Jüterbog: Internationales Reitturnier nach dem Mauerfall

Wäre es nach den Mitgliedern des Jüterboger Reitvereins gegangen, wäre die Stadt noch heute ein Mekka des deutschen Reitsports. Obwohl die erste Hürde dorthin bereits wenige Monate nach dem Mauerfall genommen wurde, kam es anders. Fast auf den Tag 30 Jahre ist es her, dass sich die internationale Pferdesport-Elite im Reiterstadion Hauschteckslust ein Stelldichein gab. Bis die Fotos im Privatalbum des damaligen Turnierleiters Jürgen Pasemann erinnert heute nichts mehr an den einstigen Glanz des Jüterboger Reitsports. Nicht die größten, aber trotzdem mit Erfolgen: „Bis heute höre ich auf internationalen Turnieren immer wieder die Frage: Warum habt ihr euch diesen schönen Platz einfach wegnehmen lassen?“, berichtet der heute 82-Jährige Pasemann, der als Preisrichter bis heute auf internationalem Parkett dem Pferdesport die Treue hält. Zusammen mit Eberhard Mertens, damals Chef der Jüterboger LPG, leitete Pasemann die zur Betriebssportgemeinschaft (BSG) des Volkseigenen Gutes Kaltenhauses gehörende Reitsport-Sektion. „Hauschteckslust war zur Zeit des Mauerfalls der traditionsreichste Ort der DDR-Reitsportler und Ausrichter von sieben DDR- und unzähligen Qualifikationsturnieren. Auch wenn wir mit 120 Mitgliedern und 22 Pferden nicht der größte Klub waren, hatten wir doch auch einige Erfolge“, blickt Mertens zurück. Als nationale und internationale Reitsport-Komitees nach Turnierplätzen für die ersten gesamtdeutschen Meisterschaften der Spring- und Dressurreiter Ausschau hielten, fiel die Wahl für die Quali-Turniere auf Gera und Jüterbog. 22 Nationen auf dem ostdeutschen Parcours: „Die 10.000 Besucher waren zwar nicht unser Rekord, aber zu jener Zeit beachtlich“, erzählt Mertens. Reiter aus 22 Nationen kämpften auf dem traditionsreichen Parcours fair und unter den Augen der internationalen Fachleute um die Plätze auf dem Siegertreppchen. Eine Crew von etwa 80 Helfern sorgte dafür, dass alles reibungslos lief. Dass Pasemann in den Wochen davor zwei Mal wöchentlich zur nächstgelegenen Telefonzelle, von der Gespräche in den Westen möglich waren, reisen musste, um Absprachen zu treffen, gehört zu den Kuriositäten. Dass der angefragte Star-Moderator aus dem Westen Jüterbog mit Göteborg verwechselte und der Caterer in letzter Sekunde das Handtuch schmiss und Essen und Schmutzgeschirr täglich zwischen der Flughafenküche in Schönefeld und Jüterbog hin- und herkutschiert wurde, sind weitere. Turnier-Ort mit Herz: Noch heute sind Pasemann und Mertens stolz auf das damals von allen Seiten tönende Lob für den reibungslosen Ablauf des Turniers. „Jüterbog ist ein Turnier-Ort mit Herz, an dem an alles gedacht wurde, lobte der Mannschaftsleiter des Teams aus Nordrhein-Westfalen“, erinnert sich Pasemann. Dass das Reitstadion 2003 an den Landkreis verkauft wurde, der dort die Skatarena errichtet, konnten Lobeshymnen und jahrelanger Kampf der Reiter trotzdem nicht verhindern, die seither im Jüterboger Ortsteil (Kuh-)Werder zu Hause sind. Lesen Sie auch Jüterboger Reitverein erinnert an Reitsportlegende Hans Günter Winkler Werder - Mehr als 350 Pferde beim Reitturnier – MAZ - Märkische Allgemeine Jüterboger Verein bezieht Mehrzweckplatz - Reiter haben neues Zuhause – MAZ - Märkische Allgemeine Von Uwe Klemens