Auch in Corona-Zeiten: MAZ-Zusteller fährt 100 Kilometer durch Nuthe-Urstromtal

Für sie kommt ein Rückzug ins Homeoffice nicht in Frage: die Männer und Frauen, die ihren Job auch während der Pandemie weiter vor Ort machen, weil es anders nicht geht – hinterm Lenkrad des Linienbusses, in der Pflege, der Kita oder im Supermarkt. Sie sind unsere Heldinnen und Helden der Coronakrise. Die MAZ stellt einige von ihnen vor. Heute: MAZ-Zusteller Markus Gudath. Mit anderen Menschen trifft der 46-Jährige im Dienst kaum zusammen. Die Abstandsregeln kann er mühelos einhalten und um Kranke muss er sich nicht kümmern – dennoch ist sein Job in der Coronakrise unverzichtbar. Sechs Mal in der Woche schlägt sich Markus Gudath die Nacht um die Ohren, um pünktlich bis 6 Uhr die MAZ bei den Abonnenten im Briefkasten zu haben. Von Montag bis Sonnabend beliefert er rund 300 Haushalte in den Dörfern. Kurzarbeit ist für ihn keine Option. Nur der Nachtschlaf kommt zu kurz. Aufstehen um 23 Uhr: „Ich schlafe am Abend vor und stehe gegen 23 Uhr auf“, berichtet der Luckenwalder. Meist eine halbe Stunde vor Mitternacht begibt er sich dann an den Standort, wo er gemeinsam mit einer Handvoll anderer MAZ-Zusteller seine Zeitungsstapel vom Transportfahrer aus Potsdam entgegennimmt. Der Übergabeort wird aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. „Wir sind angehalten, Handschuhe zu tragen“, sagt der Familienvater, „und wir halten bei der Übergabe der Zeitungen Abstand.“ Vor der Haustür liegt seine Arbeit nicht. Jeden Tag ist Markus Gudath rund 100 Kilometer auf Achse, denn er beliefert sieben Touren und klappert dabei halb Nuthe-Urstromtal ab: Hennickendorf, Woltersdorf, Scharfenbrück, Schöneweide, Schönefeld, Dümde und Lynow. „Vier bis viereinhalb Stunden hab’ ich zu tun“, erzählt Gudath. Weil er in einigen Orten auch den Wochenspiegel ins Haus bringt, macht er sich an diesen Tagen ein zweites Mal auf die Socken. Mit 30 Jahren zog der gebürtige Berliner nach Luckenwalde, seit acht Jahren ist er MAZ-Zusteller. Anfangs trug er die Zeitungen zusätzlich zu seinem Job als Glas- und Gebäudereiniger aus. Doch diese Arbeit kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen. Der Job macht Spaß: Trotz der nächtlichen Arbeitszeit beklagt sich Markus Gudath nicht, ihm macht der Job Spaß. „Ich bin auf den Touren mein eigener Herr, keiner schaut mir auf die Finger oder labert mich voll“, sagt er und schmunzelt. „Man hat Bewegung an der frischen Luft und trotzdem seine Ruhe.“ Nach getaner Arbeit geht es noch mal in die Federn. Als Held sieht er sich selber nicht. Bei Schnee und Eis unterwegs: Nur manchmal, vor allem jetzt in der kalten Jahreszeit, wird die morgendliche Tour eine echte Herausforderung oder fast ein Abenteuer. „Wenn wir einen Wintereinbruch haben und in den Frühstunden die Straßen noch nicht geräumt sind, wird es kreuzgefährlich“, sagt er aus Erfahrung. „Als letztens die Straßen vereist waren, konnte ich nur mit 40 km/h über Land tuckeln und habe anderthalb Stunden länger gebraucht.“ Zugefrorene Briefkästen: Auch wenn Gehwege glatt oder Namen und Hausnummern nicht erkennbar sind, vor allem bei neuen Abonnenten, oder die Grundstücke und Straßen im Dustern liegen, macht es ihm die Arbeit schwer. Manchmal waren auch schon Briefkästen zugefroren. „Da muss man improvisieren“, erzählt Gudath. Amüsante Momente: Auch amüsante Momente erlebt so ein MAZ-Zusteller. „In der Nacht hab ich auch schon mal durchs Fenster eine Frau mit freiem Oberkörper gesehen“, berichtet er mit einem Grinsen. Wo das war, verrät er lieber nicht. Mit den MAZ-Lesern kommt er kaum in direkten Kontakt; wenn er zustellt, schlafen die meisten. „Aber viele kennen mich“, sagt er und zum Nikolaus oder Heiligabend gibt’s für Markus Gudath auch mal ein kleines Dankeschön-Geschenk. Von Elinor Wenke