem er die Verwendungsmöglichkeiten seines durch Upcycling gewonnen Rohstoffes durch Herstellung kleiner Chargen herausfindet und demonstriert. Upcycling, das heißt, dort wird in einer kleinen chemischen Anlage vor allem die Asche aus Kohlekraftwerken in eine Art Sand verwandelt. Sand, der ganz gezielt für die Herstellung von Baustoffen wie Beton, Betonsteinen, Dachbetonsteinen und ähnliche Produkte verwendet werden kann. Dabei ist er rund 30 Prozent leichter als konventioneller Sand und habe bessere Wärmedämmwerte. Zaak Technologies in Großbeeren ist so etwas wie das Hauptquartier des neuen Unternehmens. Von dort aus sucht Abbas Khan Partner und Lizenznehmer in aller Welt für seine einmalige Idee und sein bislang einmaliges Produkt. In der Großbeerener Lagerhalle kann er am Tag zwischen einer und zwei Tonnen des Bausandes produzieren. „Das reicht vielleicht, wenn ein Unternehmen damit herumprobieren will, aber für größere Mengen ist hier nicht der Platz“, sagt er. Große Produktionsanlagen sind auch gar nicht das Ziel von Zaak Technologies, jedenfalls nicht in Großbeeren. „Das hier ist unser Innovationszentrum“, sagt er und umfängt die chemische Anlage und das Labor mit weit ausholenden Armen. Asche wird zu Baugold: Seinen Doktor für physikalische Chemie hat Abbas Khan in Heidelberg gemacht. Danach arbeitete er eine Zeit lang in Australien, kam in Indien auf die Idee für sein Upcycling-Produkt, als ihm dort eine Baustelle auffiel, auf der nicht mehr gearbeitet wurde, weil Sand fehlte. Das Patent für das Verfahren, mit dem er aus Asche Baugold macht, hat er schon seit 2016. Abbas Khan nennt seinen Sand Lypors. Lypors sieht aus wie brauner Zucker. Bei den Lypors-Proben, die als Demonstrationsobjekte in der Halle lagern, handelt es sich um relativ grobkörniges Material, bei dem man aber die Ecken und Kanten, die es für die weitere Verwendung in Baustoffen braucht, gut sehen und fühlen kann. „Die Körnung kann man natürlich auch anders wählen, es geht hier nur um eins: Das ist ein einzigartiges, künstliches Material der Kreislaufwirtschaft“, sagt er. Und abgesehen davon, dass Lypors voll recycelbar ist, ist an einen Mangel an Asche aus Kohlekraftwerken kaum zu denken. Milliarden Tonnen lagern weltweit auf Deponien, tagtäglich wird neue Asche produziert. Khans Erfindung kann langfristig auch dazu beitragen, dass die Deponien aus Kraftwerksasche allmählich verschwinden. Lesen Sie auch In Großbeeren entsteht aus Flugasche hochwertiger Bausand Von Ostdeutschland in die weite Welt? Dieses Potenzial steckt in der Start-up-Szene Nachdem die Anlage für die Herstellung des Bausandes im vergangenen Jahr endlich stand, wollte die junge Unternehmerfamilie richtig durchstarten. Doch wie bei zahlreichen anderen Unternehmen durchkreuzte auch bei der Zaak Technologies die weltweite Pandemie alle Pläne. „Wir hatten schon Verabredungen mit interessierten Partnern, die herkommen und sich alles ansehen wollten“, sagt Jana Martin. „Dann wurden die Grenzen geschlossen.“ Da hat auch die zeitweise Liberalisierung der Reisebedingungen nicht geholfen. „Denn jeder, der sich das hier hätte ansehen wollen, hätte ja erst einmal zwei Wochen in Quarantäne gemusst“, fügt Martin hinzu. Bei einem solch neuen Produkt reichen Zoom-Konferenzen kaum aus. Von Udo Böhlefeld