Tom Saackel aus Altes Lager will Fußballprofi werden

Tom Saackel liebt Fußball. Und so war seine Schultüte zum Schulanfang mit allem gefüllt, was ein Kicker so braucht. Die gesamte Familie hatte zusammengelegt und Töppen, Handschuhe, Trikot und einen Fußball gekauft. Der Siebenjährige wohnt in Altes Lager und besucht die Thomas Münzer Grundschule in Blönsdorf. Er wünscht sich, bald im Verein spielen zu können. Vorerst muss er sich damit begnügen mit seinen Freunden Benny und Jason in der Freizeit auf dem Sportplatz zu kicken. Um sich die Zeit bis zum Vereinsbeitritt im Zellendorer SV zu verkürzen, hört er mit der Toniebox die Geschichte „Die Teufelskicker: Moritz macht das Spiel“. In der Geschichte geht darum, dass Moritz mit seiner Mutter in eine andere Stadt zieht und damit sein Traum von einer Karriere beim SV Hulstorf jäh endet. An seinem neuen Wohnort könnte er bei den Blau-Gelben mitspielen. Für ihn zuerst unvorstellbar. Doch das Kribbeln in seinem Schussbein und die riesige Lust Fußball zu spielen, sorgen beim Titelhelden für ein Umdenken. An der Wand verewigt: Inzwischen hat Tom die Geschichte rauf und runtergehört und kann sie selbst nacherzählen. Als kürzlich das Kinderzimmer gestrichen wurde, entschieden seine Eltern Melanie und Dieter Saackel, eine Wand weiß zu lassen, um dort ein Fußballmotiv anbringen zu lassen. Vor fünf Jahren hatten sie das im anderen Zimmer ebenso gemacht. Sie beauftragten Birgit Wohlauf vom Tatoostudio Stichtag in Jüterbog damit, ein Bild an die Wand zu malen. Damals war es ein Traktorfahrer. Dieses Mal musste sie nicht lange nach einem Motiv suchen. Es sollte unbedingt ein Fußballspieler sein. „Ich habe mir Moritz aus meiner Geschichte gewünscht“, sagt Tom Saackel, der später einmal Fußballer werden möchte. Birgit Wohlauf hatte zwei verschiedene Motive zur Auswahl mitgebracht. Nachdem die Entscheidung gefallen war, zeichnete sie zuerst mit farbiger Kreide die Konturen vor. Anschließend machte sie sich mit Pinsel und Farbe ans Werk. Tom durfte ihr über die Schulter schauen, während sie zusammen die Geschichte von Moritz hörten. Der schönste Dank – leuchtende Kinderaugen: Nach drei Stunden war das Werk in de Größe von 2,50 Meter x 2,50 Meter vollbracht. „Toms leuchtende Augen waren der schönste Dank“, sagt Birgit Wohlauf. Die Liebe zum Fußball teilt Tom mit seiner Mutter, deren Vater und beide Brüdern früher selbst Fußball gespielt haben. Mama Melanie ist Dortmund-Fan und hält Kissen und Decken mit den Farben und dem Logo ihrer Lieblingsmannschaft in Ehren. „Nur Papa findet Fußball nicht so gut. Dafür ist er in der Feuerwehr“, verteidigt der Siebenjährige seinen Vater. Wobei sein kleiner Bruder auch noch nicht so viel mit Fußball am Hut hat. Doch das neue Bild mit dem Fußballer an der Wand gefällt auch dem dreijährigen Max. Für Birgit Wohlauf war es eine willkommene Abwechslung. Durch die Coronakrise ist das Tatöwieren in den Sommermonaten etwas kurz gekommen. Dafür hat sie in Langengrassau ein Stromhäuschen farblich gestaltet und dem Jobcenter einen malerischen Fahrstuhl verpasst. Vor kurzem hinterließ sie ihre Spuren auch in einem Berliner Yogazentrum. Dort sollte eine Decke der Sportstätte in einen Wald verwandelt werden. „Eigentlich war ein Dosensprayer für den Auftrag vorgesehen“, so Wohlauf. Doch sie sprüht nicht und schon gar nicht in Innenräumen. Deshalb bot sie an, mit Pinsel und Farbe die Bäume an die Decke zu bringen. Anfangs waren die Auftraggeber skeptisch, als die dann aber das vollendete Werk sahen, war die Begeisterung groß. Auch in der Familie von Birgit Wohlauf ist Fußball ein Thema. „Mein Cousin war Fußballprofi beim Hamburger SV“, berichtet sie. Von Margrit Hahn