Jüterboger Wilhelm Unnerstall entwickelt Upcycling Ideen und -Konzepte.

„Würde man die leeren Verpackungen der zu Weihnachten verschickten Pakete über Jüterbog auskippen, würde wohl die ganze Stadt darunter verschwinden“, sagt Wilhelm Unnerstall. Umweltschutz ist für den 62-jährigen, gelernten Forstwirt und Tischler, mehr als ein leere Worthülse. Credo seiner von ihm vor 17 Jahren gegründeten Holzmarketing GmbH ist die Vernetzung von Ideen und Akteuren, um nachhaltige Holzgewinnung und dessen klimafreundlichen Einsatz zu befördern. Die Zahl der zum letzten Weihnachtsfest verschickten Pakete spielt bei Unnerstalls jüngstem Projekt eine große Rolle. „1,8 Milliarden wurden per Post verschickt, was auch bedeutet, dass 1,8 Milliarden Kartons hinterher meist weggeworfen wurden, was ökologisch Unsinn ist“, sagt der Tüftler. Für das vom Berliner Senat auf den Weg gebrachte Programm „Re-Use Berlin“, mit dem das Reparieren, Wiederverwenden und Weitergeben von Dingen gefördert werden soll, hat der Jüterboger nun die ersten drei Prototypen für Sammelbehälter für leere Paket-Verpackungen entwickelt. Nicht nur praktisch, sondern auch Bewusstseinsbildend: Sollte sich der Probelauf als erfolgreich erweisen, könnten die Sammelstationen an den 500 in der Hauptstadt existierenden Packstationen künftig dafür sorgen, dass die leeren Pakete, sortiert nach Größe, Nachnutzer finden. Neben der unmittelbar erreichten Einsparung von Ressourcen würden die Sammelstationen auch wahrgenommen werden und könnten so für ein steigendes Umweltbewusstsein sorgen, ist Unnerstall zuversichtlich. Dass die 1,70 Meter hohen und 1,20 Meter breiten Sammelstationen aus wiederverwendetem Holz bestehen, versteht sich für Unnerstall von selbst, weil alles andere ein Widerspruch zum eigentlichen Anspruch wäre. Das so genannte „upcyceln“ praktiziert der Holzfachmann schon seit vielen Jahren und setzt neue Hölzer nur dort ein, wo es unbedingt sein muss. Die hölzerne Regale seiner Werkstatt beispielsweise leben bereits ihr siebentes Leben und waren früher als Messe-Pavillon, Aufsteller, Trennwand oder Fußboden im Einsatz. Die erste Sammelbox für Leerpakete soll Ende Januar in Großbeeren in die Testphase gehen, die beiden anderen kommen nach Spandau und Neukölln. Der Testlauf wird vom Berliner Wuppertal-Institut begleitet und das Nutzerverhalten ausgewertet, um herauszufinden, an welchen Details nachgebessert werden muss, damit das Angebot am Ende von den Verbrauchern auch angenommen wird. Kleiner, aber wichtiger Baustein: Dass die Boxen ein weiterer kleiner, aber wichtiger Baustein sein können, um mit einfachen Mitteln die Naturressourcen zu schonen, ist sich Unnerstall sicher. Dass das mehr als purer Zweckoptimismus ist, zeigt ein weiteres Projekt, an dem der Jüterboger mitgearbeitet hat: Das im September auf einer Etage des Karstadt-Kaufhauses am Hermann-Platz eröffnete „B-Wa(h)renhaus“. Bereits nach vier Wochen zählte der Re-Use-Store mehr als 6.000 Kunden. Das Angebot an gut erhaltener Ware reicht von Kleidung und Haushaltsgegenständen bis zu Möbeln und Unterhaltungselektronik. Lesen Sie auch Wilhelm Unnerstall aus Jüterbog ist Fachmann für Holz-Marketing Das Konzept für das Gebrauchtwarenhaus hat Unnerstall entwickelt und für die 700 Quadratmeter große Verkaufsfläche sämtliche Einrichtungsgegenstände aus wiederverwendetem Holz selbst gebaut. „Wir müssen in Europa mit guten Beispielen vorangehen, denn die Idee, die Welt allein durch Verzicht zu retten, wird nicht funktionieren“, lautet das Credo des Jüterbogers. Von Uwe Klemens