Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach spricht in Teltow-Fläming über Schaeffler, Corona, Die Flugbranche und den Biopark in Luckenwalde

Fast ein Jahr hat es gedauert, bis Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) es nach der Landtagswahl 2019 zum ersten Arbeitsgespräch nach Teltow-Fläming geschafft hat. Bei Grundsteinlegungen und Tourismus-Rundreisen sei er schon hier gewesen, erzählte er beim Besuch am Freitag. Ohnehin ist es als Kompliment zu verstehen, dass er erst so spät nach TF kommt, um über hiesige Probleme zu reden. „Dieser Landkreis ist einfach nicht der, den man am Anfang ganz oben auf der Agenda hat“, sagt Steinbach, „denn Teltow-Fläming ist ein Kreis, der mir keine Sorgen bereitet.“ Ein paar wichtige Themen gibt es dann aber doch, die Landrätin Kornelia Wehlan (Die Linke) und der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie besprechen wollten. „Wir haben uns Einiges vorgenommen“, sagte Wehlan. Die mögliche Schließung des Schaeffler-Werks beispielsweise treibt die beiden so sehr um, dass sie sich schon im ersten Vier-Augen-Gespräch am Vormittag darüber unterhalten. „Dieses Thema kann uns derzeit einfach nicht in Ruhe lassen“, erklärt die Landrätin. Mit dem möglichen Stellenabbau und dem Verkauf des Werks stehen nicht nur 400 Arbeitsplätze sondern auch der größte produzierende Betrieb in der Kreisstadt auf dem Spiel. Lesen Sie auch: Schaeffler will in Luckenwalde 140 Stellen abbauen Der Wirtschaftsminister ist ganz bei der Landrätin: Er will das Werk retten, Gespräche mit dem Konzern führen, für den Standort werben. „Sollte die Entscheidung über die Trennung vom Standort Luckenwalde sich doch als unausweichlich herausstellen“, sagte er, „gebührt es der Fairness, den Standort bis zu einem möglichen Aufkauf unangetastet zu lassen und ihn nicht um die Filetstücke zu erleichtern.“ Das Land Brandenburg will mit einem sechsmonatigen Moratorium, quasi einer Galgenfrist, ein tragfähiges Konzept für den Standort erstellen. „Nicht alles so bleiben wird, wie es jetzt ist“: Doch die Schocknachricht von Schaeffler ist nur eine von vielen Folgen der Coronakrise. Auch die Pandemie war am Freitag natürlich Thema. Weil mit MTU und Rolls Royce im Norden des Kreises zwei weitere riesige Wirtschaftsmotoren ansässig sind, ging es neben der Auto- auch um die Flugbranche. Die erhole sich offensichtlich deutlich langsamer als viele andere Wirtschaftszweige, sagte der Minister. Teltow-Fläming müsse deshalb klar sein, dass „nicht alles so bleiben wird, wie es jetzt ist“. Mit einem regelmäßigen Dialog mit den Unternehmen wolle er größeren Schäden vorbeugen. „Neben dem vielen Positiven in Teltow-Fläming dürfen wir das Problematische nicht einfach abtun“, sagte er. Steinbach will dem Biopark helfen: Aber auch abseits von den coronabedingten Problemen sieht Steinbach noch Stellschrauben, an denen der wirtschaftsstärkte Kreis im Osten drehen kann. Rund um Ludwigsfelde könne er sich durchaus noch mehr Ansiedlungen vorstellen. Mit großem Interesse verfolgte er am Freitag auch den Vortrag über die Zukunft des Luckenwalder Bioparks. „Ich hoffe, mit meinem Netzwerk aus meinem akademischen Leben die Entwicklung hier befördern zu können“, sagte Steinbach. Der Chemieingenieur war Präsident sowohl der Berliner auch der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus. Von Victoria Barnack