Abgespeckter Start in den Karneval in Luckenwalde und Nuthe-Urstromtal

Punkt 11.11 Uhr war es am Mittwoch zum Start in die fünfte Jahreszeit am Luckenwalder Rathaus so ruhig wie schon lange nicht. „Eigentlich hätten wir heute mit großem Brimborium das Rathaus gestürmt“, erklärte Aileen Huhnstock, Geschäftsführerin und Prinzessin des Luckenkiener Karnevalklubs (LKK). Doch Corona macht dem närrischen Trubel einen Strich durch die Rechnung. Der Sturm aufs Rathaus wurde abgeblasen. Ganz verzichten sollten die Jecken und Freunde des Karnevals auf das Zeremoniell und die Regentschaft übers Rathaus aber nicht. Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide hatte sich nicht lumpen lassen und ein sechs Kilo schweres Paket an „Ihre Exzellenz Prinzessin Aileen I., Zur Narrenhochburg 1 in 1111 LKK-Stadt“ geschickt. Aileen Huhnstock und LKK-Vize-Präsident Klaus Scheidler trafen sich unter freiem Himmel, um das Paket und Geheimnis zu lüften. Per Livestream wurde das kurzweilige Spektakel auf Facebook übertragen. Stolz hievte Klaus Scheidler den Rathausschlüssel am blau-gelben Bande aus dem Karton. „Aaah, auch die Geldkassette ist gefüllt“, frohlockte die LKK-Chefin. Neben essbaren Goldtalern gab es auch wieder die traditionelle städtische Finanzspritze für den Verein. Konfetti und jede Menge Süßigkeiten rundeten die Geschenksendung ab. Aus sicherer Entfernung hatte die Bürgermeisterin noch ihre Gedanken und Wünsche auf die Reise geschickt: „Corona ist ein teuflisch Ding, es meuchelt allen Frohsinn hin. Sogar der fünften Jahreszeit entzieht es jede Heiterkeit. Küssen verboten! lautet die Devise und zeugt vom Ausmaß der gewalt’gen Krise.“ Doch die Rathauschefin ermuntert auch ihr närrisches Volk: „Verehrte Narren, seid so gut, nehmt an euch den Regentenhut. Nutzt auch jetzt Witz und Phantasie, zwingt allen Kummer in die Knie. Lasst euch von Corona nicht besiegen und euren Mut nicht unterkriegen.“ Ruhe auch in Nuthe-Urstromtal: Kein donnernder Schlachtruf, kein Gesang und keine tanzende Kindergarde – auch in Nuthe-Urstromtal lief die Schlüsselübergabe zum Auftakt der närrischen Saison so ruhig wie nie. Ingo Drewes, Präsident des Karnevalvereins „Die Urstromtaler“, wollte trotz Corona nicht auf den Schlüssel der Gemeindeverwaltung verzichten. Ohne närrische Begleitung stattete er Bürgermeister Stefan Scheddin einen Besuch ab und holte sich den Schlüssel und die Gemeindekasse. Diese hatte der Bürgermeister mit Lutschern, Kaffee und einem kleinen Obolus gefüllt. „Abwarten und Kaffee trinken“, empfahl das Gemeinde-Oberhaupt den Jecken. Die Urstromtaler haben bis Februar alle Veranstaltungen abgesagt. In den letzten Monaten wurde zwar hin und wieder trainiert, aber längst nicht so intensiv wie in den Jahren zuvor. Selbst die Weihnachtsfeier muss ausfallen. Der Vereinsvorsitzende fürchtet, dass ohne Training und regelmäßige Treffen die Motivation fehlen und einige Kinder und Jugendliche dem Verein verloren gehen könnten. „Ich wäre heute gern in großer Gruppe gekommen“, bedauert Drewes. Pfannkuchen für Präsident und Verwaltung: Auf Pfannkuchen musste er trotzdem nicht verzichten. Der Bürgermeister hatte nicht nur für den Präsidenten frische Pfannkuchen besorgt, sondern auch für seine Verwaltungsmitarbeiter. Sollte sich bis Aschermittwoch die Lage ändern, wollen die Urstromtaler wenigstens zum Ende der Saison mit ordentlich Krawall und dreifachem Helau in der Gemeindeverwaltung aufschlagen, um den Schlüssel zurückzubringen. Die Kasse wird dann wohl leer sein. „In der Schatztruhe wurden schon einige Kuriositäten wie Schotter und Moos hin- und hergetragen“, erinnert sich der Präsident. Von Elinor Wenke und Margrit Hahn