Es ist lange her, dass Jüterbogs freiwillige Feuerwehrleute zu so vielen Einsätzen ausrücken mussten: 222 Mal wurden sie im Jahr 2018 gerufen zu Waldbränden, Fehlalarmen, Brandstiftungen oder Türnotöffnungen.
Was bei den Kameraden hängen bleibt nach den einsatzreichen, zurückliegenden zwölf Monaten? „Nicht die großen Waldbrände auf dem Schießplatz“, sagt Jüterbogs stellvertretender Ortswehrführer Robert Preuß, „sondern die vielen Brandstiftungen.“
Aufgeklärt sind die mehr als 30 Fälle bisher nicht, für die die Polizei im August sogar eine Sonderermittlungsgruppe ins Leben rief. Von April bis August musste die Jüterboger Feuerwehr immer wieder in den Stadtteil Jüterbog II ausrücken. Mal brannten kleine Grasflächen oder Waldstücke, zweimal sogar mehrere Autos, mehrmals auch große, leerstehende Gebäude.
„Diese Zeit war frustrierend für uns“, sagt Preuß, „wenn man gerade vom Einsatz nach Hause kommt und man wieder zur selben Stelle gerufen wird, fängt man irgendwann an, an sich selbst zu zweifeln.“
Dennoch: Die Moral innerhalb der Gruppe sei gut, sagt Preuß. „Die Stimmung unter den Kameraden passt, auch wenn die Einsätze im letzten Jahr nicht immer einfach waren.“ 37 aktive Kameraden sind in der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Jüterbog momentan tätig. In 2018 gab es sogar mehr Zugänge als Austritte. Auch aus der Jugendabteilung konnten zwei Feuerwehrmänner in den aktiven Dienst übernommen werden.
Probleme bei der Bereitschaft am Tage
„Das größte Problem ist nach wie vor die Tagesbereitschaft von 6 bis 17 Uhr“, erklärt der stellvertretende Ortswehrführer. Denn die Kameraden sind fast alle berufstätig; viele außerhalb Jüterbogs unterwegs. Die gesunde Altersstruktur – nur einer der mehr als 30 Feuerwehrleute ist über 60 Jahre alt – ist Fluch und Segen zugleich. „Bisher hatten wir immer Glück, dass wir bei größeren Einsätzen tagsüber nicht nur mit zwei oder drei Leuten da standen“, berichtet Preuß.
Das Feuerwehr-Jahr 2018 in Zahlen
Mehr als die Hälfte der 222 Einsätze in 2018 waren Brände, insgesamt 128. 56 von ihnen waren Waldbrände. Dreimal mussten die Kameraden Brandwache halten. 79 Einsätze waren technische Hilfeleistungen. Davon wurde die Wehr 14 Mal zu Verkehrsunfällen gerufen.
Der August war der mit Abstand einsatzreichste Monat in 2018. 64 Mal rückten die Kameraden aus. Im Juli gab es 32 Einsätze. In allen anderen Monaten wurden die Kameraden zu jeweils unter 20 Einsätzen gerufen.
Insgesamt sieben Personen konnten durch die Jüterboger Kameraden gerettet beziehungsweise aus Notlagen befreit werden. Neun Verletzte aus dem zivilen Bereich und ein Verletzter aus den Reihen der Feuerwehr waren dabei zu beklagen. Für vier Personen kam jede Hilfe zu spät.
Weil auch die Nachtstunden zunehmend zum Problem werden, steigt die Belastung für die Kameraden. Das Jahr 2018 mit den vielen Alarmierungen in kurzen Abständen hat das verdeutlicht. Fast die Hälfte aller Einsätze fand binnen zwei Monaten statt. 64 Mal ist die Jüterboger Feuerwehr allein im August ausgerückt.
Durchschnittlich zwei Einsätze pro Tag: Das geht an die Belastungsgrenze, bestätigt Preuß. „Der Sommer war für uns alle anstrengend. Zwischen den Einsätzen hatten die Kameraden kaum Zeit, sich auszuruhen, manchmal nicht einmal für Schlaf“, sagt er.
Mitarbeiter der Stadt könnten unterstützen
Hauptamtliche Kollegen fordern die ehrenamtlichen Jüterboger Feuerwehrleute dennoch nicht. Sie wissen, dass das Stadtgebiet aber vor allem die finanziellen Mittel dafür zu klein wären.
Der stellvertretende Ortswehrführer spricht sich deshalb für einen Kompromiss aus: Wann immer die Stadt neue Mitarbeiter einstellt, sollten diese auch als Mitglieder der Feuerwehr angeworben werden. „Im Rahmen der Arbeitszeit könnten sie dann die ehrenamtlichen Kameraden verstärken“, sagt Preuß.
In einzelnen Abteilungen der Stadtverwaltung wird das in Jüterbog bereits auf diese Weise gehandhabt – mit Erfolg. Auch abseits des personellen Problems läuft die Zusammenarbeit mit dem Rathaus gut. Während sich die Feuerwehren andernorts über fehlende Bekleidung oder veraltete Technik beschweren, ist man mit der Ausstattung in Jüterbog zufrieden.
„Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Stadt konnten wir in den letzten Jahren nach und nach die nötige neue Bekleidung beschaffen“, berichtet Preuß.
Ein Wunsch für das Jahr 2019
Viele Wünsche haben die Jüterboger Feuerwehrleute deshalb nicht fürs neue Jahr. „Wir hoffen, dass die Kameradschaft so gut bleibt wie sie jetzt ist“, sagt Robert Preuß. „Und dass immer alle unfallfrei zurück nach Hause kommen.“
Von Victoria Barnack